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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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er ein Recht dazu hätte.
    »Das spielt nun wirklich keine Rolle, Mr. Perkins. Meine Informanten sind verlässlich, und ich bin entschlossen, Ihre Dienste aufzukündigen, denn ich habe vor, meinen Bruder lieber auf eigene Faust zu suchen.«
    »Reden Sie keinen Blödsinn. Eher machen Sie den Tag zur Nacht.«
    »Vielleicht, aber so lautet mein Plan.«
    Sie raffte ihren Rock zusammen und machte Anstalten, sich von der Bank zu erheben. Sein unfreundlicher, drohender Ton hielt sie jedoch zurück.
    »Es ist Belloch, hab ich Recht?«
    »Wie bitte?«
    »Ich hab die Nase voll von Ihnen«, knurrte er, wobei seine Gewöhnlichkeit an die Oberfläche kam, »wie Sie so fein frisiert und etepetete daherkommen. Meine Frau liest die ganzen Klatschkolumnen; sie hat mir alles über Sie und Ihren Liebhaber erzählt.«
    »Sprechen Sie von Ihrer kranken Frau, Mr. Perkins, oder von Ihrer heimlichen?«
    Er ignorierte das, oder zumindest tat er so. Sie beobachtete ihn, wie er schnell dieses neue Problem in seinem Kopf hin und her wälzte, dessen Facetten studierte und nach dem Standpunkt suchte, den er benötigte.
    »Es ist Belloch«, wiederholte er mit der Hartnäckigkeit einer Bulldogge, die sich etwas geschnappt hatte und sich dann weigerte, es wieder loszulassen. »Das ist es, warum Sie mich feuern. Sie haben ihn sich gekrallt, und Sie wollen nicht, dass er alle Ihre Leichen im Keller findet. Und jetzt haben Sie sich diese ganzen falschen Anschuldigungen ausgedacht, damit Sie mich loswerden können.«
    »Das ist Unsinn, ich-«
    »Sie müssen verstehen, Miss Rillieux«, unterbrach er sie, wobei finstere Andeutungen in seinem Tonfall mitschwangen, »dass ich inzwischen auf Ihre regelmäßigen Zahlungen angewiesen bin. Wir haben das, was das Gesetz eine mündliche Vereinbarung nennt.«
    »Mr. Perkins, das ist absurd. Sie sind nicht fest bei mir angestellt; ich habe Sie für eine bestimmte Aufgabe engagiert, die sie nicht einmal im Entferntesten erfüllt haben. Des Weiteren habe ich Sie großzügig bezahlt und schulde Ihnen mit Sicherheit kein Geld mehr.«
    Mit diesen Worten machte sie erneut den Versuch aufzustehen, denn ihre Verbindung zu diesem flegelhaften Rüpel belastete sie ständig mehr.
    Offensichtlich sah er die Dinge aber anders.
    »Sie werden mich bezahlen«, knurrte er, »oder ich gehe zu Beiloch.«
    Angst schnürte ihr die Kehle zu, ihre ungestüme Wut jedoch war ungebrochen. »Um ihm was zu erzählen?«, forderte sie ihn heraus.
    An diesem Punkt geriet seine Selbstsicherheit ein wenig ins Wanken, verlor sich jedoch nicht ganz - genauso wenig wie seine boshafte Aggressivität. »Es ist mein Beruf, solche Dinge herauszufinden«, versicherte er ihr. »Nennen sich selbst Rillieux, was, und kennen noch nicht mal den Nachnamen Ihres eigenen Bruders? Vielleicht sollte ich mich auch mal um diesen angeblichen Onkel von Ihnen kümmern?«
    Seine Drohung jagte ihr einen Schauer in die Gliedmaßen, sie konnte lediglich hoffen, dass er sich in anderen Dingen als genauso unfähig erwies wie in ihrer Angelegenheit. Einen Moment lang konnte sie die Verzweiflung derjenigen nachempfinden, die sich fragen, ob eine Sache überhaupt der Mühe wert ist. So viele Behinderungen, so viele Fallen und Hindernisse brachte ihr dieser träge, habgierige Mann ihr entgegen.
    In diesem Moment jedoch richtete sich ihr Blick auf einen anderen Mann, der die Terrasse überquerte. Er bummelte langsam durch die Menschenmenge, während er eine Ausgabe der Leslie’s Illustrated Weekly durchblätterte. Sie konzentrierte sich auf das Fettgedruckte einer ganzseitigen Anzeige auf der letzten Seite: WHAT ABOUT BUB’N’SIS?
    Die altbekannten Worte in genau diesem Moment zu lesen, verschleierte auf der Stelle ihre Augen mit heißen Tränen. Die beliebte Phrase wurde von jedem, vom Politiker bis hin zum Werbefachmann benutzt. »What about bub’nsis?« hatte die Bedeutung von »He! Lasst uns die Kinder nicht vergessen« angenommen. Auch wenn es sich bei der Anzeige nur um Kommerz handelte, schnürte es ihr in genau diesem Moment die Kehle zu.
    »Das haben Sie nun davon«, wagte Perkins unbeholfen zu äußern, nachdem er ihre Reaktion missgedeutet hatte und sich schuldig fühlte, sie zu sehr verängstigt zu haben. »Niemand will Ihnen etwas tun, Miss Rillieux, ich-«
    »Schon gut, Mr. Perkins«, unterbrach sie ihn in gebieterischem Ton, während sie sich von der schmiedeeisernen Bank erhob. »Ich betrachte mein Abkommen mit Ihnen als beendet. Sollten Sie daran denken, Ihre

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