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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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senkte sich über den Raum. Marie Lou wurde von einem Anfall unkontrollierbaren Zitterns ergriffen.
    »Ruhig, mein Herz«, keuchte Richard und drückte ihre Hand fester. »In einer Minute wird es vorbei sein.« Er meinte, es sei die Wirkung der Kälte, aber sie stand so, daß sie die Feuerstelle sehen konnte, und schließlich stieß sie hervor: »Seht! Seht! Das Feuer!«
    Der Herzog und Richard konnten, wenn sie die Köpfe wandten, erkennen, was sie so erschreckte. Das Feuer war, als der Wind durch die Bibliothek fegte, hoch aufgeflackert. Jetzt erstarben die Flammen. Die rote Glut wurde schwarz. Eine Sekunde später war auch kein Fünkchen mehr zu sehen.
    »Betet«, drängte der Herzog, »um Gottes willen, betet!«
    Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Die Glühbirnen hinter der Wandleiste waren nicht ganz ausgegangen.
    Sie wurden von Zeit zu Zeit wieder heller. Mit klopfenden Herzen beobachteten die Freunde den Kampf zwischen Licht und Finsternis, das Wachsen und Schwinden der Schatten.
    In das angespannte Schweigen hinein fielen drei schnelle, laute Schläge an die Fensterscheibe.
    Aus dem Garten drang eine Stimme zu ihnen, die jeder sofort als die von Rex erkannte.
    »Ich habe euer Licht gesehen. Kommt und macht mir auf!«
    Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ Richard Marie Lous Hand los und tat einen Schritt vorwärts. Aber der Herzog packte ihn an der Schulter und riß ihn zurück.
    »Sei kein Narr! Das ist eine Falle!«
    »Nun macht schon! Was ist denn mit euch los?« fragte die Stimme. »Es ist ziemlich kalt hier draußen, laßt mich schnell hinein.«
    Nur Richard war im Augenblick noch nicht davon überzeugt, daß hier eine übernatürliche Kraft am Werk war. Die anderen fühlten Entsetzen darüber, daß Rex’ Stimme von irgendeinem schrecklichen Wesen täuschend nachgeahmt wurde, um sie aus ihrer Stellung zu locken.
    »Richard!« Die Stimme klang jetzt ärgerlich. »Ich bin es, Rex! Hör mit dem Quatsch auf und komm an die Tür.« Aber die vier Gestalten in dem Pentagramm reagierten nicht.
    Danach ließ sich die Stimme nicht mehr hören, und wieder herrschte Stille.
    De Richleau fürchtete, der Feind sammele seine Kräfte zu einem direkten Angriff, und das fürchtete er mehr als alles andere. Er vertraute darauf, daß er selbst jede neue Falle erkennen würde, und vorausgesetzt, daß die anderen ihm gehorchten, ließ sie sich vermeiden. Aber es war ihm nicht gelungen, Hostien zu besorgen, die geweihten Kerzen waren ausgeblasen worden und das elektrische Licht glomm nur noch schwach. Wenn die dunklen Wesenheiten zu einem offenen und entschlossenen Angriff ansetzten, konnten ihnen das Weihwasser, die Hufeisen, die Knoblauchblüten und selbst das Pentagramm nur teilweise Schutz geben.
    »Was ist das?« rief Simon aus, und sie drehten sich der neuen Gefahr zu. In einer Ecke des Raums sammelten sich die Schatten zu tiefer Schwärze. Etwas bewegte sich dort.
    Ein schwach phosphoreszierender Klumpen glühte in der Dunkelheit. Er wuchs, und seine Umrisse gewannen an Schärfe. Es war weder eine menschliche noch eine tierische Gestalt. Auf dem Fußboden hockte ein monströser lebender Sack. Er hatte weder Augen noch Gesicht, und doch strömte von ihm eine schreckliche böse Intelligenz aus.
    Das Ding wurde immer realer. Es hatte eine weißliche, von Warzen bedeckte fleckige Haut. Wellen einer unvorstellbar bösartigen Macht pulsierten durch seinen rückgratlosen Körper. Ein widerwärtiger Gestank nach Verfall und Verwesung verbreitete sich, denn wenn es sich krümmte, schied es eine schleimige, giftige Feuchtigkeit aus, die in kleinen Bächen über den polierten Fußboden lief. Es war einwandfrei ein lebendes Wesen. Man konnte sogar vereinzelte lange goldene Haare erkennen, die aus zerfressenen Hautstellen wuchsen und bei jeder Bewegung des Körpers wehten. Plötzlich begann das Ding zu lachen – ein entsetzliches, böses Gelächter war es.
    Marie Lou drückte sich gegen Richard, preßte ihren Handrücken gegen den Mund und biß hinein, um einen Schrei zu ersticken. Richard starrte das Wesen an, und der kalte Schweiß brach ihm aus.
    De Richleau wußte, daß es eine satanische Manifestation der mächtigsten und gefährlichsten Art war. Er ballte die Fäuste, daß die Fingernägel in die Handflächen schnitten, und beobachtete die formlose Masse.
    Mit der Geschwindigkeit einer Katze begann das Ding sich zu bewegen. Sie konnten das schmatzende Geräusch hören, als es über den Fußboden

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