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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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verstand. Als Richard aufstand, erhob auch er sich und legte seine Hand auf die Schulter des jüngeren Mannes. »Richard«, sprach er, »du hältst mich für einen abergläubischen Narren, nicht wahr?«
    »Das nicht.« Richard zuckte verlegen die Schultern. »Ich glaube nur, daß du eine schwere Zeit hinter dir hast und deine Phantasie dir vielleicht einen Streich spielt.«
    Der Herzog lächelte. »Vielleicht hast du recht, aber deswegen bleiben wir doch die guten Freunde, die wir schon so lange sind?«
    »Natürlich, das weißt du doch.«
    »Und wenn ich dich im Namen dieser Freundschaft um etwas bitte, wirst du es doch tun?«
    »Gewiß.« Richards Zögern war kaum wahrnehmbar. Der Herzog fuhr schnell fort:
    »Gut! Dann wollen wir uns darauf einigen, daß Schwarze Magie möglicherweise nichts anderes ist als ein kindischer Aberglauben. Doch ich für meine Person habe nun einmal Angst davor, und ich bitte dich als meinen Freund, der unter dieser Angst nicht zu leiden hat, heute nacht bei mir zu bleiben und das Pentagramm nicht zu verlassen.«
    »Wenn du es so ausdrückst, kann ich mich unmöglich weigern«, antwortete Richard entschuldigend.
    »Danke«, murmelte de Richleau. Beide setzten sich wieder. Den ersten Gang habe ich gewonnen, dachte der Herzog. Wieder senkte sich Schweigen über die Freunde.
    Plötzlich meinte Simon: »Ich habe schrecklichen Durst. Ich wollte, wir hätten etwas zu trinken.«
    Wieder eine der geringfügigeren Manifestationen, dachte der Herzog. In ihr zeigte sich die Unbeholfenheit des bösen Geistes. Er hatte übersehen, daß sich für diesen Notfall ein Wasserkrug im Inneren des Pentagramms befand. »Hier, mein Freund«, sagte de Richleau und goß Simon ein Glas Wasser ein.
    Lange Zeit sprach keiner mehr. Es schien ihnen, als lägen sie schon nächtelang in diesem Pentagramm. Das Unbehagen war der Apathie gewichen. Nachdem sie stundenlang gewacht hatten, ohne daß sich etwas ereignet hatte, wurden sie schläfrig. Allein der Herzog blieb hellwach. Er wußte, sie sollten nur in Sicherheit gewiegt werden, bevor der nächste Angriff begann. Als er zufällig einmal einen Blick an die Decke warf, kam es ihm vor, als seien die Lampen nicht mehr so hell wie vorher. Schnell weckte er die anderen. Dann beobachteten sie alle angestrengt die Leiste oberhalb der Bücherregale, hinter der die indirekte Beleuchtung verborgen war.
    Ganz langsam tauchten Schatten da auf, wo vorher keine Schatten gewesen waren. Ganz langsam ließ die Stromspannung nach, und die Lichter wurden trübe.
    Die Mitte der Zimmerdecke wurde zu einem dunklen Fleck. Mit jedem Atemzug versank der Raum mehr in Finsternis. Nach einer Zeitspanne, die eine Ewigkeit zu sein schien, blieb kein anderes Licht mehr als eine ganz schwache Linie über den Büchern, die stetig brennenden Kerzen in den fünf Zacken des Pentagramms und das erlöschende Kaminfeuer.
    Richard erschauerte. »Mein Gott, ist das kalt!« Er zog Marie Lou an sich. Der Herzog nickte. Er fühlte die unheildrohende Kälte in seinem Nacken, und als er ihr mit einem plötzlichen Ruck das Gesicht zuwandte, prickelte seine Kopfhaut.
    Zu sehen war nichts – nur die verschwommenen Umrisse der Bücherregale. Die Flammen der Kerzen flackerten unter dem sich verstärkenden kalten Luftstrom.
    De Richleau intonierte ein Gebet. Der Wind starb so unvermittelt, wie er begonnen hatte, aber einen Augenblick später machte er sich von neuem bemerkbar – diesmal aus einer anderen Ecke.
    Ein leises Jammern ließ sich vernehmen, während die höllische Kälte um das Pentagramm strich. Mit zunehmender Heftigkeit fuhr sie rundherum und zerrte mit unsichtbaren Fingern an den Freunden. Die Kerzen flackerten wild – und gingen aus.
    Richards Skeptizismus war schwer erschüttert. Er zog schnell seine Streichhölzer hervor, strich eins an und entzündete die ihm am nächsten stehende Kerze. Doch noch bevor er die zweite erreicht hatte, war die erste schon wieder ausgeblasen. Der Schweiß auf seiner Stirn wurde eiskalt.
    Das nächste Streichholz erlosch zwischen seinen Fingern. Er versuchte es mit einem zweiten und einem dritten. Sie wollten nicht brennen.
    »Wir müssen uns an den Händen halten«, flüsterte der Herzog. »Es wird unsere Widerstandskraft stärken.« In der Dunkelheit tasteten sie nacheinander. Sie standen jetzt alle. Dann bildeten sie in der Mitte des Pentagramms mit fest verschlungenen Händen und Rücken an Rücken einen Ring.
    Der Wirbelwind verschwand. Unnatürliche Stille

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