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Diese Nacht darf niemals enden

Diese Nacht darf niemals enden

Titel: Diese Nacht darf niemals enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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„Möchtest du, dass ich dich nach Hause bringe?“
    Es war nicht mehr als ein höfliches Angebot ohne Hintergedanken und somit ein weiterer Beweis dafür, was für ein netter Mann er war. Da sie wusste, dass er genau in der entgegengesetzten Richtung von ihr wohnte, versicherte sie ihm, dass es nicht nötig sei, bedankte sich noch einmal für den Abend und winkte ihm zum Abschied lächelnd zu. Kaum jedoch war sie allein, stürzten die Emotionen auf sie ein. Sie lehnte sich in die Polster zurück, schloss die Augen und wünschte sich verzweifelt, sie könnte auch ihre Gefühle ausschließen. Doch es war unmöglich.
    Ich liebe ihn noch immer.
    Die schmerzhafte Wahrheit stand ihr jäh vor Augen, schnitt scharf wie ein Rasiermesser durch ihr Herz. Als das Taxi sie vor ihrer Haustür absetzte, fühlte sie sich ausgehöhlt und zerrissen. Sie schloss die Haustür auf, raffte ihr Kleid und stieg mit bleiernen Füßen die Stufen zu ihrem Apartment empor. Nie war ihr das Leben leerer erschienen. Wohin ging sie überhaupt? In eine leere Wohnung, zu einer weiteren einsamen Nacht.
    Die Sehnsucht erdrückte sie förmlich. Immer wieder sah sie Guys Gesicht vor sich, doch Guy war nicht da. Er würde nie wieder da sein … Der Schmerz in ihrem Herzen wurde unerträglich.
    Vor ihrem Apartment musste sie stehen bleiben und Kraft sammeln, um die Tür aufzuschließen und hineinzugehen. Die Leere umfing sie sofort. Sie warf ihre Abendtasche auf das Tischchen in der Diele, legte das Cape ab und ging lustlos ins Wohnzimmer. Am besten kochte sie sich einen Kräutertee und nahm ihn mit ins Bett.
    Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Guy war in ihrer Wohnung.
    Ihr Herzschlag setzte erst aus und schnellte dann in die Höhe. Ein leiser Laut entfuhr ihr, sie fasste sich an die Kehle. Hatte sie etwas gesagt? Sie wusste es nicht. Sie nahm nur wahr, dass Guy auf ihrem Sofa saß.
    „Wo ist er?“, fragte er lässig. Die Schärfe in seiner Stimmer war dennoch nicht zu überhören.
    „Wer?“ Noch immer bemühte sie sich zu atmen, versuchte, Sinne und Emotionen im Zaum zu halten, die komplett verrücktspielten und sich überschlugen, so als stände sie mitten in einem elektrischen Spannungsfeld.
    Guy – hier, in ihrer Wohnung!
    „Dein Loverboy“, beantwortete er ihre Frage.
    Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Aber das war kein Wunder, denn sie konnte auch nicht denken, da seine Gegenwart ihr gesamtes Bewusstsein beanspruchte.
    Mit einer einzigen Bewegung sprang er auf die Füße und kam auf sie zu. Schnell, entschlossen, aggressiv. In Alexa flammte etwas auf.
    „Du hast ihn nicht mitgebracht?“
    Die Frage hatte ihn auf dem ganzen Weg hierher gequält – die ganze Zeit, in der er Louisa bis zum Haus ihrer Freundin begleitet und ihr eine gute Nacht gewünscht hatte. Und während sein Mund die erforderlichen und angebrachten Worte gesagt hatte, waren seine Gedanken mit etwas völlig anderem beschäftigt gewesen.
    Guy traf eine Entscheidung.
    Er besaß noch immer den Schlüssel zu Alexas Wohnung. Seit er ihre Wohnungstür aufgeschlossen hatte, beherrschte ihn ein einziger Gedanke: Würde sie allein herkommen oder mit dem Mann, der ihn ersetzt hatte, nach Hause gehen? Oder würde sie diesen Mann mitbringen?
    Jetzt wusste er, dass sie genau das getan hatte, worum er inständig gefleht hatte – sie war ohne den Mann zurückgekommen. Er packte sie bei den Armen, hart, fast grob. Die Macht ihrer Gefühle machte es Alexa unmöglich, auch nur ein Wort hervorzubringen. Sie spürte nur seinen grünen Blick, der sich in ihre Augen brannte. Guy sagte etwas, doch sie verstand es nicht. Sie konnte nicht einmal erkennen, welche Sprache er sprach. Ihr Verstand verweigerte vollständig den Dienst. Sie sah nur Guys grüne Augen, fühlte nur seine Hände an ihren bloßen Armen.
    Einen langen Moment standen sie so da. Er hielt sie fest, und sie hielt den Atem an. Dann, quälend langsam, beugte er den Kopf.
    „Kein anderer Mann, nur ich, Alexa“, knurrte er rau. „Niemand außer mir …“ Dann presste er seine Lippen besitzergreifend auf ihre.
    Und die Rage in seinem angespannten, verkrampften Körper erlosch endlich. In der unfehlbaren Rüstung seiner eisernen Selbstbeherrschung zeigten sich die ersten Risse.
    Es war sehr viel später. Wie viel, konnte Alexa nicht sagen. Für sie war die Zeit stehen geblieben.
    Nur ihre Sinne lebten wieder, Sinne, die vier lange, leere, bedeutungslose Monate unterdrückt und abgestumpft gewesen waren. Jetzt

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