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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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eine leere Schale und ein Krug voller Wasser standen. Ich schloss die Türe, nahm die Schüssel und den Krug von dem Tisch, wusch mir meine Füße, damit ich die Leinen des sauberen Bettes nicht beschmutzte, und legte mich auf das Strohlager.
    Die Geräusche der Straßen drangen zu mir herauf. Ein Hund bellte in die Dämmerung, ein Betrunkener grölte ein Lied, das eigentlich niemand hören wollte, ein Nachbar schüttete den Inhalt seines Nachttopfes aus dem Fenster. Ja, es wurde dunkel und alle bereiteten sich auf die Nacht vor – genau wie wir es morgen Abend tun würden. Ich freute mich auf unser Vorhaben. Endlich gab es wieder etwas zu tun.
    Das Geräusch von schweren Stiefeln weckte mich. Sie kamen die Treppe hinauf, hielten kurz vor der Tür und betraten dann das Zimmer. Ich war noch zu verschlafen, um meinen Kopf zu heben. Die schweren Schuhe trampelten hinüber zu dem Tisch. Wasser wurde in die Schale gegossen.
    »Nuccio?«, murmelte ich. War er es? »Du bist mir doch nicht böse, oder?« Blinzelnd drehte ich meinen Kopf. Es wurde bereits wieder hell.
    Nuccio blickte mich kurz lächelnd an, bevor er sich den Staub aus den Haaren wusch. Ich blieb regungslos liegen. Nein, er war mir nicht böse.
    Nachdem er sich gewaschen hatte, ging er hinüber zur Kiste, um zwei Stücke Brot herauszuholen. Es war schon ziemlich hart, doch ich nahm es trotzdem dankbar an.
    »Fabrizio will es heute Nacht machen«, berichtete ich ihm.
    Er nickte, als wüsste er das bereits. Wahrscheinlich hatte Fabrizio ihn schon informiert. Schweigend aßen wir das Brot auf, dann verließ Nuccio sein kleines Zimmer, um arbeiten zu gehen.
    Ich verbrachte den Tag damit, eines meiner beiden Kleider zu waschen. Draußen vor der Stadt befanden sich noch mehr Frauen, die ihre Tücher, Leinen und Kleider im Tiber wuschen und sie anschließend auf dem Gras ausbreiteten, damit die Sonne sie trocknete. Während ich darauf wartete, es wieder überziehen zu können, betrachtete ich die Umgebung.
    Die Sonne hatte die Wiesen und Felder um die Stadt herum braun werden lassen. Das einzig Grüne waren die Zypressen, Pinien und einige Laubbäume, die überall standen. In der Ferne versteckte ein Feld aus roten Mohnblüten die Wiese unter sich. Mohn, der kurz vor dem Vertrocknen stand. Ich wünschte, ich könnte gehen und sie gießen.
    Stattdessen holte ich mein Kleid von der Wiese und zog es mir wieder über das andere. Ich nahm das Leinentuch einer anderen Frau, die gerade unten am Wasser stand, mit und lief in die Stadt hinein. Darauf bedacht, dass mich niemand zu sehen bekam, brachte ich es in Nuccios Zimmer, legte es zusammen und in die Truhe – ein kleines Dankeschön für den Unterschlupf. Die Frau hatte noch so viele Leinentücher gehabt, dass ihr eines wohl nicht fehlen würde.
    Danach besorgte ich mir mein Mittagessen und setzte mich auf dem Hauptplatz vor dem zukünftigen Petersdom in den Schatten eines Hauses und beobachtete das Treiben. Die Arbeiter schleiften die Steine für die neue Kirche herbei, andere bauten Gerüste auf, wieder andere zogen an Seilen, von denen ich nicht wusste, was sie auslösen sollten. Und dann gab es noch die Leute, die mit großen Augen und offenem Mund durch die Gassen liefen, sodass sie nicht bemerkten, wie ihnen der eine oder andere wertvolle Gegenstand entwendet wurde. Sie sollten aufmerksamer sein. Rom – die Stadt der Reichen, die Stadt der Diebe, die Stadt der Armen. Man sollte hier wirklich sehr aufmerksam sein.
    Am Abend folgte ich Nuccio. Er lief von der Baustelle zur Sixtinischen Kapelle. Eigentlich sollte er in den Wald, wo Fabrizio auf uns wartete, doch vielleicht würde er in der Kirche auf uns warten.
    Nuccio betrat die Kapelle, ohne mich zu bemerken. Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich wirklich mit meinem Körper war, doch ich hörte den Lärm der Menschen um mich herum. Gleich würde die Heilige Messe beginnen.
    Ich drängte mich durch die Menge, schlich durch die Gassen und ließ die Stadt hinter mir. Im Dunkeln konnte man das vertrocknete Gras nicht sehen. Ich spürte bloß die unelastischen Stängel unter meinen Füßen brechen. Es roch nach Harz und den Nadelbäumen, die um mich herum in den Himmel gewachsen waren. Es war nicht unbedingt so, dass ich diesen Geruch mochte, doch es erinnerte mich an die unzähligen Treffen mit meinen Freunden.
    »Ada?«, flüsterte eine sanfte Stimme. Es war Elisa.
    Ich antwortete nicht. Sie würde erkennen, dass ich es war, immerhin konnte sie auch im Dunkeln

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