Diebin der Nacht
über den Broadway zur riesigen Konstruktion des Astor House Hotels hinüberschaute. »Wir haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihn aufzuspüren; lass es uns jetzt nicht vermasseln.«
Er und Sparky saßen auf einer schmiedeeisernen Bank im City Hall Park und vertrieben sich die paar Minuten Zeit bis zu ihrer Verabredung mit Rafe Beiloch um elf Uhr.
»Ich sag dir jetzt mal die ungeschminkte Wahrheit«, antwortete Sparky, »ich würd mich besser dabei fühlen, wenn wir mehr über das Mädchen auszuplaudem hätten.«
»Du kriegst jetzt doch wohl keine kalten Füße, oder?«
»Du Dummkopf, du weißt verdammt gut, dass ich dem Teufel in den Hintern kriechen würde, wenn das einen schnellen Profit bringen würde«, versicherte Sparky seinem Partner. »Du hättest aber trotzdem keine Verabredung machen sollen, eh wir nicht mehr handfeste Sachen gegen seine Frau in der Hand haben. Du bist doch immer der, der die ganze Zeit damit angibt, dass er mal ’n Pinkerton- Detektiv gewesen ist. Ich hab gehört, dass das alles gelogen ist; du hast nämlich nur Überwachungsberichte für die getippt.«
»Du kapierst es einfach nicht, was ? Die Einzelheiten sind doch gar nicht so wichtig. Es ist die Angst davor, was wir wissen oder rausfinden könnten ; das ist es, was wir in Bellochs Hirn reinkriegen müssen. Wir malen einfach ein Bild für ihn, klar? Er ist mit dieser Frau verlobt; das Letzte, was er nun will, ist, dass irgendwelche schmutzige Wäsche über ihn ans Tageslicht kommt. Hab ich Recht oder nicht?«
»Ich würd mal sagen, dass da was dran ist.«
»In Ordnung also.« Lorenzo stand auf und klopfte den Staub von seiner Hose. »Lass uns gehen. Aber lass mich das Reden übernehmen, du beobachtest einfach nur, wie schnell unser Knabe Beiloch zu seiner Brieftasche greifen wird.«
Rafe, der an seinem fürchterlich mit Arbeit überladenen Schreibtisch saß, beobachtete seine Besucher aus Augen, die so hart waren wie Edelsteine. Die beiden Männer standen auf der Schwelle der geöffneten Tür der Suite 511, denn Belloch hatte sie nicht einmal aufgefordert, Platz zu nehmen.
»Niemand hat Sie beide gebeten, sich einzumischen, meine Herren. Nun, da Sie es aber trotzdem getan haben, kommen Sie also bitte zum Punkt. Ich habe schließlich ein Unternehmen zu leiten.«
»Vielleicht sollten Sie lieber nicht ausfallend werden, Mr. Belloch«, antwortete Lorenzo kühn. »Wir sind nämlich diejenigen, die die ganzen Trümpfe in der Hand halten.«
Rafe sandte einen amüsierten Blick zu Sam Farrell hinüber, der auf einem Ecksofa im hinteren Bereich des Raumes saß und gedankenverloren die Times überflog.
»Also gut«, startete Rafe seinen Gegenangriff. »Dann bleiben wir halt bei Ihrer Metapher. Ich will was sehen. Dann zeigen Sie mir mal Ihre Trümpfe.«
»Zunächst mal ist Ihre Verlobte nicht die, die sie behauptet zu sein«, erklärte Lorenzo mit melodramatischem Triumph.
»Wer von uns ist das schon? Die ganze Welt ist eine Bühne, Mr. Perkins.«
»Das hat nix mit Philosophie zu tun, wovon ich rede«, beharrte er trotzig. »Ich sag Ihnen, sie behauptet, dass ihr Name Rillieux ist, aber das stimmt nicht.«
»Nicht? Wie lautet er denn dann?«
Lorenzo fiel nicht sofort eine Antwort ein, da er offensichtlich durch die unverblümte und praktische Art und Weise überrascht worden war, in der Rafe seine Frage gestellt hatte.
»Nun, auf jeden Fall nicht Rillieux, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche«, schaltete Sparky sich ein, während er einen warnenden Ellbogen in Perkins Seite stieß.
Rafe schüttelte lachend seinen Kopf. »Ich habe meine Zweifel, meine Herren, um es milde auszudrücken. Sie marschieren hier einfach herein und brüsten sich damit, »Bescheid zu wissen<, aber offen gesagt glaube ich, dass Sie nichts wissen. Ich frage Sie also nochmals: Wenn Rillieux nicht der Nachname meiner Verlobten ist, wie lautet dann ihr richtiger Name?«
»Das weiß sie ja nicht mal selbst«, meldete Lorenzo sich zu Wort. »Ich bin nämlich engagiert worden, um ihren Bruder zu finden, und sie hat mir gegenüber zugegeben, dass sie seinen Nachnamen nicht weiß.«
»Haben Sie den Bruder gefunden?«, wollte Rafe wissen.
»Nein«, gab Lorenzo zu.
»Haben aber eine Menge Geld dafür bekommen, möchte ich wetten.«
Lorenzo ignorierte das einfach. »Was könnte das denn sonst bedeuten, außer, dass sie ihren eigenen Nachnamen nicht weiß?«
Rafe trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Schreibtisch. »Das sind doch
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