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Diese Nacht darf niemals enden

Diese Nacht darf niemals enden

Titel: Diese Nacht darf niemals enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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einer Weile hatte ich die Ehre, sein Portrait zu malen.“
    Die grünen Augen blitzten auf. „Die Ehre war ganz meinerseits, Alexa.“ Guy hielt kurz inne. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir uns heute hier treffen.“
    Das Lächeln hielt sich. „Nein, ich auch nicht.“ Sie schaute zu Richard. „Richard war so nett, mich einzuladen.“ Sie lehnte sich näher an ihn, und ihre Eskorte streckte höflich lächelnd die Hand aus. „Richard Saxonby – Guy de Rochemont“, stellte sie – jetzt entspannter – die beiden Männer einander vor.
    Guy schüttelte die dargebotene Hand. Es war ein fester, souveräner Händedruck, passend zu dem Mann. Er sah gut aus, hatte wache Augen und lächelte offensichtlich gern. Zugänglich, attraktiv. Guy konnte nachvollziehen, warum Alexa mit ihm zusammen war. An Richard Saxonby fiel nichts unangenehm auf, im Gegenteil.
    Weshalb es völlig unlogisch war, dass er den Drang verspürte, Alexas Hand unter dem Arm des Mannes hervorzureißen und mit ihr aus dem Saal zu eilen. Guy wollte sie zu seinem Wagen bringen, in sein Hotel oder ihr Apartment – gleich wohin, solange es nur ein Bett gab und keinen Richard Saxonby.
    Er verdrängte den nahezu überwältigenden Impuls. Alexa Harcourt und alles, was mit ihr zu tun hatte, gehörte der Vergangenheit an. Er hatte seine Entscheidung getroffen und die Beziehung beendet. Wenn sie also mit einem anderen Mann zusammen sein wollte, zum Beispiel mit diesem Richard Saxonby, was ging ihn das an? Nichts. Rien de tout .
    Das vertraute Gefühl der Selbstbeherrschung kehrte zurück und schloss alles aus, was ausgeschlossen werden musste. Nonchalant vollzog er die Vorstellung mit dem Mann, der Alexas Gesellschaft und ihren wunderbaren Körper ganz offensichtlich genoss. Jede andere Reaktion wäre unangebracht gewesen.
    Und weil dies so war, brauchte er jetzt nur die Hand des Mannes loszulassen und Alexa höflich zuzunicken. Er ignorierte die Tatsache, dass ihre Schulter die von Richard Saxonby berührte, des Mannes mit dem guten Aussehen und der männlichen Selbstsicherheit. Natürlich war er selbstsicher. Jeder Mann, der Alexa in seinem Bett hatte, wäre das. Guy lächelte noch einmal kurz, wandte sich um und ging.
    Es war nur eine flüchtige Episode an einem Abend, der Tausenden anderer seiner Abende glich, bei einem gesellschaftlichen Anlass, der Tausenden anderer gesellschaftlicher Anlässe glich, an denen er teilnahm. Nicht, weil er teilnehmen wollte, sondern weil seine Teilnahme erwartet wurde. Für wenige Momente hatte er nicht mehr an seine Verlobte und ihr Ungeschick bei ihrem Gesellschaftsdebüt an seiner Seite gedacht. Kurz bevor sein Blick Alexa Harcourt erfasst hatte, war Louisa mit einer gemurmelten Entschuldigung in den Waschraum gegangen.
    Noch war sie nicht zurückgekehrt, und Guy verübelte es ihr nicht, dass sie eine Atempause brauchte. Er war sogar froh, dass Louisa seinen Austausch mit Alexa nicht miterlebt hatte. Seine ehemalige Portraitmalerin nicht zu begrüßen, hätte nur Stirnrunzeln bei denen, die davon wussten, hervorgerufen. Doch Louisa brauchte keinen Kontakt zu einer Frau, die einmal einen Platz in seinem Leben eingenommen hatte, den sie niemals würde einnehmen können. Sie bewegten sich in verschiedenen Kreisen und würden sich nie begegnen.
    Für einen Moment blitzte das Bild eines hoch oben in den Lüften kreisenden Adlers vor seinem geistigen Auge auf – und das des gähnenden dunklen Tunnels direkt vor ihm.
    „Richard, entschuldige mich bitte für einen Moment.“
    Nach außen hin wirkte Alexa so gefasst wie vor fünf Minuten. Doch in ihrem Innern tobte ein Sturm. Sie brauchte dringend Abstand.
    Ohne seine Antwort abzuwarten, schritt sie auf die verheißungsvolle Ruhe des Waschraums zu. Dabei hatte sie Mühe, ruhig zu atmen.
    Kaum dass Alexa die Waschraumtür hinter sich geschlossen hatte, stürzte sie in eine der Toilettenkabinen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die verriegelte Tür. Wie lange sie hier stand, hätte sie nicht sagen können. Sie wusste nur, dass ihr Herz zum Zerspringen pochte und sie sich unbedingt beruhigen musste. Nach und nach ließ der Schock über das Treffen mit Guy nach. Sie verbat sich, die Szene in ihrem Kopf noch einmal ablaufen zu lassen. Es war unwichtig, dass sie Guy wiedergesehen hatte. Sie würde nicht zulassen, dass es eine Bedeutung bekam.
    Alexa atmete noch einmal tief durch, entriegelte die Tür und ging zu den Waschtischen. Als sie sich die Hände wusch, blitzte

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