Die Zwölf Türme (German Edition)
warfen sie zu Hunderten ihre Waffen fort und rannten um ihr Leben.
Der Angriff raste durch die Horden der Lumpenarmee wie die Hufe eines Stieres durch einen Strohhaufen. Jetzt waren die Molochis keine aufgeputschten, blutgierigen Fanatiker mehr, nun waren sie nur noch eine vor Angst schreiende und rennende Menschenmasse.
Sie konnten nur noch sterben.
Selbst die Flucht war ihnen verstellt. Denn als die Haufen der Lumpenarmee schreiend flohen, prallten sie auf den nachfolgenden Tross, der sich wie ein blinder, dummer Wurm dem eigenen Tod entgegenschob.
Die Ödlandtruppen kannten kein Erbarmen.
Über das blutgetränkte Schlachtfeld sandte Richard seine Armeen in ein Gemetzel von solcher Grausamkeit, wie es diese Welt noch niemals zuvor gesehen hatte.
Ein schier endlos scheinender Strom von mehrspännigen Fuhrwerken und Reitern wälzte sich durch das Waldgebiet östlich von Randur nach Norden.
Mehr als viertausend Wagen unterschiedlichster Bauart, gezogen von Ochsen- und Pferdegespannen, rumpelten über die holperigen Wege, beladen mit Soldaten, Waffen und Proviant.
Die Generäle Tameroth und Delonthe hatten jedes Fuhrwerk, jeden Karren und jedes Gespann, dessen sie habhaft werden konnten, beschlagnahmen lassen, um damit fast ihre gesamte Infanterie zu transportieren. So brauchten die Soldaten nicht zu Fuß zu laufen, wodurch die Thuronenarmee weitaus schneller als gewöhnlich vorankam.
Vier Tage zuvor hatte ein Bote aus Thyra den beiden Generälen ein Schreiben des Kaisers überbracht, worin ihnen befohlen wurde, sofort über die Grenzberge ins Ödland einzudringen und auf direktem Wege nach Hamiti zu marschieren, eine der nördlichen Ödlandstädte.
Tameroth und Delonthe hatten verwundert die Köpfe geschüttelt, als sie das kaiserliche Schreiben gelesen hatten, denn es widersprach jeglicher Vernunft, die anderen Städte völlig unbehelligt zu lassen und damit den Feind im Rücken zu haben. Doch der Befehl des Kaisers war unmissverständlich und so gehorchten die thuronischen Feldherren, wenn auch widerstrebend und voller Unbehagen.
Als sie die Grenze des Savannengebietes westlich von Perum erreichten, schlugen die Thuronen ein befestigtes Feldlager auf, um hier einen Tag lang zu rasten.
Tameroth und Delonthe wollten ihren Truppen noch etwas Ruhe gönnen, bevor sie den Marsch durch die staubige, schattenlose Savanne antraten, der das Ödland seinen Namen verdankte. Noch während die Waffenknechte die Zelte aufbauten und behelfsmäßige Palisaden zum Schutz des Lagers errichteten, wurden Kundschafter und Späher ausgesandt, denn man argwöhnte, das der fremde General mit seinem Heer ganz in der Nähe war und ihnen auflauerte.
Nachdenklich schaute Tameroth auf das gelbe, trockene Grasmeer der sonnenverbrannten Savanne hinaus.
Was mochte der fremde General vorhaben, dem es gelungen war, die gefürchteten Büffelreiter zu besiegen? Wo war das vereinigte Heer der Ödlandstädte? Warum griff es nicht an? Lauerte der Feind irgendwo da draußen in der Savanne, um sie auf dem Marsch anzugreifen?
Doch all diese Fragen mussten vorerst unbeantwortet bleiben und so wandte sich der Herzog von Pandem schulterzuckend wieder dem Lager zu, das man im Schatten der Bäume errichtet hatte.
Ganz in der Nähe des Thuronenlagers waren die Gestalten der fünf Magier wie aus dem Nichts erschienen und nahmen jetzt wieder feste Formen an.
"Sie sind schon weiter vorgedrungen als wir vermutet haben", murmelte Assunta, als sie das feindliche Lager erblickte.
"Sicher haben sie Späher ausgesandt", meinte Rhemton, "Wir sollten uns gegen eine Entdeckung schützen."
"Schon geschehen", winkte Amdren ab, "Ich habe bereits dafür gesorgt, dass wir für die Augen der Thuronen unsichtbar sind."
"Dann lasst uns beginnen", sprach Myrddin, worauf sich die vier anderen auf den Boden setzten und augenblicklich in eine Art Trance verfielen, die es ihnen ermöglichte, ihre geistigen Energien auf Myrddin zu übertragen, damit dieser über genügend mentale Kräfte verfügte, die für einen starken und wirkungsvollen Illusionszauber nötig waren.
Die Geistesenergien von Assunta, Rhemton, Amdren und Sorman strömten durch ihn hindurch und bündelten sich in ihm zu einer Spirale, die sich mit seiner eigenen Energie zu verbinden suchte.
Myrddin begann, die einzelnen Kraftstränge in das Gefüge seines Willens einzuordnen. Das war harte Arbeit, denn die Energie wollte sich ausdehnen und verschwenden, wie es in der Art der meisten
Weitere Kostenlose Bücher