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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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lief. Es hinterließ eine lange, schleimige Spur. Erneut stieß es das Lachen aus, das sie mit äußerstem Entsetzen erfüllte.
    »O Gott!« keuchte Richard.
    Die Geheimtür, die nach oben in das Kinderzimmer führte, öffnete sich langsam. In dem sich erweiternden Spalt tauchte etwas Kleines, Weißes auf. Marie Lou schrie gellend auf.
    »Es ist Fleur!«
    Jetzt erkannten auch die Männer das Kind in seinem weißen Nachtgewand. Das Ding war weniger als zwei Meter von ihm entfernt. Mit perverser Lust kicherte es und glitt einen Meter weiter vor.
    De Richleau schlang mit einer schnellen Bewegung seinen Arm um Marie Lous Hals und zog sie zurück. »Das ist nicht Fleur!« schrie er verzweifelt. »Das ist nur ein gräßliches Wesen, das ihre Gestalt angenommen hat, um dich zu täuschen.«
    »Natürlich ist das Fleur!« Richard wollte dem Kind entgegeneilen, aber de Richleau packte mit seiner freien Hand Richards Arm.
    »Sie ist es nicht! Richard, sieh ihr Gesicht an! Es ist blau! O Herr, schütze uns!«
    Die Gestalt des Kindes verschwamm. Das Ding lachte, diesmal voller Zorn, und dann wurden das Kind und der stinkende Sack durchsichtig und verschwanden.
    Der Herzog ließ seine Gefangenen frei. »Glaubt ihr mir jetzt?« stieß er heiser hervor. Aber für eine Antwort blieb keine Zeit. Sofort begann die nächste Attacke.
    Simon kauerte in der Mitte des Kreises. Marie Lou fühlte, wie sein Körper zu zittern begann. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und stellte fest, daß es ihn wie bei einem epileptischen Anfall schüttelte. Dann brach er in herzzerreißendes Schluchzen aus. Er fuhr mit einem Aufschrei in die Höhe und stammelte:
    »Ich will nicht – ich will es nicht sagen –, ich will nicht. Hörst du – du darfst mich nicht zwingen –, nein – nein – nein!« Wie ein Betrunkener taumelte er auf das Fenster zu. Aber Marie Lou war zu schnell für ihn. Sie schlang ihm beide Arme um den Hals.
    »Simon, lieber Simon«, flehte sie. »Du darfst uns nicht verlassen!«
    Einen Augenblick verhielt er sich ruhig. Dann verkrampfte sich sein Körper, als würden seine Glieder von einer schrecklichen, unmenschlichen Macht in Bewegung gesetzt, und er schüttelte Marie Lou ab. Sein Gesicht hatte sich so verändert, daß er eine ganz andere Person geworden zu sein schien. Er fletschte wütend die Zähne – seine Augen glühten wie die eines Wahnsinnigen –, Speichel rann ihm über das Kinn.
    »Schnell, Richard!« befahl der Herzog. »Sie haben ihn! Um Gottes willen, zieh ihn auf den Boden!«
    Die bisherigen Manifestationen hatten genügt, Richards Skeptizismus für immer zu zerstören. Er und der Herzog rangen mit Simon, bis alle drei zu Boden fielen.
    »O Gott«, schluchzte Marie Lou. »O Gott, lieber Gott!«
    Simon keuchte und wehrte sich mit allen Kräften, aber Richard kniete sich ihm auf den Magen, und so gelang es, ihn festzuhalten. De Richleau, der das vorhergesehen hatte, zog Stricke aus der Tasche und band Simon Handgelenke und Knöchel zusammen.
    Richard erhob sich schwer atmend. »Ich nehme alles zurück«, erklärte er mit heiserer Stimme. »Es tut mir leid, daß ich dir zusätzliche Schwierigkeiten gemacht habe.«
    De Richleau klopfte ihm auf den Arm. Er konnte sein Gesicht Richard nicht zuwenden, denn seine Augen glitten unaufhörlich von einer Ecke des dunklen Raums zur anderen. Er wußte nicht, in welcher neuen Gestalt der Feind angreifen würde.
    Alle drei hakten die Arme ineinander und stellten sich um Simon. Ihre Blicke wanderten unruhig durch den Raum. Lange zu warten hatten sie nicht. In der Nähe der Tür rührte sich etwas. Ein neuer Schrecken formte sich aus den Schatten – genau in der Höhe ihrer Köpfe.
    Sie klammerten sich fester aneinander in dem verzweifelten Bestreben, nicht den Mut zu verlieren. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Marie Lou, wie die neue Manifestation an Umriß und Körperlichkeit gewann.
    Ihre Kopfhaut begann zu prickeln. Das Ding formte sich zu einem langen dunklen Tiergesicht. Vor ihren Augen erschienen zwei kleine Lichtpunkte. Sie fühlte, wie sich ihr die Haare im Nacken sträubten.
    Die Lichtpunkte wurden größer und heller. Es waren Augen. Runde, vorstehende, feurig glühende Augen, die unverwandt in die ihren starrten.
    Marie Lou wollte sich losreißen und weglaufen, aber ihre Knie gaben unter ihr nach. Unter dem Kopf des Tieres entstanden breite Schultern, und die Schwärze unten formte sich zu starken, dicken Beinen.
    »Es ist ein Pferd!« japste Richard. »Ein

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