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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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daliegen?«
    Victoria erstarrte. Dann drehte sie sich ganz langsam um. Leona wusste, dass sie keine Halluzinationen hatte wie Thaddeus in der Nacht, als er vergiftet wurde. Doch ihre Gehetztheit wirkte erschütternd ähnlich.
    »Ich denke an die Vergangenheit«, flüsterte Lady Milden.
»Ich denke an all die Fehler, die ich beging. An die Dinge, die ich hätte tun sollen. Ich denke an die Verluste.«
    »Ich will meine Kristalle holen«, sagte Leona.

23
    Eine Stunde später lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und sah Victoria an, die auf der anderen Seite des kleinen Schreibtisches saß. Der Schein im Inneren des blauen Kristalls, der auf dem Tisch zwischen ihnen lag, verblasste rasch, da sich nun keine von beiden darauf konzentrierte.
    »Ich sagte schon, dass es eine ermüdende Prozedur ist«, sagte Leona leise. »Geht es Ihnen gut?«
    »Ja, ich bin nur erschöpft.« Victoria sah den Kristall stirnrunzelnd an. »War dies die Technik, die Sie vorgestern zur Rettung meines Neffen anwendeten, als er vergiftet wurde?«
    »Er erzählte es Ihnen?«
    »Er sagte, Sie hätten nicht nur seinen gesunden Verstand, sondern wahrscheinlich auch sein Leben gerettet.«
    »Ich benutzte einen anderen Kristall, doch der Vorgang ist der gleiche. Mr Ware produziert viel Kraft, daher war das Zerstreuen seiner negativen Energie für uns beide eine kleine Herausforderung, doch wir haben es geschafft.«
    Victoria zog die Brauen hoch. »Ich hatte den Eindruck, dass es für sie beide sehr knapp ausging.«
    »Bitte, denken Sie daran, Lady Milden, dass ich Ihnen bei Schlaflosigkeit und schlechten Träumen helfen kann, doch es steht nicht in meiner Macht, die Ursachen Ihrer Melancholie zu beeinflussen.«

    Victoria straffte die Schultern. »Wenn ich etwas Schlaf bekomme und wenn die verstörenden Träume aufhören, werde ich mich mit meinen Emotionen befassen können.«
    Leona zögerte, unsicher, wie weit sie gehen konnte. »Verzeihen Sie, wenn ich zu weit in Ihr persönliches Leben eindringe, doch als ich Ihre Energie vor einigen Minuten in den Kristall lenkte, fiel mir auf, dass Sie viel übersinnliche Kraft besitzen.«
    Victoria schnitt ein Gesicht. »Leider liegt das in der Familie. Auf beiden Seiten.«
    »Im Laufe meines Berufslebens habe ich für viele Menschen Traumenergie kanalisiert, und viele von ihnen besaßen starkes Empfindungsvermögen. Es waren Menschen wie Sie, Lady Milden.«
    »Na und?«
    »Mir fiel auf, dass Menschen mit großen Talenten oft an starken Depressionen und Melancholie leiden, wenn sie ihre psychische Natur nicht ausleben.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie müssen zu Ihrer Leidenschaft finden, wenn Sie ein gewisses Ausmaß an Zufriedenheit und Befriedigung erreichen wollen.«
    Die schockierte Victoria machte ein finsteres Gesicht. »Wovon reden Sie da? Seien Sie versichert, dass eine illegitime Beziehung das Allerletzte ist, was ich möchte.« Sie schürzte die Lippen. »Das ist etwas für Frauen Ihres Alters. Ich jedenfalls liebte meinen Mann heiß und innig. Ich verspüre nicht den Wunsch, ihn in meinem Herzen durch einen anderen zu ersetzen.«
    Leona wusste, dass sie errötete, doch sie sprach weiter, entschlossen, zu beenden, was sie begonnen hatte.
    »Lady Milden, ich spreche nicht von sexueller Leidenschaft,
auch nicht von jener Liebe, die man für Familienmitglieder empfindet. Ich meine jene Dinge, die wir tun, um etwas in uns selbst zu befriedigen. Menschen, die starke übersinnliche Fähigkeiten besitzen, entdecken, dass diese Leidenschaft unweigerlich mit ihrem Talent verknüpft ist.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden.«
    »Mr Ware hat seinen Beruf als Ermittler. Er gestattet ihm, seine hypnotischen Talente auf positive Weise zu nutzen.«
    Victoria schnaubte leise. »Und ohne die Notwendigkeit, die Bühne zu betreten.«
    »Nun ja, das auch. Wichtig ist nur, dass er ein befriedigendes Ventil für die psychische Seite seiner Natur fand.«
    »Man nennt ihn ›Gespenst‹, müssen Sie wissen«, verriet Victoria leise.
    »Wer nennt ihn so?«, fragte Leona erschrocken.
    »Die Leute auf der Straße, seine Informanten und jene, die seine Dienste suchen, ihn aber nicht bezahlen können. Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass er Gefahr lief, zu einem echten Gespenst zu werden, bis er sich einen Ruf als Privatermittler aufbaute.«
    »Sicher wollen Sie damit nicht sagen, dass Sie befürchteten, er würde sich etwas antun?«
    »Nein, dazu ist er zu willensstark«, sagte Victoria mit Bestimmtheit. »Nie würde er

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