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Diese eine Woche im November (German Edition)

Diese eine Woche im November (German Edition)

Titel: Diese eine Woche im November (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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wir uns gerade erst kennengelernt haben, weiß ich eine Menge von dir. «
    Von der Kirche Santi Apostoli schlägt die volle Stunde.
    » Vier Uhr. Wo bleibt Tonio? « , fragt sie. » Ist er noch bei der Polizei? Haben die Carabinieri ihn dort behalten? «
    » Nach dem Mädchen fragst du gar nicht? «
    Ihr Blick verfinstert sich. » Was geht mich das deutsche Mädchen an? «
    » Sie ist deine Rivalin. Lässt dich das kalt? «
    » Rivalin? « Pippa zieht den Schal über den Kopf. » Mit einer wie Julia kann ich nicht konkurrieren. «
    » Warten wir’s ab. « Er legt die Hand auf ihre Schulter. » In einer Nacht in Venedig kann viel passieren. «
    Einen Moment lang schmiegt sie sich an ihn. » Mir ist kalt. «
    » Gehen wir runter. « Er öffnet die Blechtür.
    » Weißt du, weshalb die Trucidi im Hotel Alexandra abgestiegen sind? « Pippa läuft voraus. Hohl klingen ihre Schritte auf dem Metall.
    » Das kriege ich raus. Sicher ist, die Bruderschaft hat sich in Venedig nicht nur getroffen, um eine juwelenbesetzte Scheibe zurückzuerobern. Die Wiedergeburt der Trucidi muss mehr bedeuten. «
    » Aber was? « Sie erreichen die nächste Plattform.
    Vor zwei Stunden kam Pippa aus dem Fünfsternehotel Alexandra zurück, dem ehemaligen Palazzo der Cornianis. Heute beherbergt das Gebäude eine Nobelabsteige für Superreiche. Die Terrasse geht aufs Wasser und hat Blick auf die Kirche Santa Maria della Salute. Die Lobby ist dunkel getäfelt, die Angestellten laufen in Livreen herum. Kellner, Liftboys, Manager lesen dem Gast jeden Wunsch von den Augen ab. Der Mann an der Rezeption tut so bedeutend, als wäre er der Staatspräsident persönlich.
    Nachdem Pippa sich am Türsteher vorbeigestohlen hatte, stand sie vor dem Problem, wie sie sich in der Halle aufhalten kann, ohne aufzufallen. Sie versuchte es mit der Masche Tochter aus reichem Haus. Auch wenn sich heutzutage selbst die feinen Mädchen flippig anziehen, sieht Pippa nicht wie ein reiches Töchterchen aus. Sie setzte sich neben einen dicken Herrn mit Zigarre. Er war eingenickt. Die Zigarre brannte noch. Als ein Hotelangestellter vorbeikam, löste Pippa den Stumpen zärtlich aus den Fingern des Dicken. » Papa ist todmüde « , sagte sie. Der Angestellte ließ sie von da an in Frieden.
    Pippa sah sich um. Sie wusste nicht, wonach sie suchte. Sie achtete bloß auf Dinge, die ihr ungewöhnlich erschienen. Nichts geschah. Irgendwann erwachte der Dicke und bemerkte das Mädchen an seiner Seite.
    » Gut geschlafen? «
    Der Herr dankte der Nachfrage.
    » Ihre Zigarre ist runtergefallen. Ich habe sie aufgehoben. « Sie zeigte auf den Aschenbecher.
    Der Mann glaubte, dass sie ein Trinkgeld wolle, und fasste in die Tasche.
    » Nicht nötig. «
    » Solltest du nicht im Bett sein? «
    » Ich warte hier auf meine Mutter. «
    Sie unterhielten sich eine Weile, der Rezeptionist schöpfte keinen Verdacht, dass sie nicht zusammengehören könnten. Erst als der Dicke zum Lift ging, wurde Pippas Lage schwierig. Eine Reisegruppe traf gerade ein. Schwarzafrikaner, Asiaten, Hispanos, Männer, die slawisch sprachen. Ausschließlich Männer. Eine Tagung vielleicht, ein Kongress? Wo hatten sie ihre Frauen gelassen? Der Rezeptionist händigte ihnen die Schlüssel aus, sie strebten zu den Fahrstühlen. Einer kam dicht an Pippa vorbei.
    Das Zeichen war unauffällig, doch sie erkannte es sofort. Die Schlange mit den drei Köpfen, die sich im Kreis windet. Der Mann trug das Emblem auf seinem Siegelring. Die Trucidi waren wirklich in der Stadt. Sie trafen sich in dem Haus, das vor Langem der Familie Corniani gehört hatte. Pippa hatte genug gesehen. Sie schlüpfte zwischen den Männern durch und gelangte unbehelligt ins Freie.
    » Im Mittelalter sahen sich die Trucidi als Richter. « Nacheinander erreichen die beiden den Fuß der Treppe. » Sie bestraften Leute, an denen die venezianische Gerichtsbarkeit gescheitert ist. Ich frage mich, ob hinter ihrem Plan auch diesmal eine Strafaktion steckt. «
    » Gegen wen? «
    Rinaldo bleibt vor der Tür zum Hauptquartier stehen. » Wer ist so mächtig, dass man ihn mit legalen Mitteln nicht zu Fall bringt? «
    » Ein Politiker? «
    » Ein Konzern vielleicht, ein Oligarch, ein Verbrechersyndikat. «
    Pippa sieht zu, wie er den Schlüssel ins Schloss steckt. » Keine Lichtschranken? Kein Hightech-Schnickschnack? Ein simpler Schlüssel? «
    » Um über das Dach bei mir einzudringen, müsste man fliegen können. « Er drückt die Tür auf.
    » Was wollen die Trucidi in

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