Dienstags ist sie nie da - Roman
beide habt über Wochen hinweg diese Gespräche geführt – und mich habt ihr die ganze Zeit glauben lassen, dass das Baby von mir ist.«
»Ben, bitte, wenn du das so sagst, hört sich das schrecklich an. Ich schwöre, dass ich versucht habe, das Richtige zu tun. Ich habe nicht versucht, dich absichtlich zu täuschen.«
»Was? Du lässt mich die ganze Zeit über glauben, dass das Baby von mir ist, obwohl du genau weißt, dass dies nicht unbedingt der Fall ist. Findest du nicht, dass ich das Recht habe, das zu wissen? Offensichtlich dachtest du ja, dass Matthew dieses Recht durchaus hat.«
»Nein. So war es nicht! Es war nicht meine Entscheidung, es Matthew zu erzählen. Er hat es vermutet, und ich musste mit ihm reden, damit er nicht alles kaputtmacht. Ich konnte nicht zulassen, dass er für nichts und wieder nichts alles ruiniert. Bitte Ben, hör mir zu«, bettelte Katy. »Du bist der Vater.«
Ben war still, starrte aus dem Fenster in die Ferne.
Katy traute sich nicht, etwas zu äußern, da sie Angst hatte, womöglich wieder das Falsche zu sagen. Still betete sie um ein Wunder.
Schließlich schoss Ben seinen letzten Schuss ab. »Es spielt keine Rolle, wie winzig die Chance ist; es besteht immerhin eine Möglichkeit, und ich weiß nicht, ob ich damit leben kann. Aber eines ist sicher: dass du mich angelogen hast! Nicht nur hinsichtlich des Babys, sondern auch, was Matthew betrifft. Du bist nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe, Katy. Und ich dachte, ich wäre nicht gut genug für dich.«
Tränen liefen ihm nun über die Wangen – fast so schnell wie die von Katy.
»Natürlich bist du gut genug für mich, natürlich bist du das, Ben. Und du hast recht: Ich bin nicht gut genug für dich! Was ich getan habe, ist schrecklich. Aber ich wollte doch nur das Richtige tun. Ich wollte dich niemals verletzen.«
»Na, das ist dir gerade gelungen.«
Ben drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer.
»Geh nicht! Bitte, geh nicht, Ben«, sagte Katy, die hinter ihm herstolperte. »Ich brauche dich. Ich schaffe das nicht allein. Ben, bitte. Bitte, verlass mich nicht!«
Ben war in seiner Verzweiflung kaum wiederzuerkennen. Tiefe Linien hatten sich plötzlich in sein junges Gesicht gegraben. Er drehte sich kurz um und starrte sie einen Augenblick an. Dann wandte er sich um und ging zur Tür hinaus.
Katy sackte auf dem Fußboden zusammen – wie auch die toten Krabben noch immer stumm irgendwo auf einem Pier in Alaska in die finsterste Nacht fielen –, und sie weinte, wie sie noch nie in ihrem Leben geweint hatte.
Achtzehn
Sie war sich nicht sicher, wie spät es war. Sie sah auf, und die Krabben waren verschwunden, wahrscheinlich war ihnen bereits von den mürrisch dreinblickenden Bewohnern Alaskas das Innenleben herausgepult worden.
Katy fühlte sich, als hätte man ihr selbst die Eingeweide herausgerissen. Das war kein normales Weinen mehr. Nein, das war eine Sturzflut, eine übermächtige Lawine, ein wilder Taifun des Weinens, der sie zu ertränken drohte und sie wohl taub machen würde. Jedes Mal, wenn sie das Gefühl hatte, den Sturm zu meistern, kam eine neue Front aus dem Nichts und knüppelte sie gnadenlos zu Boden.
Sie lag noch immer zusammengesunken in der Diele, wo Ben sie verlassen hatte, unfähig, einen Grund zu finden, weshalb sie sich bewegen sollte. Ihre Hände und Arme waren nass vor Tränen, denn längst hatte sie die Papiertaschentücher durchweicht, die sie sich bei ihrer Aufräumaktion vorhin in die Ärmel gestopft hatte.
Schließlich konnte sie so weit klar denken, um einzusehen, dass sie Hilfe brauchte. Dass die Situation ohne Hilfe von außen nicht besser würde. Sie stemmte sich auf Hände und Knie und krabbelte langsam in Richtung Telefon, das auf einem Beistelltisch auf der anderen Seite der Diele stand. Als sie es erreicht hatte, sackte sie wieder zusammen, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen.
Sie wartete ein paar Minuten ab und bemühte sich, wieder zu einer halbwegs geregelten Atmung zurückzufinden. Schließlich atmete sie tief durch und griff nach dem Telefon, um Daniels Handynummer zu wählen.
Natürlich ging der Anruf direkt auf die Mailbox. Als sie Daniels Ansage hörte, sackte sie erneut in sich zusammen, wobei sie gleichzeitig versuchte, die Kraft zum Sprechen aufzubringen.
»Hallo Leutchen. Ich habe gerade etwas wirklich Wichtiges zu erledigen – oder ich sehe euch auf dem Display und will einfach nicht mit euch reden. Wie auch immer, hinterlasst mir einfach
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