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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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mangelnde Voraussicht bitter bereuen.
    Das Telefonverzeichnis von Manhattan gab als Trevor Sheridans Geschäftsadresse eine Suite im Commerce Building auf der Wall Street an, und sie konnte nur hoffen, dass seine Anwälte ebenfalls in seinem Büro untergebracht waren. Den größten Teil des Wochenendes verbrachte sie damit zu proben, was sie sagen würde. Ihre Situation war voller Gefahren. Sie musste sorgsam vermeiden, zu viel von sich preiszugeben, was es wiederum schwierig für sie machte, jemandem Informationen zu entlocken.
    Ein weiteres Problem bestand in der Gefahr, erkannt zu werden. Sie zog es kurz in Erwägung anzurufen, entschied dann jedoch, dass es zu leicht für sie wäre, bei einer Unbekannten einfach wieder einzuhängen. Nachdem sie weiter über dieses Problem nachgedacht hatte, fand sie eine Lösung, die ihr normales, physisches Erscheinungsbild auch ohne eine plumpe Verkleidung verändern würde. Da sie in der Öffentlichkeit ihr langes Haar fast immer straff zu einem Nackenknoten zurückgekämmt trug, würde sie es nun zunächst herunterhängen lassen, um einen Teil ihr es Gesichtes damit zu verdecken. Und heute würde sie außerdem ihre Brust nicht wickeln. Sie wusste aus Erfahrung, dass die meisten Männer ihrem Gesicht wenig Beachtung schenkten, wenn sie nur das richtige Kleid trug.
    Bevor sie jedoch ihren lang ersehnten, vielgefürchteten Besuch in der Wall Street machte, gab es noch eine kleine geschäftliche Sache zu erledigen. Sie schrieb eine kurze Mitteilung an Heizer, Pauls Hehler, und bat ihn um ein Treffen wegen »eines Gegenstandes von ungewöhnlich hoher Qualität«. Danach machte sie sich auf die Suche nach Hush.
    Es war noch früh, noch nicht ganz acht, und Paul war noch nicht nach unten gekommen. Mystere fand Hush draußen in der Remise hinter dem Haus, bei der es sich eigentlich nur um einen Stall handelte, aus dem ein paar Boxen herausgehauen worden waren. Durch Baylis’ willkürliche Anordnung war es die Aufgabe des Jungen, sich um die Pferde, die Kutsche und um das Zaumzeug zu kümmern.
    »Guten Morgen, Hush«, begrüßte sie ihn, nachdem sie um die offene Tür herumgebogen war. »Bist du gerade zu beschäftigt, um mir einen Gefallen tun zu können?«
    Hush kniete neben einem Vorderrad der Kutsche und schmierte Fett auf die Radnabe. Als er Mystere erblickte, sperrte er den Mund auf, denn sie sah buchstäblich wie eine andere Frau aus. Das leichte Gartenkleid aus cremefarbener Baumwolle, dessen dünnes Material ihre Figur besonders zur Geltung brachte - ihr wurde bewusst, dass er sie noch nie mit uneingeschnürten Brüsten gesehen hatte - hob diese Veränderung sogar noch hervor.
    Langsam stellte er das Fetteimerchen ab und stand auf. »Mystere?«
    Sie lachte. »Wer sollte ich denn wohl sonst sein?«
    »Nun, es ist jedenfalls deine Stimme, die hat sich nicht verändert.«
    Sie fühlte sich unwohl angesichts seines anhaltenden Starrens. »Ich habe auch ein Gesicht«, erinnerte sie ihn und er errötete leicht, als er seinen Blick erhob.
    Sie übergab ihm die Nachricht, die in einem unbeschriebenen und versiegelten Briefumschlag steckte. »Würdest du das bitte zu Mr. Jerome Heizer in die Water Street bringen? Du musst es ihm aber persönlich übergeben. Und dann warte du auf seine Antwort. Damit würdest du mir einen großen Gefallen tun.«
    »Du kannst mich um jeden Gefallen bitten«, machte er sich lustig, während er noch immer verstohlen auf ihren vollen Busen schielte. »Ich gehe sofort.«
    »Ich danke dir. Hier ist ein wenig Geld für den Bus. Und sollte Paul verärgert über dich sein, wenn du zurückkommst, so sage ihm einfach ... sage ihm, dass ich dich weggeschickt habe, um ein Paar Schuhe zur Reparatur zu bringen.«
    Gemeinsam verließen sie den Stall. Hush schlug die Tür zu und sicherte den Riegel.
    »Mystere?«, fragte er, bevor sie auf der Great Jones Street getrennte Wege einschlugen.
    »Ja?«
    »Ich werde nicht fragen, wo du hingehst oder sonst was, aber - ist alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut«, versicherte sie ihm, auch wenn ein weiterer Anfall nervöser Angst sie befürchten Heß, dem Besuch vielleicht nicht gewachsen zu sein. So vieles belastete sie, und sie war so begierig darauf, einige verzwickte Fragen beantwortet zu bekommen. Und dann gab es da auch noch immer das Risiko, dass ihr heutiger Besuch das Gegenteil bewirkte und das verworrene Netz aus Lügen und Täuschungen für alle sichtbar aufgedeckt werden würde.
    Derart gedankenverloren befahl sie

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