Dieb meines Herzens
gestern deshalb als Brennpunkt meines Verlangens so geeignet fand, weil ich mich schon vorher zu Ihnen hingezogen fühlte.«
»Aber wir waren einander doch eben erst begegnet«, entfuhr es ihr.
»Wenn es um Verlangen geht, ist Zeit kein Faktor, zumindest nicht für einen Mann. Noch ehe wir aus diesem verdammten Museum herauskamen, wusste ich, dass ich Sie begehrte. In jenem Moment war es mein größtes Bedauern, dass ich vielleicht nicht lange genug leben würde, um mit Ihnen Liebe zu machen.«
Sie verspürte das Prickeln belebender Erregung.
»Wirklich?«, flüsterte sie.
Er sah ihr im hellen Schein der Gaslampe prüfend ins Gesicht. »Und Sie, Leona? Spürten Sie etwas zwischen uns?«
»Ja, ja, allerdings«, sagte sie rasch, um dann zu zögern. »Aber dann sagte ich mir, dass die Ströme, die zwischen uns flossen, sehr wahrscheinlich vom Gefahrenmoment erzeugt wurden. Gefahr weckt alle Arten dunkler Energie.«
»Dass ich erweckt war, weiß ich«, sagte er trocken.
»Ich bin sicher, dass die Ereignisse, die wir gemeinsam durchmachten, auch im ruhigsten und gelassensten Menschen extreme Erregung hervorgerufen hätten.«
»In Menschen wie uns?«
Sie befeuchtete die Lippe. »Ja.«
»Ich schlage vor, dass wir zum Beweis Ihrer Theorie einen wissenschaftlichen Versuch durchführen.«
»Einen Versuch?«
»Keiner von uns beiden ist im Moment extremer Gefahr ausgesetzt«, sagte er. »Ich denke, es wäre eine hervorragende Gelegenheit, um zu überprüfen, ob die Emotionen, die wir gestern erlebten, sich auf jene Situation beschränken.«
»Oh.« Sie zögerte. »Und wie stellen Sie sich diesen Versuch vor?«
»Ich werde Sie küssen, Miss Hewitt. Wenn diese Vorstellung Sie abstößt, sagen Sie es, und ich unterbreche den Versuch sofort.«
»Was soll der Versuch beweisen?«
»Erwidern Sie meinen Kuss mit Begeisterung, ist der Schluss erlaubt, dass zwischen uns eine Art von Energie existiert, die nichts mit Gefahrenbewältigung, der Wirkung von Delbridges Droge oder Ihrem Kristall zu tun hat. Kurz gesagt, Miss Hewitt, wenn wir beide den Kuss genießen, kann
man mit Sicherheit sagen, dass wir einander anziehend finden.«
»Und wenn einer von uns den Kuss nicht genießt?« Beispielsweise Sie, setzte sie insgeheim hinzu.
Er lächelte. »Ich erinnere mich, dass Sie den Wert positiven Denkens betonten, als wir aus Delbridges Haus flüchteten. Ich werde diesen Rat jetzt befolgen.«
Sein Mund senkte sich auf ihren, heiß und berauschend. Ihre Sinne brodelten, als unwiderstehliche Ströme sinnlicher Energie sie knisternd durchströmten. Plötzlich schauderte sie vor Empfindungen und fühlte sich schwerelos. Verlangen flammte in ihr auf und fegte in einem erregenden Strudel in ihr hoch. Sie vernahm ein leises, drängendes kleines Geräusch, das von Hunger und Verlangen gefärbt war und aus ihrer eigenen Kehle kam.
Thaddeus ließ ein schweres Stöhnen hören, als wäre auch er von aufbrandender, glutvoller Energie überrascht worden.
»Ich wusste, dass es keine Halluzination war«, raunte er an ihrem Mund. Seine Lippen bewegten sich über ihren Mund und raubten ihr den Verstand. »Sagen Sie, dass Sie die Energie spüren, die zwischen uns fließt.«
»Ja.« Sie umfasste seine breiten Schultern ganz fest und kostete seine Kraft aus. »Ach ja.«
Er barg ihren Kopf in der Beuge seines anderen Armes und schmiegte sich an sie. Der Kuss wurde tiefer, ihr Kopf wurde mit sanftem Druck zurückgeneigt.
Um die Myriaden von Farbtönen und Schattierungen der Lichtströme in der Atmosphäre um sie herum zu beschreiben, gab es keine Worte. Anders als beim letzten Mal, als sie sich in einen Kampf eingelassen hatte, um Thaddeus vor den Auswirkungen des Gifts zu schützen, bestand heute nicht
die Notwendigkeit, der Macht des Begehrens zu widerstehen. Hier in diesem von Glas umschlossenen Dschungel stand es ihr frei, sich der elementaren Erregung der Leidenschaft hinzugeben.
Thaddeus löste eines nach dem anderen die kleinen Häkchen, die das knapp sitzende Mieder ihres Kleides sicherten, unter dem sie kein Korsett trug. Als das Kleid herunterglitt, bedeckte nur der feine Batist ihres Hemdes ihre Brüste. Ebenso gut hätte sie nackt sein können. Er hob seinen Kopf und blickte auf sie hinunter.
»Wie schön«, stieß er atemlos hervor.
Seine Finger strichen über eine Brustspitze. Empfindungen durchströmten sie kaskadengleich. Eine tiefe, köstliche und schmerzliche Spannung baute sich in ihr auf.
Von der heißschwülen
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