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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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will einen Zivilisten, einen echten Zivilisten, als Nachfolger.«
    »Das sagt der Mann, der das Pentagon auf Indochina losgelassen hat?« fragte Cal ungläubig. »Sie machen Witze.«
    »Ich mache keine Witze. Sie sehen in ihm ein verhaßtes Stereotyp, das nichts zu tun hat mit der Person, die er wirklich ist.«
    »Ich schätze, das ist wohl möglich. Er hat mich aber auch nie auf einen Drink eingeladen, damit ich ihn besser kennenlernen kann.«
    »Schon wieder Sarkasmus. Aber die Tatsache bleibt bestehen: Er will einen Zivilisten als Nachfolger, und der Zivilist, den er im Auge hat, ist Hiram.«
    »Er hat eine Menge Zivilisten im Auge, Miss Grace. Manchmal pickt er sie heraus und setzt sie auf eine Liste.«
    »Hören Sie, Dick hat entschieden, daß Hi sein Mann ist, und was Dick entschieden hat, nun, das passiert auch.«
    »Yeah, aber die besten Pläne von Läusen und Ladies …«
    Wie geht’s nun weiter? dachte er. Sie glaubt, Hiram wird unser nächster Präsident, und ich glaube es nicht. Sie glaubt, Westmoreland ist drauf und dran, fallengelassen zu werden, und ich glaube es nicht. Sie glaubt, Dick ist einsame Spitze, und ich glaube es nicht. Das heißt, ihr Dick. Mein Dick – alias Philip K., alias Lias Kai – ist tot, oder er geistert irgendwo zwischen Tod und Auferstehung herum.
    »Wollen Sie den Job, den wir Ihnen anbieten, oder wollen Sie ihn nicht?«
    Cal schloß die Augen. In schneller Folge sah er die tote Miss Emily vor sich vorüberschweben, die tote Dora Jane Pickford, den toten Royce Pickford. Als er die Augen wieder öffnete, war die Versuchung, ja zu sagen, restlos verflogen. Aber er spürte ein Zwicken – ein kurzes inneres Zupfen –, welches andeutete, daß seine Selbstgerechtigkeit töricht sei, und daß er eine tadellose Chance verstreichen lasse, es denen heimzuzahlen, die ihm seinen jugendlichen Idealismus und seine Eltern geraubt hatten.
    »Nun?«
    »Nein, Ma’am. Ich glaube nicht.«
    Grace Rinehart war schön, hinreißend selbst mit Schweiß auf der Stirn und zerzausten Haaren. Jetzt aber brachen winzige Krähenfüße in ihren Augenwinkeln auf, und die Iris ihrer Augen vergrößerte sich.
    »Pardon«, sagte Cal. »Nein, Miss. Ich glaube nicht.«
    Die Froschaugen wurden wieder normal. »Ja, es ist eine Marotte, daß ich ›Miss‹ genannt werden möchte, wenn ich doch schon über« – humorvoll murmelte sie ein unverständliches Alter – »und zum drittenmal verheiratet bin. Das hat Lia mir schon zu verstehen gegeben. Ich behaupte, es ist nur Showbusiness, aber sie besteht darauf, daß sie – diese Marotte – in meiner Angst vor dem Altwerden wurzelt.«
    Cal hatte keine Ahnung, was er auf diese Rede antworten sollte.
    »Fürchten Sie sich nicht davor? Alt zu werden? Sich dem Tod zu nähern?«
    »Was ich fürchte«, erwiderte Cal, »ist Stagnation. Altwerden hat damit vielleicht doch nicht allzu viel zu tun.«
    »Und Sie empfinden es nicht als Stagnation, im … äh … ›Happy Puppy Pet Emporium‹ zu arbeiten?«
    »Doch, vielleicht.« (Genau das war es, was Cal fürchtete. Mein Job langweilt mich zu Tode, gab er bei sich zu.)
    »Warum unterschreiben Sie dann nicht? Warum steigen Sie nicht in unseren Präsidentenexpreß, solange noch der Kessel geheizt wird?«
    »Wahrscheinlich, weil ich Demokrat bin.«
    Grace Rinehart starrte ihn einen Moment lang verständnislos an, dann fing sie an zu lachen. Es lag weder Bosheit noch Spott in diesem Lachen, nur Heiterkeit über die Absurdität von Cals eingestandener politischer Gefolgschaft.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Es ist nur so, daß ich mir einfach nicht vorstellen kann, in wen Sie Ihr demokratisches Vertrauen setzen wollen. Kennedy hat sich in Chappaquidick ausgeschaltet, Humphrey ist tot, Mondale könnte es ebenso gut sein, und Jimmy – lieber Jimmy – dieser grinsende Erdnußfarmer hat sogar den Soliden Süden für Ihre jämmerliche Truppe verdorben. Diesen Klotz Asner – einen Fernsehschauspieler, um Himmels willen – mußten Sie praktisch bezahlen, damit er beim letzten Mal kandidierte, und der Präsident hat ihn einfach weggepustet. Ich weiß nicht, was Sie anderes erwartet haben, Mister Pickford. Oder wen Sie, was das betrifft, beim nächsten Mal opfern möchten.«
    Cal schenkte ihr ein müdes Grinsen. »Vielleicht Mr. Spock. Er hat noch offenen Landurlaub von der Enterprise.«
    Das war nicht halb so komisch wie sein Eingeständnis, daß er Demokrat sei. Grace schürzte die Lippen – mitfühlend, wie er fand – und

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