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Diebe

Diebe

Titel: Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Gatti
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Armbanduhr.
    »Demi, was meinst du dazu?«
    »Baz! Tu, was ich sage. Los!«
    Mit einem letzten Blick auf den träumerischen Pool eilt sie die Treppe hinauf. Als sie sich aus dem Fenster beugt, gleitet Miguel aus dem Schatten beim Tor. Sie winkt. Er hebt eine Hand. Das Auto steht mit ausgeschaltetem Licht da, tuckert leise vor sich hin. Sie geht zum Kopfende der Treppe. »Okay, Demi.«
    »Wirf Miguel den Sack zu und spring dann runter. Ich zähl bis fünf, dann schalt ich den Alarm wieder ein. Und ab!«
    Sie zählt, während sie zurückläuft. Vier. Drei. Zwei. Eins. Der Alarm ist scharf gestellt. Jetzt noch dreißig Sekunden. Sie hält den Sack aus dem Fenster, Miguel hebt die Hände, um ihn aufzufangen. Vier Sekunden. Sie lässt ihn los, schwingt ein Bein über den Sims. Zwölf. Kein Problem. Sieht, wie Miguel den Sack auf den Rücksitz wirft und hinterhersteigt. Hört Demis Schritte auf der Treppe, dreht sich, um auch das andere Bein herumzuschwingen, und lässt sich gleichzeitig fallen, sodass sie sich nur noch mit den Händen am Sims festhält. Die Nase vor der weißen Mauer, sieht sie das plötzliche Aufleuchten der Autoscheinwerfer hinter sich und hört, wie das sanfte Tuckern sich in ein dröhnendes Brummen verwandelt. Und noch auf dem Weg nach unten registriert sie das Quietschen von Gummi, das auf dem Asphalt verbrennt. Sie landet problemlos, wirbelt herum und sieht den haiähnlichen Wagen bereits um die Ecke biegen, ganz kurz noch kann sie ein Gesicht im Rückfenster ausmachen, dann ist er verschwunden. Miguel. Warum mussten sie ihn unbedingt mitnehmen? Warum wollte Eduardo, dass er dabei ist? Um ebendies zu tun, natürlich. Eduardo hat genauso wenig Wert auf Demi gelegt wie Demi auf Eduardo.
    Im Fenster über ihr erscheint die schwarze Gestalt Demis, der dort kauert wie ein Affe. Und dann ertönt das albtraumartige Heulen der Alarmanlage. Plötzlich gehen alle möglichen Lichter an und das Haus leuchtet strahlend weiß in der Dunkelheit der langen Straße.
    Demi springt mit dem Gesicht nach vorn geradewegs herunter, landet ungünstig, das rechte Bein knickt ein. Er stößt ein schmerzliches Grunzen aus und flucht. Sie ergreift seinen Arm und zieht ihn hoch. Hinter dem Tor hören sie Rufe. In der Ferne beginnt eine Sirene zu heulen. Hunde bellen.
    »Die ham mich zum Affen gemacht!«
    »Wärst ’n Affe, könnteste besser springen. Kannste laufen?«
    »Ist keiner schneller.«
    »Trennen?«
    Regel Nummer eins. Wenn du weglaufen musst, lauf allein.
    »Trennen.«
    Sie berührt seinen Arm. Sein Gesicht ist zu einer Grimasse verzerrt. »Mama Bali, okay?«
    Sie dreht sich um und rennt in die entgegengesetzte Richtung. Die Polizeisirene ist näher gekommen. Jeden Moment wird jemand das offene Fenster entdecken. Sie rennt, so schnell sie kann. Die Straße ist zu lang, zu gerade. Sie braucht eine niedrige Mauer, ein offenes Tor. Irgendein Versteck, nur bis sich die Lage beruhigt. Nichts. Und dann, fast ohne nachzudenken, fasst sie die Straßenbaustelle ins Auge, mit den sich in einer Ecke stapelnden Werkzeugen. Sie springt über die Absperrung und in das flache Loch hinein, kauert sich nieder, und als sie sich umblickt, sieht sie Demi: eine kleine schwarze Silhouette im Scheinwerferlicht eines Polizeiwagens. Sein Kopf dreht sich, und dann hebt er langsam die Hände, fast als wolle er das Licht von sich wegschieben. Im selben Moment stürmt ein kräftiger Mann in langen Boxershorts aus dem Haustor der Doluccas. Er ruft nicht, gibt keinen Ton von sich, streckt nur einfach den Arm aus und dann knallt ein Schuss.
    Sie sieht Demi fallen.
    Sie sieht zwei Männer aus dem Polizeiwagen auf ihn zustürzen.
    Sie sieht, wie sie Demi hochhieven.
    Sie hat das Gefühl, das Herz würde ihr aus der Brust springen. Nach Luft ringend, rutscht sie hinunter auf den Boden des Erdlochs und krabbelt blind unter ein Stück Abdeckplane, drückt ihre Augen fest dagegen, in diesem schrecklichsten Albtraum, den man nur haben kann.
    Stimmen, die rufen, eine Autotür knallt zu, ein Motor, der aufheult. Ein Junge, vielleicht tot, ein Mann in seinem Haus beraubt. Ein Mann! Es handelt sich um den Captain der Polizei! Dieser Mann braucht nur mit den Fingern zu schnippen und du verschwindest auf Nimmerwiedersehen. Und sie haben einen einzelnen Jungen geschnappt? Niemals werden sie glauben, dass dieser Junge ganz auf eigene Faust gehandelt hat. Was also werden sie denken? Was?
    Baz liegt beengt wie eine Nuss in ihrer Schale, die Augen geschlossen, die

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