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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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wieder zusammen und setzte sich neben mich. Schweigend ließ auch er seine Füße in den Fluss sinken. Er entspannte sich augenblicklich. Als würde eine schwere Last von ihm abfallen, wuchs er einige Zentimeter in die Höhe. Er seufzte erleichtert auf.
    Ich blickte hinüber zur Sonne, die sich immer weiter dem Horizont näherte. »Das hast du schon lange nicht mehr gemacht, oder?«
    Fabrizio schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Zeit.« Wahrscheinlich war das bloß eine Ausrede, aber mit Sicherheit konnte ich es nicht sagen. Ich wusste nicht, was er tat, wenn er nicht bei uns war.
    Die untergehende Sonne färbte die Dächer der Stadt blutrot. Ich liebte diese Farbe, es hatte etwas Lebendiges. Vereinzelte Menschen huschten wie Schatten über die engen Straßen. Im Innern der Stadt war mehr los als hier. Dort hatte man mehr Gesellschaft, hier mehr Ruhe.
    Fabrizio seufzte ein zweites Mal, ohne etwas zu sagen. Ich blickte weiterhin in die Stadt hinein. Heute war es windstill. Nicht ein Ästchen der Rosen, die wild neben den Häusern wuchsen, bewegte sich. Ich fragte mich, weshalb sie dort noch standen – die Rosen. Die meisten Menschen beschwerten sich über das Unkraut, das ihnen die Röcke zerriss, wenn sie an einem Strauß hängenblieben, aber anscheinend genossen sie den Duft der Blumen und ihr schönes Aussehen. Im Winter würden sie wieder verblüht sein, und die Menschen, die sich über die Dornen ärgerten, würden trotzdem darauf warten, dass die ersten Knospen an den Sträuchern erschienen und den Frühling ankündigten.
    »Wie alt bist du, Fabrizio?«, fragte ich, ohne den Blick von einem Rosenstrauch zu nehmen, der kaum zwei Schritte von mir entfernt war.
    »Fünfundzwanzig.« Er fragte nicht nach meinem Alter.
    Fünfundzwanzig Jahre hatten die Rosen schon geblüht – nur für ihn. Hatte er das mitbekommen? Hatte er ihre roten und rosafarbenen Blüten gesehen?
    »Du, Ada?«
    »Hm?«, antwortete ich verträumt und betrachtete den gelben Blütenstaub im Innern der Rose.
    »Wenn wir den Gral hätten, und du bekämst deinen Anteil … Was würdest du mit dem ganzen Geld machen?«
    Ich blickte ihn nicht an. Er war nicht so hübsch wie die Rose vor mir. Es gab keinen Grund, ihn anzusehen.
    »Ich weiß nicht … Ich habe noch nie so viel Geld besessen«, gab ich ehrlich zu. Was wollte ich auch mit Geld? Dann konnte ich meine nächste Mahlzeit mal ehrlich erwerben, aber wer traute schon einem vierzehnjährigen Mädchen, das mit den Taschen voller Gold etwas wirklich Wertvolles kaufen wollte? Ein Haus zum Beispiel. Aber sollte ich irgendwann einmal heiraten, wäre das sowieso umsonst. Dann müsste ich in das Haus meines Zukünftigen einziehen. Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Wer würde schon ein Straßenmädchen heiraten?
    »Das hatte ich mir gedacht«, flüstert Fabrizio.
    Was meinte er damit?
    »Wir treffen uns morgen Abend, um den Gral zu besorgen. Um acht. Sei pünktlich!«
    Ich nickte. Unser Treffpunkt würde außerhalb der Stadt liegen, bei dem Eingang ins unterirdische Tunnelsystem, den ich schon seit langem benutzt hatte.
    Ohne ein weiteres Wort verließ mich Fabrizio.
    Summend blieb ich sitzen und sah zu, wie die Sonne hinter der Häuserfront auf der anderen Seite des Flusses verschwand. Doch auch jetzt war die Luft um mich herum immer noch fast so heiß wie heute Mittag.
    Hinter mir rannte eine Schar Kinder vorbei. Sie stritten sich über etwas. Mein Blick wurde unscharf, und dann erblickte ich plötzlich viel mehr Einzelheiten.
    Obwohl es stetig dunkler wurde, erkannte ich auf einmal einzelne Blätter der Unterwasserpflanzen. Ich stand auf und lief hinüber zu der Rose, um an ihr zu riechen. Es gelang mir nicht. Meine Nase hatte ihren Dienst verweigert. Ich hörte auch die Kinder nicht mehr und, als ich mich zu der Stelle umdrehte, an der ich gesessen hatte, saß ich immer noch dort. Ich sah meinen Körper, der verträumt über den Fluss blickte.
    Manchmal bemerkte ich gar nicht, wenn ich meinen Körper verließ. Es kam teilweise ganz unerwartet. Ich hasste es. Auf einmal war ich fort. Ich lief wieder zurück zu dem hellhaarigen Mädchen, das zwei beigefarbene Kleider übereinander trug, weil es keinen Platz hatte, wo es das zweite Kleid aufbewahren konnte. Das Mädchen, das ich war.
    Ich setzte mich auf ihren Schoß und mit einem Ruck hörte ich den Lärm wieder, roch den Gestank meiner Kleider und schmeckte die salzige Stadtluft.
    Ich kannte die unterirdischen Gänge

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