Dienstags ist sie nie da - Roman
Anschließend wurden zwei Jäger gezeigt, die ihre Gewehre reinigten.
Ich habe es genauso verdient, erschossen zu werden, ging es Kary durch den Kopf.
Das Baby versetzte ihr einen weiteren kräftigen Tritt.
»Mein Gott, da ist ein Baby, ein richtiges Baby«, weinte sie. »Ich kann mir nicht einmal wünschen, in Frieden erschossen zu werden.«
Das Baby trat sie noch einmal.
»Okay, okay. Es reicht schon.«
Katy stand vom Sofa auf, marschierte ins Kinderzimmer und blickte zuerst auf die Einzelteile eines Kinderbetts, die am Boden herumlagen, dann auf einen Haufen völlig unberührter Plastiktüten mit Babysachen. Sie griff nach dem nächsten Plastikbeutel und leerte ihn aus. Dann kniete sie sich auf den Boden und begann, Zellophanverpackungen und Kartons aufzureißen, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie schmiss die Verpackungen in die eine Ecke, ihren Inhalt in die andere. Jedes Mal, wenn sich ein Gegenstand nicht von seiner Umhüllung trennen wollte, fluchte sie frustriert.
Als sie damit fertig war, die Plastiktüten zu durchwühlen, war sie bereits ziemlich durchgeschwitzt. Der Schraubenzieher, den Ben im Zimmer liegen gelassen hatte, als er das Babybett hatte zusammenbauen wollen, stach ihr ins Auge. Sie nahm ihn und fing an, die Schrauben ins Holz zu drehen – ohne die blasseste Ahnung, ob sie dort überhaupt hingehörten. Es dauerte nicht lange, dann hatte sie ein Babybett fertig, das einem avantgardistischen Indianerzelt für Zwerge ähnelte. Mittlerweile
atmete sie ziemlich heftig, traute sich jedoch nicht aufzuhören, traute sich nicht, langsamer zu machen, weil das ihrem Verstand ermöglicht hätte, von ihrer künstlerischen Konstruktion zu deutlich Destruktiverem abzuschweifen.
Als sie keine Schrauben mehr fand, die sie hätte eindrehen können, warf sie den Schraubenzieher quer durchs Zimmer und stemmte sich hoch. Sie ging in die Ecke hinüber und schaufelte sich eine Ladung Bodys, Strampelanzüge, Bettlaken und Decken auf ihre Arme und watschelte dann vom Kinderzimmer in die Küche. Gelegentlich stolperte sie, wenn ihre Füße sich in den herunterhängenden Kleidungsstücken verfingen.
Gerade als sie in der Diele angekommen war, klingelte die Türglocke. Unglaublich, doch sie hatte in ihrem hektischen Eifer komplett vergessen, dass Matthew bei ihr angerufen hatte. Jetzt fragte sie sich überrascht, wer da wohl klingeln könnte. Einen Moment lang dachte sie, dass Ben zurückkäme, und ihr Herz machte einen Sprung. Doch dann erinnerte sie sich an ihren versehentlichen Ausbruch Matthew gegenüber, und ihr wurde klar, dass er ihre Nachricht offensichtlich nicht mehr abgehört hatte.
Sie blieb zögernd in der Diele stehen und vergrub ihren Kopf im Kleiderhaufen. Sie merkte, dass ihre Schultern schon wieder erbebten und eine neue Woge der Verzweiflung über sie hereinbrach.
»Lass mich rein, Katy. Bitte! Lass mich nach dir sehen. Nur eine Minute. Ich will nur wissen, ob alles in Ordnung mit dir ist!«, rief Matthew durch die Tür.
Er klang so sanft und beruhigend, dass sie erleichtert zur Tür stürzte. Und trotz ihrer beladenen Arme gelang es ihr, sie auch zu öffnen.
Matthew spähte um den Wäschehaufen herum, der ihn begrüßte, als die Tür aufging.
»Wo bist du?«, fragte er.
»Ich bin hier«, schluchzte sie und versuchte, ihr verschwollenes rotes Gesicht in der Wäsche zu verbergen.
»Pass auf, warum legen wir nicht die ganzen Sachen hier auf dem Fußboden ab? Dann können wir uns hinsetzen, und du erzählst mir, was passiert ist.«
»Nein«, sagte Katy, wobei ihr Kopf aus der kurzzeitigen Tarnung auftauchte. »Ich muss die Sachen hier in die Waschmaschine stecken. Ich kann sie nicht auf den Boden legen. Sie müssen sofort gewaschen werden. Das Baby kann jede Minute kommen.«
Sie riss Matthew den Stapel weg und ging mit großen Schritten in Richtung Küche.
»Du hast doch keine Wehen, oder?«, fragte Matthew.
Sie drehte sich im Türrahmen um. »Mach dich nicht lächerlich. Glaubst du, dass ich dann noch hier wäre? Das alles hier muss sofort gewaschen werden, ich habe keine Zeit zu verlieren. Ich muss alles fertig haben, denn später wird niemand da sein, der mir hilft.«
Matthew holte sie in der Küche ein, als sie versuchte, mindestens zwei Wäscheladungen auf einmal in die Maschine zu stopfen.
»Warum lässt du mich nicht helfen?«, fragte er, wobei er versuchte, ihr sanft ein paar cremefarbene Strampelanzüge aus der Hand zu nehmen.
»Nein, ich krieg das schon hin. Ich
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