Diesen Cowboy muss ich küssen
Sohn.”
“Das glaube ich gern.”
“Und Ihre Tochter, ist sie gehörlos geboren?”
“Nein. Sie wurde krank, als sie noch ganz klein war. Eine ganze Weile haben wir gar nicht gewusst, dass sie durch diese Krankheit taub geworden ist.”
Erinnerungen überkamen Dana. Auch sie hatte mit Callie in den Armen geschlafen, nachdem sie sie nach der Hirnhautentzündung wieder hatte nach Hause holen können. Tagelang hatte sie immer wieder überprüft, ob ihr Baby auch noch gleichmäßig atmete, und sich vergewissert, dass das Fieber nicht zurückgekehrt war.
Sophia blickte sie voller Wärme an. “Es muss schrecklich für Sie gewesen sein, ein so krankes Kind zu haben.”
“Ja, das war es auch. Mir war ganz egal, was passierte, wenn sie nur überlebte.”
“Sie lebt und ist munter. Nehmen Sie es als Geschenk. Ihre Taubheit tritt davor in den Hintergrund.”
Ja, dachte Dana, das stimmt. Callies Leben hat wochenlang an einem seidenen Faden gehangen, da ist ihre Gehörlosigkeit unbedeutend.
“Kinder sind richtige Wunder”, sagte Sophia. “Ich hoffe, dass Sie noch viele haben werden. Ich wünsche es Ihnen.”
“Und wenn ich keine mehr bekomme, dann ist das auch okay. Mit Callie habe ich das große Los gezogen.”
Sophia glitt von ihrem Hocker und strich Dana über die Wange. “Sie werden noch mehr bekommen.” Mit diesen Worten ging sie wieder hinaus.
Seltsam, dachte Dana. Sie blieb noch einen Moment lang sitzen und fragte sich, ob Sophia Baker etwas wusste, was sie nicht wusste. Aber vielleicht war es ja auch nur Wunschdenken von Wills Mutter. Sie hingegen konnte sich derlei Wünsche nicht leisten. Ihr war mittlerweile klar geworden, dass das lediglich zu Kummer führte.
Will war zwar der Mann ihrer Träume, doch obwohl er all das verkörperte, was sie sich je ersehnt hatte, würde er nie zu ihr gehören.
Am darauf folgenden Abend stand Will vor Danas Haustür und überlegte, wie er ihr am besten beibringen sollte, was er ihr zu sagen hatte.
Er klingelte, und Dana öffnete. Sie sah ebenso erschöpft aus, wie er selbst sich fühlte. Sie waren gestern Abend spät zurückgekommen, und nachdem er Callie ins Haus getragen hatte, war er gefahren.
Nun war er hier, um zu tun, was getan werden musste.
“Komm rein.” Dana trat beiseite.
In der Eingangshalle sahen sie sich schweigend an. Es gab so viel zu sagen, und Will wusste nicht, wo er anfangen sollte. Lebewohl war ein so schweres Wort.
“Wo ist Callie?”, fragte er. “Ich habe ihr ein Seil versprochen. Es ist im Auto.”
Dana strich sich das Haar aus dem Gesicht. “Bei ihrem Vater. Er hat heute Morgen angerufen und wollte, dass sie heute bei ihm übernachtet.”
“Machst du dir Sorgen, dass er erfährt, dass wir das Wochenende zusammen verbracht haben?”
“Ja, obwohl ich nicht sicher bin, ob Callie ihm das verständlich machen kann.”
Ausnahmsweise war Will einmal froh darüber, dass Callie sich nur schlecht mit ihrem Vater verständigen konnte. “Ich hoffe, ich habe dir dadurch nicht noch mehr Schwierigkeiten bereitet.”
“Es war die Sache wert.” Dana nahm seine Hand. “Deine Eltern sind wunderbar.”
“Ja. Sie sind toll, etwas Besonderes.”
“Sie haben auch einen ganz besonderen Sohn.”
Tu das nicht, Dana, dachte er. Mach’s mir nicht noch schwerer, als es schon ist. Will bemühte sich, die richtigen Worte zu finden und entschied sich dann für einen raschen Rückzug. “Ich gehe jetzt lieber, damit du schlafen kannst und morgen früh nicht zu spät zur Arbeit kommst.”
“Ich habe mir heute und morgen auch noch freigenommen, um von meinen Überstunden runterzukommen.”
Aus der schnellen Flucht wurde wohl nichts.
“Es ist schon spät, Will, und Callie ist nicht da, also warum übernachtest du nicht einfach hier, anstatt zurückzufahren?”
“So weit ist es ja nicht.”
“Ich würde mich wirklich freuen, wenn du bleibst. Ich möchte heute Nacht nicht allein sein.”
Widerstreitende Gefühle kämpften in ihm. Will wollte gerne bleiben, aber ihm war bewusst, dass er es lieber nicht tun sollte. “Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?”
Dana ließ seine Hand sinken und blickte zu Boden. Dann schaute sie auf. In ihren Augen lag ein flehender Ausdruck. “Nur noch eine einzige Nacht. Das ist alles, worum ich dich bitte. Keine Versprechungen. Und ich werde dich auch nicht zurückhalten, wenn du dann gehst. Das ist okay. Ich weiß, dass sich zwischen uns nichts geändert hat.”
Alles hatte sich geändert,
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