Dieser Kuß veraendert alles
eingepackt in ihrer Sportkarre und Jody wie ein lässiger Cowboy auf seinen Steckenpferd gelehnt, als wäre es der Torpfosten einer Zehntausend-Morgen-Ranch. Es war schon hell, und vor dem blassgelben Morgenhimmel zeichneten sich die Hügel lavendelfarben ab.
Tate schnappte sich seinen Stetson und eilte aus der Küche.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, sah Amy hoch und lächelte. "Wir wollten gerade nach dir suchen. Wir pflanzen jetzt Karens Baum ein."
"Du willst einen Baum pflanzen, obwohl du bald von hier wegziehst?" fragte er verblüfft.
"Ob wir wegziehen oder nicht, solche Dinge müssen zur richtigen Zeit ge macht werden, und dies ist die Jahreszeit, in der man Bäume pflanzt." Sie schob sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr und zeigte über den Hof. "Jodys Baum ist die Birke dort drüben. Siehst du, wie schön hoch und gerade sie wächst?"
Jody rannte über den Hof, um sich seine Birke anzusehen.
"Sie kriegt schon Knospen", verkündete er stolz.
"Wir dachten' Karen sollte einen Weihnachtsbaum bekommen", sagte Amy und zeigte auf den Pick-up.
Tate lud die junge, in einer Baumschule gezogene Blautanne von der Ladefläche.
"Aber ich möchte nicht, dass sie die Aussicht vom Fenster versperrt", sagte sie, während sie ihren Blick über den Hof wandern ließ.
Sie trug ein altes gelbes Sweatshirt und verblichene blaue Jeans und sah so frisch und natürlich hübsch aus wie der Morgenhimmel. Doch dann ertappte sie ihn dabei, wie er sie anstarrte, und er musste sich von ihr losreißen und sich auf das Baumpflanzen konzentrieren.
"Ich finde, wir könnten dort drüben an deinem Garten einen Windschutz gebrauchen." Er zog fragend eine Augenbraue hoch, und sie nickte. Er legte sich den Baum über die Schulter, schob die Sportkarre vor sich her und steuerte die Stelle an, die er meinte. Jody galoppierte auf seinem Steckenpferd hinter ihm her, während Amy sich die Gartenhandschuhe anzog.
Jody umkreiste die Sportkarre seiner Schwester und wahrte dabei sorgfältig den Sicherheitsabstand. "Erinnerst du dich noch, wie wir los geritten sind und den Christbaum geholt haben, Tate?"
"Ja, ich erinnere mich." Ebenso wie an die Christbäume seiner Kindheit, Bäume waren erinnerungsträchtige Pflanzen. Er stellte den Baum neben die Stelle, an der er Wurzeln schlagen sollte, und drehte sich zu Amy um, den Blick auf den Spaten gerichtet.
"Soll ich das Loch graben?" fragte er.
"Wenn du willst."
Er nahm ihr den Spaten aus den Händen und machte den ersten Stich. Er konnte spüren, wie Amy ihn beobachtete. Als sie sicher war, dass er alles richtig machte, eilte sie ins Haus und kehrte mit einem Eimer Wasser zurück.
"Ist das Loch groß genug?" Er wusste, dass es groß ge nug war, aber er wollte sichergehen, dass sie mit seiner Arbeit zufrieden war. Dies war ein Morgen, an dem er ihr keinen Grund zur Klage liefern wollte.
"Es ist perfekt." Sie kniete sich neben den Baum und klopfte gegen den Kübel, um die Wurzeln zu lockern.
"Komm, lass mich dir helfen." Tate hockte sich neben sie, nahm den Plastikkübel in die Hände und brach ihn auf. Dann holte er sein Taschenmesser heraus. "Genau das richtige Werkzeug für einen Alleskönner wie mich." Diesmal würde er ihr richtig imponieren. Vor Jahren hatte er mal einen Saison-Job bei der Forstverwaltung gehabt. Er wusste, dass ein fähiger Baumpflanzer bei Amy hervorragend ankommen würde.
Die Sonne erschien zwischen zwei Hügelkuppen und tauchte den Himmel in Pastellfarben, als Amy Karen aus der Sportkarre hob. Alle stellten sich um das Loch, das Tate gegraben hatte.
Mit einer Hand hielt er den Baum gerade, mit der anderen schaufelte er die schwarze Lehmerde ins Loch. Jody half ihm dabei. Sie klopften die erste Schicht fest, gossen Wasser hinein, und schaufelten weiter.
"Wer wird sich um ihn kümmern?" fragte Tate, nachdem die Arbeit getan war.
"Gott passt auf die Bäume auf", verkündete Jody voller Zuvertrauen. "Das tut er doch, Mom?"
"Ja, das tut er. Auf die Bäume und die Spatzen." Amy sah zu Tate auf und blinzelte ins grelle Sonnenlicht. "Wer kümmert sich um deine Bäume?" Er runzelte fragend die Stirn. "Die an der Zufahrt, die zu deinem alten Haus geführt hat. In jedem Sommer blühen dort eine Menge Lilien. Hat deine Mutter die gepflanzt?"
"Wahrscheinlich." Er konnte sich gut an die Blumenbeete seiner Mutter erinnern. Als sie noch lebte, hatte er in jedem Frühjahr in ihnen Unkraut jäten müssen. "Sie sind noch da?"
"Wie Jody gesägt hat, Gott passt auf
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