Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
Vom Netzwerk:
so?«
    »Starke Männer dominieren eben.«
    »Und du bist stärker als Caroline, das ist es doch, oder?«
    »Ich - verdammt«, brummte er verärgert, als Abbot Pollards massige Gestalt plötzlich ihren Weg genau zwischen den Toren blockierte. Zumindest scheint er nüchtern zu sein, dachte Mystere.
    Sein verärgertes Gesicht verwirrte sie, bis er eine Kopfbewegung in Richtung der lärmenden Protestierenden machte. »Wütende Bauern mit Heugabeln. Und wir erlauben ihnen auch noch zu wählen, auf eine gewisse Art haben sie also sogar Recht - Amerikas Probleme sind ganz und gar unsere Schuld. Da bestechen wir unsere gewählten Beamten nun schon so großzügig, und sie verraten uns noch immer, indem sie vor diesen Angehörigen der untersten Bevölkerungsschicht kriechen.«
    »Ja, ja, die breite Öffentlichkeit soll sich zum Teufel scheren und dieser ganze Blödsinn«, fauchte Rafe ungeduldig, und streifte, Mystere mit sich ziehend, an Abbot vorbei. »Abbot, Sie sollten sich lieber mit dem Betrinken beeilen. Dann sind Sie nämlich viel unterhaltsamer.«
    »Ah, natürlich«, rief Abbot laut genug hinter ihnen her, damit auch andere es hören konnten. »Ich habe euch in einem >erregten Moment< gestört. Ihr beide kommt mir vor wie zwei schamlose Exhibitionisten.«
    »Nichtsnutziger alter Kerl«, murmelte Rafe. »Ich habe keinen Zweifel daran, dass er sich irgendwo einen Lustknaben hält.«
    Der Rest des Abends erwies sich als ereignislos und enttäuschend für Mystere, die ja in der Hoffnung gekommen war, sich kurz vor einer wichtigen neuen Erkenntnis über ihre Vergangenheit zu befinden. Nachdem Rafe es abgelehnt hatte, ihr irgendwelche Freiheiten zu gewähren, tauschte sie schließlich nur kurze, höfliche Bemerkungen mit dem Herzog und der Herzogin aus und unterhielt sich einen Augenblick mit Alana Sheridan; mit ihrem berüchtigten Ehemann Trevor sprach sie jedoch überhaupt nicht. In der Tat wäre es wahrscheinlich einfacher gewesen, einen wilden Bären zu streicheln - der Ire hatte ein furchteinflößendes, imposantes Auftreten und schien wenig am gesellschaftlichen Leben interessiert zu sein. In dieser Hinsicht zumindest war er wie Rafe.
    Etwa zwei Stunden nach ihrer Ankunft gingen sie wieder. Mystere tat der Mund weh von ihrem ständigen unaufrichtigen Lächeln. Die Heuchelei dieses Abends hatte jedoch eine ungewollte - und sehr unwillkommene - Reaktion bei ihr ausgelöst. Rafes Aufmerksamkeiten, die er ihr den ganzen Abend über in der Öffentlichkeit zukommen ließ, seine kleinen Berührungen und Komplimente, die Art, wie er sie anlächelte, seine körperliche Zuneigung, all das hatte bewirkt, dass sie anfing sich zu fragen, ob nicht vielleicht ein wenig von seiner Schauspielerei echte Zuneigung sein könnte.
    Als er sich zum ersten Mal in ihr Leben gedrängt hatte, hatte sie lediglich seine Worte vernommen. Inzwischen jedoch hatte jeder einzelne Tonfall seiner Stimme eine neue Bedeutung angenommen, jede Nuance in der Betonung war äußerst wichtig für sie geworden. Das war alles neu, und mehr und mehr fing sie an, darüber nachzudenken, ob vielleicht auch er gerade dabei war, den Kampf gegen sein Herz zu verlieren? Manchmal dachte sie, dass in seinem Blick etwas anderes als nur Lust oder Verschlagenheit lag; sie hoffte außerdem, dass er sie aus wohlwollenden Gründen vor Caroline beschützt haben könnte, und jetzt auch vor Sparky und Lorenzo.
    Nein, beschloss sie erneut, als Rafes Kutsche in die Nacht hin einrollte, um sie nach Hause zu bringen, und sie widerstand kühl seinen körperlichen Annäherungsversuchen. Sie musste sich an kalte Logik festklammem und ihre Kraft nicht an Sehnsüchte verschwenden. In ihrer wachsenden Verzweiflung war sie verletzbar und sie durfte nicht vergessen, dass Rafe wahrscheinlich die größte Gefahr von allen war. Sie musste ihre Hoffnungen darauf setzen, Bram zu finden und mehr über ihre Familie zu erfahren - und vielleicht auch darauf, noch eine ganze Weile vor dem September aus New York herauszukommen.
    Sie würde bei Sheridans Anwälten beginnen, nicht bei ihm selbst.
    In Ordnung also, gelobte sie sich. Am Montag müssten sie in ihren Büros sein. Das wird dann also der Zeitpunkt sein, an dem ich damit beginne.

31
    Der Montagmorgen begann düster und ohne Sonnenschein. Ein dichter, zinnfarbener Himmel drohte mit Regen. In ihrer nervösen Erwartung der Rechtsanwälte Sheridans vergaß Mystere jedoch, sich auf schlechtes Wetter einzustellen. Schon bald würde sie diese

Weitere Kostenlose Bücher