Diesen Sommer bin ich dein
-
ich erinnere mich jetzt. Sie sagte Brinkley geradeheraus, sobald er das Thema
Heirat anschnitt - als er eines Morgens mit ihr die Rotten Row entlang
spazierte, wenn ihr euch das vorstellen könnt -, dass sie keinerlei
Absicht habe, überhaupt jemanden zu heiraten. Er glaubte ihr. Sie ist
anscheinend keine Frau, deren Worte man bezweifelt. Da machte er die Bemerkung
über die Marmorstatue. Und Brinkley ist ganz besonders ehrbar, Ravensberg.«
»Und ich bin es
nicht.« Kit lachte erneut. »Nun, für dreihundert Guineen - und damit mein
Vater sich über mich ärgert - werde ich sie umstimmen müssen, nicht wahr?
Sagen wir bis Ende Juni, wenn ich nach Alvesley abreisen muss? Das heißt, eine Heirat vor Ende Juni. Natürlich zwischen Miss Edgeworth und meiner Wenigkeit.«
»In weniger als
sechs Wochen? Abgemacht.« Lord Farrington erhob sich entschlossen. »Nun muss
ich zu Bett, solange ich es noch finden und mich ohne Hilfe dorthin begeben kann.
Komm mit, Rush, ich dirigiere dich gleichzeitig in Richtung deines Bettes. Ich
würde die Kampagne frühestens in einer Woche beginnen, wenn ich du wäre,
Ravensberg. Jede vornehm erzogene Frau würde beim Anblick dieses Auges in
Ohnmacht fallen. Somit bleiben dir etwa fünf Wochen.« Der Gedanke amüsierte ihn
beträchtlich.
»Also eine Heirat
mit Miss Edgeworth bis Ende Juni«, sagte Lord Arthur, die Wette noch einmal
zusammenfassend, während er sich seinen Freunden beim Verlassen des Raumes
anschloss. »Das ist nicht machbar, Ravensberg. Nicht einmal für dich -
besonders nicht für dich. Das werden die am leichtesten verdienten hundert
Guineen dieses Jahres. Aber du wirst es natürlich versuchen.«
»Natürlich.« Kit
grinste seine Freunde an. »Und es wird mir gelingen. Mit welchem Ereignis soll
ich die Kampagne beginnen? Welche Veranstaltung findet in ungefähr einer Woche
statt?«
»Lady Mannerings
Ball«, sagte Lord Farrington nach einem Moment des Nachdenkens. »Das ist stets
eine der am besten besuchten Veranstaltungen der Saison. Alle nehmen daran
teil. Miss Edgeworth könnte sie jedoch sehr wohl meiden, Ravensberg. Ich habe
sie noch bei keinem Ball gesehen - auch nicht bei anderen Vergnügungen,
was das betrifft. ich würde sie natürlich nicht erkennen, wenn ich sie sähe,
aber irgendjemand hätte mich gewiss auf sie aufmerksam gemacht. Sie ist noch
neu hier.«
»Lady Mannerings
Ball«, sagte Kit und wuchtete sich aus dem Sessel, um sich seinen Freunden
anzuschließen. »Ich muss herausfinden, ob sie dort sein wird. Ist sie übrigens
hübsch? Oder wirkt sie eher abschreckend?«
»Nun«, antwortete
Lord Farrington bestimmt, »das musst du selbst herausfinden, Ravensberg. Es
geschähe dir recht, wenn sie einem Scheusal ähnelte.«
Kapitel 2
Lauren traf in der
folgenden Woche in Begleitung des Duke und der Duchess of Anburey sowie der
Marquise von Attingsborough auf dem Ball ein. Sie hatte nach erheblichem
Widerstand schließlich zugestimmt teilzunehmen, obwohl sie genau wusste, dass
fast die gesamte Beau monde anwesend sein würde. Oder vielleicht gerade
deswegen. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, rein um ihres Stolzes willen
hinzugeben.
Sie war während der
Saison in London, und sie war ein Mitglied der vornehmen Gesellschaft. Wenn sie
bei ihrer Entscheidung bliebe, als Elizabeths Gesellschafterin ein
zurückgezogenes Leben zu führen, könnte sie vielleicht den Eindruck erwecken,
sie fürchte die Öffentlichkeit, sie habe Angst, dass man über sie lachen, sie
verachten, sie als arme zurückgewiesene Braut meiden würde. Sie hatte in der
Tat Angst, Todesangst, aber sie war vor allem anderen zur Lady erzogen worden.
Und Ladys ließen sich nicht von Angst beherrschen. Ladys schwören der
Gesellschaft nicht ab, nur weil sie sich reizlos und unerwünscht fühlten. Ladys
ergaben sich nicht dem Selbstmitleid.
Und so hatte sie
all ihren Mut zusammengenommen und zugestimmt, auf einem der
Lieblingsspielplätze der vornehmen Gesellschaft - in einem Londoner
Ballsaal während der Saison - vor der Gesellschaft zu erscheinen. Sie
würde mit hocherhobenem Kopf hingehen und sich den Dämonen stellen, die sie
seit jenem schrecklichsten aller Vormittage in der Kirche in Newbury verfolgt
hatten. Sie würde bis nach Elizabeths Entbindung in London bleiben - der
Duke hatte seine Duchess in die Stadt gebracht, damit sie in der Nähe der
besten Ärzte wäre -, und dann würde sie tun, was sie beschlossen hatte.
Sie nähme ihr bescheidenes Vermögen, bezöge eine eigene
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