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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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besser ist es, sie in der Zukunft leben zu lassen. Aus biologischer Notwendigkeit gehen alle ihre Leidenschaften bereits in diese Richtung, so daß der Gedanke an die Zukunft Hoffnung und Furcht entzündet. Und da sie ihnen unbekannt ist, hängen sie unwirklichen Dingen nach, wenn wir ihre Gedanken an die Zukunft fesseln. Mit einem Wort: die Zukunft kommt am wenigsten der Ewigkeit gleich. Sie ist der zeitlichste Teil der Zeit – denn die Vergangenheit ist erstarrt und nicht mehr in Fluß, und die Gegenwart ist ganz durchleuchtet von den Strahlen der Ewigkeit. Daher haben wir alle die Denkschemata wie: den schöpferischen Evolutionismus, den wissenschaftlichen Humanismus oder den Kommunismus unterstützt, die die Bestrebungen der Menschen an die Zukunft, an den innersten Kern aller Zeitlichkeit binden. Darum wurzeln fast alle Laster in der Zukunft. Die Dankbarkeit schaut in die Vergangenheit und die Liebe auf die Gegenwart; Furcht, Habsucht, Lust und Streberei blicken auf die Zukunft. Denke nicht, die Lust mache eine Ausnahme. In dem Augenblick, in dem das Vergnügen eintritt, ist die Sünde (und diese allein interessiert uns) schon vorbei. Das Vergnügen ist gerade jener Teil des Vorganges, den wir bedauern und den wir gerne ausscheiden würden, wenn wir damit nicht auch der Sünde verlustig gehen würden. Das Vergnügen ist der Beitrag des Feindes und wird daher in der Gegenwart erlebt. Die Sünde, unser Beitrag, richtet sich auf die Zukunft.
    Natürlich wünscht auch der Feind, daß die Menschen an die Zukunft denken – und zwar geradesoviel, wie nötig ist, um jetzt die Handlungen der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe zu planen, die morgen zur Pflicht werden können. Die Pflicht, die Arbeit von morgen zu planen, ist die heutige Pflicht; wenn auch das Material der Zukunft entlehnt ist, so steht doch die Pflicht, wie alle Pflichten, in der Gegenwart. Das ist keine Haarspalterei. Er will eben nicht, daß die Menschen ihr Herz an die Zukunft hängen und ihre Schätze in der Zukunft anlegen. Das wollen wirf Sein Ideal ist der Mensch, der, nachdem er den ganzen Tag für die Nachwelt gearbeitet hat (wenn das sein Beruf ist), seine Sinne von diesem ganzen Geschäft reinigt, den Ausgang dem Himmel überläßt und sogleich zurückkehrt zu der Geduld oder der Dankbarkeit, die im gegenwärtigen Augenblick von ihm verlangt wird. Wir aber wollen einen Menschen, von der Zukunft besessen, gehetzt von Visionen des bevorstehenden Himmels oder der drohenden Hölle auf Erden; bereit, des Feindes Gebote im gegenwärtigen Augenblick zu übertreten, wenn wir ihn glauben machen können, dadurch den einen zu gewinnen oder der andern zu entgehen; abhängig in seinem Glauben vom Erfolg oder Mißerfolg von Unternehmungen, deren Ausgang er nie erleben wird. Wir erstreben ein ganzes Geschlecht auf der Jagd nach dem Regenbogen, nie ehrlich, gütig, glücklich in der Gegenwart, das jede wirkliche Gabe, die ihm jetzt angeboten wird, nur dazu verwendet, sie als Brennstoff auf dem Altar der Zukunft anzuhäufen.
    Es läßt sich also im allgemeinen und unter sonst gleichen Umständen sagen, daß es für Deinen Patienten besser ist, im Blick auf den Krieg von Furcht oder Hoffnung (welches tut nichts zur Sache) erfüllt zu sein, als in der Gegenwart zu leben. Doch der Ausdruck „in der Gegenwart leben“ ist doppelsinnig. Er kann auch einen Vorgang beschreiben, der ebensosehr der Zukunft unterworfen ist wie die Furcht selbst. Dein Mann kann im Blick auf die Zukunft beruhigt sein, nicht etwa weil er sich mit der Gegenwart befaßt, sondern weil er davon überzeugt ist, daß die Zukunft für ihn angenehm sein wird. Solange dies der eigentliche Grund seiner Gemütsruhe bleibt, ist sie Wasser auf unsere Mühle, denn sie führt zu um so größerer Enttäuschung und deshalb Unduldsamkeit, wenn seine falschen Hoffnungen zerschlagen werden. Ist er sich jedoch bewußt, daß wohl Schrecken aller Art seiner warten, betet er um Kraft, ihnen begegnen zu können, und beschäftigt sich inzwischen mit der Gegenwart, weil da, und da allein, alle Pflicht, alle Gnade, alle Erkenntnis und alle Freude zu finden sind, dann ist sein Zustand für uns sehr ungünstig, und wir müssen ohne Zögern eingreifen. Auch in diesem Falle hat sich unsere „philologische Waffe“ erprobt. Versuche es bei Deinem Patienten einmal mit dem Begriff „Selbstbescheidung“. Wahrscheinlicher ist freilich, daß er nicht aus all diesen Gründen „in der Gegenwart lebt“, sondern ganz

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