Dieser Kuß veraendert alles
besorgt, die andere tief und beruhigend. Tränen brannten ihr in den Augen. Hastig wischte sie sie fort. Sie durfte nicht sentimental werden.
"Du hattest recht", sagte Tate, als er wiederkam. "Er war wach. Er meinte, wenn der Weihnachtsmann ihm ein richtiges Pferd bringt, reitet er das nächste Mal mit mir und zeigt uns den Weg nach Hause." Lächelnd mühte er sich mit seinen Hemdknöpfen ab. "Ich glaube, das war ein Wink mit dem Zaunpfahl."
"Kenne ich. Aber er bekommt kein Pferd." Sie hielt die Hand ins Badewasser. "Wundert mich, dass er nicht sofort angerannt kam."
"Er hat uns flüstern gehört." Tate zog das Hemd aus den Jeans. "Manchmal bekommt ein Kind Angst, wenn Erwachsene flüstern. Dann denkt es, dass etwas Schlimmes passiert ist." Mit einem Schulterzucken knöpfte er sich die Ärmel auf.
"Sprichst du noch von Jody?" fragte sie behutsam. Ken hatte ihr erzählt, dass Tate seine Mutter früh verloren hatte, aber sie wusste nicht, unter welchen Umständen.
"Sicher. Oder über jeden anderen kleinen Jungen." Er zog das karierte Hemd aus und ließ das T-Shirt folgen. "Vielleicht dachte er, dass es der Sheriff ist."
"Er erinnert sich an das letzte Mal, dass ich den Sheriff angerufen habe", sagte sie und starrte vor sich hin.
"Und jetzt weiß er, dass es nicht immer so enden muss." Er öffnete seinen Gürtel und lächelte unsicher. "Willst du hier bleiben und meinen Rücken waschen?"
"Tut mir leid. Ich wollte nicht... Ich will, dass du etwas Warmes in den Magen bekommst. Warum habe ich bloß keinen Alkohol im Haus? Dieses eine Mal könnten wir ihn gut gebrauchen."
"Ich glaube, unten ist eine Flasche mit einem Geist namens Jack drin." Seine Lieblingsmarke. Er hatte sie nicht mitgebracht, aber das brauchte Amy nicht zu wissen. Vermutlich stammte sie von Ken. Sie lag in einer Schublade im Waffenschrank.
"Dann lassen wir den Geist heraus." Sie ging zur Tür. "Aus rein medizinischen Gründen natürlich."
"Natürlich."
Zuerst brannte das Wasser höllisch, obwohl es gar nicht so heiß war. Dann schloss er die Augen und ließ sich
durchwärmen.
"Tate?" Es war Amys Stimme, kaum mehr als ein Flüstern.
"Ich habe dir etwas zum Anziehen gebracht. Von Ken. Ist das okay?"
"Sicher. Die Tür ist auf." Er schloss die über der Wanne installierte Duschkabine. "So. Ich bin hinter Gla s. Leg's einfach hin."
Aber sie kam ins Bad. "Und deinen Geist habe ich auch gefunden."
"Den aus dem Waffenschrank?"
"Du und Ken, ihr seid euch ähnlich. Ihr müsst gedacht haben, ich..."
Er konnte sie durchs Glas hindurch sehen, eine
verschwommene Gestalt in Weiß, die etwas Rotes an den Haken hängte. "Vielleicht haben wir noch immer eine Wellenlänge. Ich wusste, wo ich nachsehen musste."
"Ich auch." Lachend ging sie hinaus.
Er trocknete sich ab und überlegte, ob er lieber seine eigenen Sachen anziehen sollte. Dass der rötlichbraune Bademantel nach dem Aftershave eines anderen duftete, störte ihn. Sowie der karierte Pyjama. Er trug nie einen Pyjama. Wahrscheinlich sollte er aus Gründen des Anstands die Hose anziehen, aber zur Hölle mit dem Oberteil. Er konnte nicht glauben, dass Kenny so etwas getragen hatte. Die Lammfell-Hausschuhe waren auch nicht gerade sein Stil, aber sie waren warm.
Tate knotete den Gürtel zu und sah in den Spiegel. Er musste sich rasieren, aber der Rasierer war unten, und die Rasiercreme aus dem Badezimmerschrank wollte er nicht benutzen. Der Duft gefiel ihm auch nicht. Es war nicht seine Marke.
Er ging in die Küche und genoss es, sich um diese Zeit von Amy umsorgen zu lassen. Rindfleisch-Eintopf und
selbstgebackenes Brot wärmten ihn von Innen. Er wollte, dass sie sich zu ihm setzte, ohne dass er sie darum bitten musste, aber sie eilte geschäftig durchs Haus.
Dann hörte er aus dem Wohnzimmer das Knistern des
Kamins, und als er sich umdrehte, stand sie in der Tür.
"Möchtest du eine Weile am Feuer sitzen?" fragte sie seltsam zaghaft.
"Nicht allein."
"Nein." Sie sah zu, wie er seinen Teller abwusch. "Ich muss das Baby ohnehin bald stillen."
Er sah auf die Uhr. "Ein Whiskey und ein warmes Feuer wären nicht schlecht."
Sie gingen ins Wohnzimmer, und er schob die Couch näher an den Kamin. Sie goss ihm einen Whiskey ein und wärmte ihn über einer Kerze, bevor sie ihm das Glas reichte.
"War noch Wasser in der Tränke?" fragte sie, als sie sich zu ihm setzte.
"Ich habe die Pumpe eingeschaltet."
"Hast du die Tür zum Schuppen geöffnet, damit die..."
"Habe ich."
"Ich hätte frisches
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