Diese Nacht darf niemals enden
blühten sie wieder auf. Auferstanden aus der Asche.
Zuckende Glieder, streichelnde Hände, gierig suchende Lippen … Körper, die miteinander zu einer lebenden Einheit verschmolzen.
Immer und immer wieder.
Bis es vorbei war. Alles.
Alexa lag da, in Guys Armen, ihr Haar über seine Schultern gebreitet, die Wange an seiner Brust. Matt und ausgelaugt lag sie da, nur noch mit dem Bewusstsein für den eigenen Herzschlag.
Und dann sagte Guy etwas in die Stille.
„Das ändert alles. Alles“, wiederholte er, und seine Stimme klang harscher als je zuvor. „Ich werde nicht auf dich verzichten.“ Seine Brust hob und senkte sich unter seinen schweren Atemzügen. „Es wird … schwierig. Ich kann nicht oft mit dir zusammen sein, noch seltener als vorher. Das wirst du akzeptieren müssen. Wir werden uns nur dann sehen können, wenn sich mir die Möglichkeit bietet.“ Er zog sie näher an sich. „Es wird nicht wie vorher sein können, das musst du verstehen. Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun. Diskretion ist absolut unerlässlich. Niemand darf wissen, dass ich wieder mit dir zusammen bin. Es darf nicht einmal der Hauch eines Verdachts aufkommen.“
Wieder spürte sie das Heben und Senken seiner Brust an ihrer Wange. Als er weitersprach, klang es abgehackt, schnell und unzusammenhängend.
„Später … später wird es einfacher werden. Als normal angesehen. Akzeptiert. Von jedem. Einschließlich von Louisa. Meiner Braut.“
Alexa fühlte das Blut in ihren Adern gefrieren.
„Bis dahin jedoch …“ Er schwieg einen Moment. „Bis dahin ist nur das hier möglich“, endete er mit flacher Stimme.
Das Blut, das durch ihren Körper floss, verteilte nur Eiseskälte, keine Wärme, während sie hier lag, die Hand auf seinem flachen Bauch, den Kopf auf seiner Brust, gehalten von seinen Armen.
Gefangen von seinen Armen.
Nach einer Weile sah er auf seine goldene Armbanduhr und atmete erneut schwer durch. Schweigend stand er auf, schweigend zog er sich an. Alexa sah ihm dabei zu, wie benommen, ohne ein Gefühl in sich. Erst als er fertig angezogen war, sah er sie wieder an.
„Entschuldige, aber ich muss gehen. Ich sollte gar nicht hier sein, nicht, wenn Louisa in London ist. Das Risiko, entdeckt zu werden, ist zu groß. Man könnte herausfinden, wohin ich nach der Gala gegangen bin. Natürlich werde ich mit dir reden müssen, um die Arrangements zu erklären, aber jetzt muss ich gehen. Morgen fliege ich nach Paris zurück. Für die nächsten zwei Wochen ist es definitiv unmöglich, danach ergibt sich vielleicht eine Chance … vielleicht.“ Seine Stimme klang noch immer völlig tonlos. „Ich rufe dich an, sobald ich kann. Du kannst mich nicht mehr anrufen. Das musst du verstehen.“ Er brach ab und fuhr dann heiser fort: „Es wird die Hölle sein, aber es ist der einzige Weg. Der einzige. Es gibt keinen anderen. Ich werde mir Zeit nehmen, soviel ich kann. Es tut mir leid, aber anders geht es im Moment nicht.“
Bevor er ging, beugte er sich zu ihr und küsste sie – kurz, gierig, leidenschaftlich. „Bis ich wieder herkommen kann“, sagte er und richtete sich auf.
Gleich darauf hörte Alexa, wie er die Wohnungstür hinter sich ins Schloss zog.
Auf der Straße ging Guy mit schnellen Schritten durch den Nieselregen. Seine Gedanken preschten weit in die Zukunft voraus. Er konnte es vor sich sehen, sah das, was er nie mehr zu sehen geglaubt hatte – Licht am Ende des Tunnels. Dahinter lockte die Freiheit des Adlers.
„Alexa?!“
Imogens Stimme wechselte von schlaftrunken zu besorgt. Es war erst acht Uhr morgens an einem Sonntag. Warum klingelte Alexa um diese Zeit an ihrer Wohnungstür? Doch sie klingelte nicht einfach nur, sondern drückte den Daumen auf die Klingel, bis Imogen sich aus dem Bett quälte, einen Morgenmantel überwarf und die Tür aufzog. Vor der Schwelle stand Alexa, komplett angezogen, einen Koffer in der einen und ein Bündel Geldscheine in der anderen Hand.
„Einhundert Pfund“, sagte sie ohne Einleitung. Und ohne jedes Gefühl.
Und doch hörte Imogen ein Meer von Gefühlen in den kühl hervorgebrachten knappen Worten.
Sie nahm die Scheine nicht an, sondern zog Alexa stattdessen in die Küche, drückte sie auf den Hocker an der Frühstücksbar und setzte sich ihr gegenüber. Dann erst starrte sie auf die Geldscheine in Alexas Hand und danach in das reglose Gesicht der Freundin.
„Mist!“, stieß Imogen aus. „Der Bastard!“
Ein gequälter Laut entfuhr Alexas Kehle.
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