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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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sehen.
    »Fabrizio hat mir gesagt, ich solle Richtung Norden in den Wald laufen. Dann würde ich an einen Eingang gelangen, der mich in das Unterirdische Netzwerk führen solle. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich richtig bin.«
    Ach wirklich, Elisa? Ich hatte sie in letzter Zeit öfter in den Gängen getroffen. Ich wusste, dass sie mich nicht gesehen hatte, weil ich stets nur die Strecke zu Nuccio mit meinem Körper gegangen war. Aber ich wusste auch, dass sie sich doch recht gut in den Gängen unter der Erde auskannte.
    »Wir sind richtig.« Ich kannte den Weg auswendig. Am Tiber entlang Richtung Norden, bis zu einem freien Feld. An einer Hütte am Waldrand vorbei, in der sich jeden Abend Stimmen stritten, und in den leeren Stall hinein. Die Kühe standen auf der Weide und genossen dösend die Kühle der einbrechenden Nacht.
    Im Heulager des Stalls warteten Fabrizio, Constantino und Adalgiso bereits auf uns. Nuccio war nicht da. Im Schein einer Fackel konnte ich die Männer sehen. Sie trugen allesamt Kutten der Benediktinermönche, und Elisa … sie war mit derselben Tracht geschmückt - allerdings in weiblicher Ausführung. Ein schwarzer Schleier bedeckte ihre braunen, hübschen Locken, die sich sonst sanft um ihr Gesicht wandten.
    »Heute ist es soweit«, flüsterte Fabrizio. »Seid ihr bereit?«
    Wir nickten oder gaben zustimmende Laute von uns.
    »Adalgiso hat uns noch Fackeln und zwei Armbrüste besorgt. Außerdem ist es ihm gelungen, den Schlüssel der Sixtinischen Kapelle zu entwenden. Wir werden hier starten und bei der Sixtinischen Kapelle enden, Nuccio wird den Schlüssel später in der Kirche wieder auftauchen lassen. Der Priester vertraut Nuccio und hat ihm sogar aufgetragen, Eindringlinge aus der Kirche zu werfen. Dass der Schlüssel nun schon längere Zeit fehlt und bisher noch nichts geschehen ist, bestärkte den Priester nur noch in seiner Vorstellung, Nuccio sei der liebste und gehorsamste Mensch der Welt.« Ein siegessicheres Grinsen breitete sich auf Fabrizios Gesicht aus. Er hatte einen Plan, und er würde gelingen – so wie das letzte Mal und die vielen Male zuvor.
    »Constantino, hast du die Axt?«, hakte Fabrizio nach.
    »Habe ich.«
    »Elisa, du trägst eine Armbrust. Ich die andere. Adalgiso, du und Ada nehmt die Fackeln«, beschloss unser Anführer, woraufhin unsere Werkzeuge herumgereicht wurden. »Ada, kontrolliere, ob sich zurzeit jemand in dem Gewölbe aufhält!«
    Ich gehorchte Fabrizio. Die Flammen verschwammen vor meinen Augen, und plötzlich konnte ich die Konturen meiner Freunde scharf erkennen. Ich blinzelte ein letztes Mal, dann rauschte mein Geist durch die hölzerne Falltür, die ich vor einigen Wochen freigeräumt hatte. Meine Füße rannten die Gänge entlang – schneller als je ein Mensch gelaufen, schneller als je ein Tier gerannt war. Ich durchquerte Wände, lief durch undurchdringliche Erde, doch ich begegnete keiner Menschenseele.
    Einen Augenblick später war ich wieder in meinem Körper.
    »Es ist alles frei«, berichtete ich.
    Fabrizio lächelte. »Dann lasst uns gehen. Ada, führe uns zu Nuccio!«
    Constantino Di Lauro
    Ich hasste diese Gänge. Es roch nach feuchter Erde. Die Wände rechts und links neben mir waren aus festem Stein und Lehm gemauert worden. Hätten Ada und Adalgiso nicht die Fackeln getragen, hätte ich noch nicht einmal die Hand vor Augen sehen können – dass wusste ich, denn ich war als kleiner Junge auf der Suche nach einem Versteck einmal in einem dieser Geheimgänge gelandet. Ich hatte mich dicht hinter dem Eingang versteckt und gehofft, dass mir niemand dort hinein folgen würde. Mein Herz klopfte mir damals bis zum Hals, und ich traute mich erst wieder aus meinem Versteck, als es bereits dunkel wurde.
    Jetzt schlug mein Herz nicht nur bis zum Hals, sondern sprang mir beinahe aus dem Mund heraus. Elisa drehte sich immer wieder zu mir herum. Sie konnte es schlagen hören. Aber ich konnte nichts dagegen unternehmen. Meine Nervosität reichte bis in meine Zehenspitzen. Sie kribbelten, und ich hätte sie am liebsten gekratzt.
    »Da kommt jemand«, flüsterte Elisa und scheuchte uns in einen Gang, der in unseren mündete.
    Wir drängten uns an die Wand und versuchten, die Fackeln mit unseren Körpern zu verdecken. Nicht dass das etwas gebracht hätte, doch die Hoffnung starb zuletzt. Und wir hofften, dass die Person, die irgendwo herumschlich, uns nicht bemerkte.
    Ada blickte abwesend die Mauer an. Ihr Blick war träumerisch. Ich fragte mich,

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