Diese Nacht darf niemals enden
neben ihr auf dem Marmor ein wertvoller Ring mit einem großen Edelstein auf. Sie sah sich um. Außer ihr war niemand im Waschraum, nicht einmal jemand vom Hotelpersonal. Und während sie sich noch fragte, was sie mit diesem wertvollen Stück machen sollte – schließlich wollte sie nicht des Diebstahls bezichtigt werden –, stieß jemand die Tür vom Saal her auf.
„Gott sei Dank!“, rief eine weibliche Stimme erleichtert.
Als Alexa sich umdrehte, sah sie eine junge Frau, die sich auf das wertvolle Schmuckstück stürzte und sich den Ring hektisch an den Finger steckte. Der Blickkontakt mit der jungen Frau war unvermeidlich.
„Ich bin nicht daran gewöhnt, ihn zu tragen“, erklärte die Frau entschuldigend. Sie lächelte Alexa an, und Alexa lächelte zurück, während sie nach einem der bereitgelegten Handtücher griff.
„Ich bin froh, dass Sie sich noch rechtzeitig erinnert haben“, sagte sie. „Ich hatte mich schon gefragt, wen ich verständigen soll. Das ist kein Ring, den man gern verlieren möchte.“
Die junge Frau zog eine Grimasse. „Ich hätte furchtbaren Ärger bekommen!“, erwiderte sie. „Es ist ein Erbstück.“ Die Tatsache schien sie jedoch nicht besonders zu beeindrucken. „Seit mindestens einer Million Jahre muss jede Braut ihn tragen.“
„Der Ring ist wunderschön“, sagte Alexa höflich.
Wieder schnitt das junge Ding eine Grimasse – eine hübsche Brünette, nur war das Abendkleid aus Bahnen von sich bauschender zitronengelber Seide viel zu mächtig für sie.
„Er passt nicht zu mir“, meinte die junge Frau tonlos, den Blick auf den Ring an ihrem Finger gesenkt.
„Aber sicher reicht es, wenn Sie ihn nur zu offiziellen Anlässen tragen“, bemerkte Alexa taktvoll. „Vielleicht sollten Sie Ihren Verlobten bitten, einen etwas schlichteren Ring für Sie zu kaufen, einen, der eher Ihrem Geschmack entspricht und den Sie jeden Tag tragen können.“ Nach dem Ring zu schließen, würde es dem Verlobten sicher keine finanziellen Probleme bereiten, noch einen zweiten Verlobungsring für seine Angebetete zu kaufen.
Die junge Frau sah bedrückt aus. „Nein, das wird er nicht tun. Ich muss nämlich zu jeder Zeit die Form wahren.“ Sie sah an sich herab. „Genau wie dieses Kleid – es passt auch nicht zu mir.“
Eine Schande, dass das Mädchen sich ihre Kleider nicht selbst aussuchen konnte … etwas in einem jugendlicheren Stil, aus einem anschmiegsameren, weicheren Material hätte ihr gut gestanden.
„Ihr Kleid ist wunderschön“, fuhr die junge Brünette jetzt fort. „Aber zu mir würde es auch nicht passen. Dafür bin ich nicht groß genug. Eigentlich mag ich gar keine Abendkleider. Ich bin zu schlaksig dafür.“
„Aber nein, Sie sind überhaupt nicht schlaksig.“ Warum machte das Mädchen sich selbst schlecht? Es war unfair. Niemand, der auch nur den geringsten Geschmack besaß, hätte das junge Ding in ein solch pompöses Kleid gesteckt.
„Meine Mutter behauptet das aber immer. Und mein Verlobter denkt es … ich weiß es.“
„Bestimmt nicht“, widersprach Alexa mit gerunzelter Stirn.
„Doch, das tut er“, beharrte das Mädchen. „Und wenn vielleicht nicht schlaksig, dann hält er mich auf jeden Fall für unerfahren und langweilig. Obwohl er sich bemüht, es zu verbergen. Er ist an schöne und elegante Frauen gewöhnt. Frauen wie Sie“, gestand sie offen und seufzte dann schwer. „Aber das ist sowieso alles unwichtig, er heiratet mich so oder so. Es ist nämlich eine arrangierte Ehe.“
Alexa fühlte sich immer unwohler. Eigentlich ging sie das alles natürlich gar nichts an, sie sollte sich da nicht einmischen, aber das natürliche, junge Mädchen tat ihr leid. „Wissen Sie“, hob sie vorsichtig an, „heutzutage müssen Frauen nicht mehr heiraten, auch wenn die Ehe angeblich schon längst arrangiert ist.“
„Es ist auf jeden Fall besser als die Alternative – ewig von meinen Eltern kritisiert und bevormundet zu werden! Zum ersten Mal in ihrem Leben sind sie mit mir zufrieden, auch wenn meine Mutter sich im Moment ausschließlich damit beschäftigt, wie ich mich zu benehmen habe. Selbst wenn wir verheiratet sind, wird mein Verlobter nicht mehr Notiz von mir nehmen als jetzt. Er wird sich wohl eine Geliebte suchen, eine von den schönen und eleganten Frauen, denen er den Vorzug gibt. Aber das soll mir nichts ausmachen.“ Sie hob ihr Kinn an, wie um den letzten Satz zu bekräftigen, doch Alexa konnte den leeren Ausdruck in den Augen der jungen
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