Dienerin zweier Herren
hing spürbar im Haus, als Juliane heimkam. Aus Domenicos Zimmer drang laute Rockmusik bis in den Flur. Antonino stand alleine in der Küche und schnippelte Gemüse für das Abendessen. Er ging dabei so schwungvoll mit einem großen Messer zu Werk, dass Juliane für seine Finger das Schlimmste befürchtete.
«Hallo, mein Liebster», sagte sie und beugte sich vor, um ihm einen Kuss zu geben.
Er erwiderte ihren Kuss nicht mit derselben Intensität wie sonst. Woran sicherlich nicht nur das Verarbeiten des Gemüses schuld war.
Juliane holte sich Orangensaft aus dem Kühlschrank und goss sich ein halbes Glas voll davon ein. Sie wartete. Diese Atmosphäre war eigenartig. Normalerweise wurde sie in den Arm genommen und gefragt, wie ihr Tag war. Aber Antonino schwieg und die Musik aus Domenicos Zimmer donnerte weiter durchs Haus.
«Was ist los?»
Antonino zuckte mit den Schultern. Während er Tomaten in kleine Würfel hackte, knallte das Messer in lautem Stakkato auf das Schneidebrett.
«Wir haben uns gestritten», knurrte auf einmal Domenico von hinten.
Das hatte sie schon fast befürchtet und sie konnte sich auch den Grund denken. Doch das wollte sie von den beiden hören.
Domenico legte seine Arme um Juliane und zog sie an sich, um sie leidenschaftlich zu küssen, aber ihr war nicht wohl dabei. Es fehlte das alles entscheidende Prickeln, das sie normalerweise empfand.
Sie schälte sich aus seiner Umarmung und nahm am Küchentisch Platz. Auffordernd schaute sie von einem zum anderen, obwohl Antonino ihr den Rücken zudrehte.
«So. Ihr beiden habt euch gestritten. Und um was ging es dabei? Was war so wichtig, dass ihr beiden derart schlechte Laune habt?»
Jetzt drehte er sich endlich um.
«Domenico will dich eine ganze Woche lang für sich alleine haben, und ich habe nein gesagt.»
Juliane runzelte die Stirn und sah Domenico an. «Aus welchem Grund?»
Statt zu antworten, verschränkte er die Arme und machte eine Miene wie ein beleidigtes Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat.
«Wie kommst du auf diese Idee, ohne zuvor mit mir darüber zu reden? Wir drei hatten eine Abmachung.»
Domenico sah zu Boden.
«Sag was! Kann es sein, dass du es nicht mehr erträgst, dass ich auch mit Antonino zusammen bin?»
Domenico schnaubte. «Ach Quatsch. Ihr beiden solltet das nicht aufbauschen.»
Juliane und Antonino sahen sich an. Auf einmal zuckte ein amüsiertes Lächeln um seine Lippen. Sie erschrak. Er fand das Verhalten seines Bruders kindisch? Wieso? Nur weil er besser mit der Situation klarkam? Die beiden kamen ihr immer ungleicher vor, je länger sie zusammen waren. Sie schüttelte den Kopf und sah ihn ernst an. Es wirkte. Antonino drehte sich um und schüttete das geschnittene Gemüse in einen Topf.
«Domenico, wenn es ein Problem gibt, sollten wir darüber reden. Aber den Ablauf werden wir nicht ändern. Basta.» Juliane stand auf. «Entweder ihr vertraut euch gegenseitig und glaubt mir, dass ich euch beide ohne Unterschied liebe, oder ich gehe. Aber ich werde mich nicht entscheiden.»
«Davon war doch gar keine Rede! Ich wollte nur mal eine Woche …»
«Schluss! Nein!», erwiderte Juliane und ging ins Ankleidezimmer, um sich umzuziehen. Mit einem bockigen, in sich verschlossenen Mann zu reden war ungefähr genauso sinnlos, wie mit einer Wand zu sprechen. Diese Erfahrung hatte sie schon hinter sich. Würde sie einer Woche zustimmen, dann würde er irgendwann von zwei Wochen reden. Sie verstand, warum Antonino dagegen war. Bis jetzt hatten sie doch ein harmonisches Verhältnis gehabt? Wahrscheinlich kam Domenico doch nicht so gut damit klar, dass sie mit seinem Bruder verheiratet war, auch wenn dies im Grunde genommen nur auf dem Papier existierte und der Ring an ihrer Hand davon zeugte. Aber das war alleine sein Problem. Die Heirat war schließlich nicht ihre Idee gewesen.
Bis sie in die Küche zurückkehrte, war Domenico wieder in seinem Zimmer verschwunden, und er kam auch nicht zum Abendessen. Da sie in dieser Nacht ganz regulär bei Antonino war, sahen sie sich erst am nächsten Morgen beim Frühstück wieder. Domenico tat so, als wäre nichts passiert. Zwar fand Juliane es nicht in Ordnung, das Thema totzuschweigen, aber sie hatte auch keine Lust auf einen Streit in der Früh.
Die Gedanken daran beschäftigten Juliane noch, als sie längst in ihrem Geschäft stand und die Glasoberflächen ihrer Vitrinen auf Hochglanz brachte. Es war fraglich, ob Domenico zur Vernunft gekommen war oder
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