Dienerin zweier Herren
das Thema eines Tages von Neuem relevant werden würde. Sie wollte keinen von beiden missen, nach wie vor nicht. Domenicos fantasievolle und dominante Spielarten würden ihr auf jeden Fall fehlen, falls er mit der Situation nicht zurechtkäme. Denn eines wusste Juliane gewiss. Sie hatte Antonino ihr Eheversprechen gegeben und das würde sie auf jeden Fall halten.
Glücklicherweise wurde der Tag bald darauf recht turbulent. Juliane hatte eine Anzeige in die Zeitung gesetzt und jeder, der diese Anzeige zum Kauf eines Schmuckstücks mitbrachte, sollte fünf Prozent Rabatt auf den Kaufpreis erhalten. Denn bevor ihre neue Kollektion kam, hätte sie gerne noch ein wenig Platz geschaffen. Abgesehen natürlich von dem Schwung an Einnahmen, die nicht zu verachten waren. Der Umsatz war in letzter Zeit ein wenig zurückgegangen. Der gewährte Rabatt würde sie jedenfalls nicht schmerzen, falls es funktionierte, und genau das tat es.
Am späten Nachmittag betrat jemand das Juweliergeschäft, mit dem Juliane nicht gerechnet hätte. Bea. Doch sie war nicht alleine. Es war nicht ganz eindeutig, ob sie sich so fest am Arm des Mannes eingehängt hatte, um ihn in den Laden zu zerren, oder ob sie selbst diesen Halt benötigte, um sicherer auf ihren Stilettos zu balancieren. Auf jeden Fall war er ein Riese, fast einen Kopf größer als Bea. Juliane taxierte in Sekundenschnelle. Geld, aber kein Geschmack. Sein Anzug war einfach scheußlich. Ansonsten wirkte er gepflegt, aber unauffällig. Genau richtig, um sich schrill von ihm abzuheben. Denn Bea war wie ein Paradiesvogel gekleidet, in sämtlichen Farben und Stoffen, die man sich denken konnte. Was sie sich dabei nur gedacht hatte – sollte das besonders jung machen?
«Hey, das ist aber schön, dass du mich besuchst.» Juliane ging um den Tresen herum, um Bea zu begrüßen.
«Das ist Martin», stellte Bea ihre Begleitung vor. Sie zwinkerte Juliane zu. «Der Grund dafür, dass ich so wenig Zeit hatte. Aber nächste Woche ist er auf Dienstreise, dann sollten wir uns unbedingt treffen!»
Na prima, dachte Juliane. Du hast auf einmal Zeit, weil dein Lover nicht da ist, und ich soll jetzt als Lückenbüßer einspringen, oder wie? Wann immer sie in letzter Zeit ihre Freundin angerufen hatte, hieß es immer nur, tut mir leid, es geht gerade überhaupt nicht. Mein Terminkalender platzt … Das würde sie sich noch reiflich überlegen, ob sie Bea eine Zusage gab oder nicht.
«Martin hat mir gestern Abend gesagt, dass er mir gerne einen Ring schenken möchte, und da habe ich natürlich sofort an deinen Laden gedacht.»
Juliane verschwand wieder hinter dem Tresen. Laden! Wie sie dieses Wort hasste. Ihr Geschäft war doch kein Ramschladen – denn genauso hörte es sich für sie an. Aber sie riss sich zusammen und war freundlich wie zu allen Kunden.
«Das ist aber schön. Was für ein Ring soll es denn sein?»
Martin räusperte sich.
«Auf jeden Fall etwas Besonderes. Es soll so eine Art Verlobungsgeschenk sein.»
«Oh. Ihr wollt heiraten?»
Bea winkte ab. «Na ja, nicht direkt. Einen Heiratsantrag hat er mir jedenfalls noch nicht gemacht. Aber vielleicht folgt der ja heute Abend?», flötete sie.
«Eins nach dem anderen», brummte er.
«Du brauchst uns auf jeden Fall nur deine besten Stücke zu zeigen!», forderte Bea.
Juliane zog eine Schublade heraus und entnahm dieser diverse Schatullen, die sich etagenförmig auffächern ließen. Alle Ringe waren exquisite Stücke, sorgfältig gearbeitet und mit hochwertigen Steinen besetzt. Allzu lange konnten die beiden sich eigentlich noch gar nicht kennen. Ihre eigene Hochzeit war erst wenige Monate her, und da war Bea noch solo gewesen. Ob dem Mann wohl klar war, worauf er sich einließ?
Bea probierte fast jeden Ring an und fand an jedem etwas auszusetzen. Mal war der Stein zu klein, dann wieder zu groß. Der Ring zu breit, dann zu schmal. Erst gefielen ihr die rechteckigen Fassungen, dann die ovalen. Bei einigen Ringen behauptete sie, die Fassung wäre nicht sauber gearbeitet, obwohl dies nicht stimmte.
Allmählich fragte Juliane sich, ob Bea ihr irgendetwas heimzahlen wollte, nur – sie wüsste nicht was. Ob sie sich bei einem fremden Juwelier wohl genauso zickig gegeben hätte? Es war aber auch möglich, dass sie Martin mit ihrer kritischen Wahl beeindrucken wollte, der bislang alles kommentarlos hinnahm.
Weichei, kritisierte Juliane stumm. Wenn du noch nicht begriffen hast, wer hier das Sagen hat, dann hoffentlich jetzt. Die buttert
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