Dieb meines Herzens
übersehen.«
Sie räusperte sich. »Ein Vorschlag ist mir nicht erinnerlich, eher ein Befehl, wie ich glaube.«
»Verdammt.«
Die halblaut geäußerte Verwünschung verriet ihr deutlicher als jedes andere Wort, dass er so wie sie voller Anspannung war. Aus irgendeinem Grund bewirkte diese Erkenntnis, dass sich ihre Lebensgeister hoben. Positiv denken. Auch er spürt die Energie.
»Ich brachte Sie hierher, weil mir nichts anderes einfiel, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten«, setzte er leise hinzu.
»Ich verstehe, Sir. Und ich weiß Ihr Interesse an meinem Wohlergehen zu schätzen. Verzeihen Sie meine Verärgerung von vorhin. Der Nachmittag war recht anstrengend.«
»Ich kann mir nicht denken, warum Sie das sagen, Miss Hewitt. Meiner Ansicht nach gab es heute nicht viel Außergewöhnliches. Einer Ihrer Klienten missverstand die Art der von Ihnen angebotenen Therapie und versuchte handgreiflich zu werden. Ich erschien unerwartet auf Ihrer Schwelle, nachdem Sie sich zweifellos versichert hatten, dass Sie mich verlässlich losgeworden wären. Und zuguterletzt mussten Sie entdecken, dass ein Eindringling Ihren häuslichen Frieden gestört und den Aurora-Stein gestohlen hatte.«
Im Licht des Fensters konnte sie sehen, dass sich sein Mund zu einem Lächeln voller Ingrimm verzogen hatte.
»Ganz recht, Sir«, sagte sie munter. »So gesehen wird auch mir klar, dass ich auf die Ereignisse übertrieben reagierte.«
»Nicht nur Sie, Miss Hewitt. Ich gestehe, dass die Aktivitäten des heutigen Tages auch meine Nerven stark beanspruchten. »
»Unsinn. Sie haben Nerven aus Stahl, Mr Ware.«
»Nicht was Sie betrifft, Madam.«
Er öffnete die Tür des Gewächshauses und geleitete sie in die duftende Dunkelheit. Die warme, feuchte Luft hüllte sie ein. Er hielt inne und zündete eine Gaslampe an. Das niedrig brennende, grelle Licht enthüllte einen verschatteten Dschungel.
Entzückt blickte sie um sich. Exotische Palmen und tropische Pflanzen aller Arten hielten ihre breiten Blätter über ein Dickicht von Farnen und ungewöhnlichen Blüten.
»Was für ein wunderschönes Stückchen Garten Eden«, sagte sie voller Bewunderung. »Es ist großartig.«
Thaddeus folgte ihrem Blick. »Die Mitglieder meiner Familie widmen sich ihrer Leidenschaft in der Regel mit großer Energie. Dieses Glashaus ist die große Leidenschaft meiner Eltern, deren ganze Liebe der Botanik gilt. Ich schwöre, dass sie auf einem Stein Rosen ziehen könnten.«
Sie warf einen Blick auf eine Werkbank, auf der eine Ansammlung von Gartengeräten lag. Ein quadratisch gefaltetes Stück Leinwand lag daneben.
»Und Ihre Leidenschaft ist die Tätigkeit als Ermittler?«, fragte sie und drehte sich zu ihm um.
Er stand reglos da, den Rücken dem Licht zugewandt. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht sehen. »Ja.«
Nun trat eine lange Pause ein.
»Nicht jeder begreift das«, setzte er nach einem Moment hinzu.
Sie zog unmerklich die Schultern hoch. »Nicht alle haben eine Leidenschaft. Wer keine hat, versteht die anderen nur schwer.«
Er nickte ernst. »Vermutlich haben Sie recht.«
Wieder trat langes, lastendes Schweigen ein.
Sie hüllte sich in ihre Haltung wie in ein schützendes Umschlagtuch. »Also, Sir, Sie sagten, dass Sie etwas persönlicher Natur mit mir besprechen möchten.«
»Ja.«
Sie rümpfte die Nase. »Wenn Sie mir sagen wollen, dass das kleine Wirtshaus, in dem Adam und ich Sie gestern einquartierten, nicht nach Ihrem Geschmack war, entschuldige ich mich. Mir ist klar, dass das Haus Ihnen nicht zusagte, doch erschien es mir einigermaßen sauber.«
»Es geht nicht um das verdammte Wirtshaus«, unterbrach er sie brüsk. »Es geht um das, was im Wagen geschah, ehe Sie und Adam mich in den Blue Drake schafften.«
»Ich verstehe.« Sie runzelte die Stirn und verstand gar nichts. »Sie wollen von meinem Talent sprechen? Ich weiß sehr wohl, dass man in der Arcane Society nicht viel von Leuten mit meinen Fähigkeiten hält. Aber ich …«
»Sie können mir glauben, dass auch Parahypnotiseure bei der Society nicht beliebt sind.«
»Ach.« Verblüfft hielt sie inne. »Mir war nicht klar …«
»Eigentlich möchte ich mit Ihnen über mein Benehmen von gestern sprechen.«
»Was ist damit?«, fragte sie völlig verständnislos.
»Miss Hewitt, das zu sagen, fällt mir nicht leicht. Ich bin ein Mensch, der sich seiner Selbstbeherrschung rühmt. Dazu kommt, dass ich als Gentleman erzogen wurde.«
»Das bezweifle ich keinen Moment,
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