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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bloom
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die Kinderwagen anzusehen.

    »Es ist kaum zu fassen, dass wir noch vor zwanzig Minuten in der Garage standen und unser Cabrio verkauft haben – und jetzt sind wir schon hier, um einen Kinderwagen anzuschaffen«, sagte die hochschwangere Frau. »Das Leben wird nie mehr so sein, wie es mal war, oder?«, fuhr sie fort und sah beinahe so erschüttert aus, wie Katy sich fühlte.
    »Du hast recht«, erwiderte der Mann und legte ihr seinen Arm tröstlich Arm um die Schultern. »Aber ich würde in diesem Augenblick mit niemandem auf der Welt tauschen wollen. Und weißt du, was? Ich habe dieses Auto geliebt, das weißt du, aber unseren neuen Kinderwagen werde ich zig Male mehr lieben, das sag ich dir – besonders wenn unsere kleine Prinzessin drin liegt.«
    Katy beobachtete verzückt, wie die beiden sich mit breitem Lächeln einander zuwandten. Sie küssten sich, und zwar ziemlich leidenschaftlich, wenn man bedachte, dass sie an einem Samstagnachmittag mitten in einem Laden in einem Einkaufszentrum standen. Als sie fertig waren, griff der Mann in seine Jacketttasche und zog ein paar Bögen Papier heraus.
    »Also«, sagte er, »ich habe letzte Nacht, als du schon im Bett warst, diesen ganzen Kram aus dem Internet ausgedruckt – dann fällt uns die Entscheidung vielleicht leichter. Der beste Kinderwagen, laut dieser Website, ist der da drüben …«
    Katy drehte sich um. Sie konnte es nicht ertragen, diese perfekte Partnerschaft noch länger zu beobachten. Wieder wanderte ihr Blick zur Eingangstür hinüber. Immer noch kein Anzeichen von Ben.
    Sie wuchtete sich hoch, schleppte sich benommen zur
Kasse und versuchte dabei, die Tränen zu unterdrücken, die ihr plötzlich kamen. Als die Hälfte ihrer Einkäufe gescannt und eingepackt war, lehnte sich die Verkäuferin zu ihr hinüber und gab ihr ein Taschentuch.
    »Hormone«, sagte sie freundlich. »Passiert dauernd.«
    Peinlich berührt stopfte Katy die Tüten, so schnell sie nur konnte, in ihren Einkaufswagen und rannte aus dem Laden, als würde das Gebäude in Flammen stehen.
    »Mein lieber Schwan, sind da wilde Tiger oder so was drin?«, hörte sie Ben in genau dem Moment sagen, als sie durch die automatischen Türen hetzte.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen«, brachte sie noch heraus, bevor sie in Tränen ausbrach, wobei sie gleichzeitig versuchte, nicht zu hyperventilieren.
    »Hey, alles in Ordnung, beruhige dich! Waren die anderen schwangeren Frauen nicht nett zu dir?«, fragte er und bedachte sie mit einem Grinsen.
    »Hör auf!«, schrie sie. »Hör bloß auf!«, wiederholte sie wutentbrannt und sah ihn mit hochrotem Gesicht an.
    Er starrte schockiert zurück. Sie stritten eigentlich nie miteinander.
    »Ich kann deine Witze nicht gebrauchen, okay? Hör einfach auf, blöde Witze zu reißen!«
    »Okay«, antwortete er, doch das Grinsen war aus seinem Gesicht gewichen. »Also, was brauchst du dann?«, fragte er gedehnt.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie verzweifelt. »Bloß keine Witze, okay? Ich brauche … Ich brauche … Manchmal brauche ich einfach nur, dass du da bist. Zum Beispiel, wenn ich durch die Hölle gehe, während ich versuche, einen verdammten Kinderwagen aufzustellen«, sagte sie wimmernd und stierte auf den Boden.

    »Verstehe«, sagte er ruhig. »Du brauchst mich. Das ist etwas ganz Neues.«
    »Ja, du weißt schon, nur manchmal«, erwiderte sie.
    Sie standen beide einen Moment da und starrten gedankenverloren den Boden an, bis Ben sanft ihre Finger vom Einkaufswagen löste und ihn zum Auto schob, um alles einzuladen.
     
    An diesem Abend war die Atmosphäre so frostig kalt, dass sie als Kulisse für einen Horrorfilm getaugt hätte: kohlrabenschwarze Nacht, strömender Regen, heulender Sturm und dazu alle möglichen unerwarteten, knallenden Geräusche, die einen aus der Haut fahren ließen.
    Und genau das tat Katy dann auch, als sie losziehen wollten und Ben plötzlich mit einer Taschenlampe, die nur sein Gesicht erhellte, auf sie zuhechtete.
    »Geh nicht ins Moor, min Deern, geh bloß nicht ins Moor«, sagte er klagend, während er um sie herumtanzte.
    »Lass das, Ben!«, sagte sie und verpasste ihm einen Hieb. Es war ihr gelungen, seit dem Shopping-Ausflug am Nachmittag wieder etwas Fassung zu gewinnen.
    Ben hatte sich auf dem Heimweg nachdrücklich entschuldigt und erklärt, dass er bei einem alten Kumpel hängengeblieben war, der jetzt im Curry’s arbeitete und ihm Prozente verschaffen konnte.
    Sie gab sich sehr viel Mühe, nicht weiterhin auf

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