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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bloom
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Moment, in dem Katy den Raum betreten hatte, in Schach gehalten hatte. Also: Wenn ihr Termin im September war, dann bedeutete das, neun Monaten rückwärtsgerechnet, Dezember. Wann genau war dieses verdammte Schülertreffen gewesen?, dachte er verzweifelt. Er war sich nicht ganz sicher, bis ihn plötzlich die Erinnerung übermannte, wie Katy ihn zu dem Song Last Chrismas von Wham durch die Schulaula geschleift hatte – was eine Welle von Übelkeit in seinem Hals aufsteigen ließ. Es gab keinen Ausweg, oder? Das war doch nicht möglich? Er konnte doch nicht einen One-Night-Stand gehabt haben, der mit einer Schwangerschaft endete, gerade als seine Frau es nach fünf Jahren vergeblicher Versuche geschafft hatte, endlich schwanger zu werden? So etwas konnte doch nicht passieren, bestimmt nicht. Katy hätte schon aufgepasst, dass nichts passierte. Sie hatte sicher die Pille genommen. Frauen werden nicht sechsunddreißig Jahre alt, ohne ein Baby zu bekommen, wenn sie die Verhütung nicht im Griff hatten, oder? Und wer war dieser Clown, der da neben ihr saß? Er wäre ja wohl nicht hier, wenn er nicht der Vater wäre, oder?
    Er atmete jetzt zu schnell, viel zu schnell, als dass es unbemerkt geblieben wäre. Er sah sich nervös um und wurde sich plötzlich bewusst, dass ihn alle anschauten und Alison ihn anstieß. Scheiße, er war dran. Er war dran, dem Kurs zu erzählen, was seine größte Angst bezüglich der Geburt war. Wie wäre es damit, dass seine Frau herausfinden könnte, dass sie nicht die einzige war, die von ihm ein Kind erwartete?
    »Entschuldigung, ich brauche Luft«, brachte er schließlich keuchend heraus, bevor er aufstand und buchstäblich
zur Tür rannte. Er hörte Joan leise kichern, als die Tür hinter ihm zufiel.
    »Ach, es gibt immer den einen oder andern, den die Realität schier umhaut, wenn erst einmal dieses Stadium erreicht ist. Gib ihm eine Minute, dann ist er wieder auf dem Damm, du wirst schon sehen. Warum erzählst du uns nicht von euch beiden?«, sagte Joan und sah die Frau an, die neben Matthews leerem Stuhl saß.
    »Na ja, das war mein Mann Matthew, der sich normalerweise nicht so verhält, Hand aufs Herz. Ich habe keine Ahnung, was über ihn gekommen ist. Aber egal. Ich heiße Alison. Wir sind gerade wegen Matthews Firma von London hierhergezogen, weil wir statt der Wohnung, in der wir lebten, lieber ein Haus mit Garten wollten. Und das werden wir auch wirklich brauchen, denn, wisst ihr, wir bekommen nämlich Zwillinge«, erklärte sie mit einem recht selbstzufriedenen Lächeln.
    Ein leises »Wow«, ging durch den Raum, gefolgt von einer Runde Applaus. Katy klatschte nur ein bisschen verhaltener als alle anderen und starrte auf die geschlossene Tür, hinter der sich Matthew zweifelsohne versteckte.
     
    »Wie konntest du nur?«, fragte Alison leicht um Atem ringend, als sie sich nach dem Ende des Kurses auf den Beifahrersitz in Matthews Auto sinken ließ. »Wie konntest du nur einfach so abhauen und dann nicht mehr zurückkommen? Du hast mich total blamiert!«
    »Tut mir echt leid. Mir war plötzlich übel.«
    »Natürlich denken jetzt alle, dass du der Sache nicht gewachsen bist.«
    »Dass ich welcher Sache nicht gewachsen bin?«
    »Kinder zu kriegen«, kreischte sie. »Sie glauben jetzt
alle, dass du nicht den Mumm dazu hast; ich weiß, dass sie das glauben. Ich wette, sie reden jetzt alle auf dem Heimweg über uns. Das Paar, das Zwillinge bekommt, mit dem Mann, der es nicht einmal schafft, in einem Geburtsvorbereitungskurs zu sitzen und etwas über die Geburt zu erfahren. Genau das werden sie jetzt sagen. Meine Güte, ist mir das peinlich!«
    Matthew starrte wortlos auf den Tacho seines Armaturenbretts, wobei er an den Temperaturreglern herumfingerte.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, insistierte sie.
    »Entschuldigung. Was hast du gesagt?«
    »Um Himmels willen, Matthew, du weißt, wie wichtig diese Kurse sind, und du lässt mich einfach sitzen, so vor allen Leuten!«
    »Ich habe nur … Ich schätze, ich habe es dort drinnen nicht länger ausgehalten.«
    »Oh, fantastisch!«, sagte sie und warf die Hände in die Luft. »Wie soll das denn dann bei der richtigen Geburt laufen, Matthew, wenn du es im Kurs nicht einmal aushalten kannst, darüber zu reden? Wovor in aller Welt hast du solche Angst?«
    »Vor nichts. Vor nichts, das schwöre ich dir. Es hat ehrlich nichts mit diesem ganzen Geburtskram zu tun. Ich muss heute Mittag etwas Schlechtes gegessen haben, das ist alles«, erwiderte

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