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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Goldmünze entgegengenommen und sie in seinem Taschentuch verwahrt habe, und der seinem Meister, als dieser von seiner Reise zurückkehrte, genau dieselbe Münze zurückgegeben habe.
    »Und wissen Sie, was der Vornehme zu seinem Knecht sagte?« fragte Miss Grace.
    Lone Boy hatte eine Predigt über diese Bibelstelle von einer katholischen Kanzel hier in LaGrange gehört – aber das Ende des Gleichnisses sei ihm entfallen.
    Miss Grace half ihm auf die Sprünge. »Er sagte: ›Dem, der hat, wird mehr gegeben werden; dem aber, der nicht hat, wird noch das wenige, das er hat, genommen werden.‹«
    Mein Gott, dachte Lone Boy, hat sie denn die Absicht, uns mitsamt den Zwillingen in die Vereinigte Republik Vietnam zurückzuschicken, auf daß wir hinter fliegengeplagten Seladangs durch die Reisfelder waten?
    Miss Grace sagte: »Nein, wir haben nicht vor, Ihnen wegzunehmen, was Sie jetzt haben, Loan. Gute Kapitalisten sind freundlicher als der Vornehme Jesu, und ich habe den Wunsch, Ihnen zu helfen. Indessen – Gott hilft dem, der sich selbst hilft, und genauso hält es das System des amerikanischen freien Unternehmertums.«
     
    In diesem Augenblick kamen Triny und Tracy quietschend die Treppe herunter. Jede hielt eine runzlige, rosarote Fleischkugel umklammert – umgeben von einem Fellkranz –; Loan konnte nicht genau erkennen, was es war. Die Mädchen quietschten vor Entzücken, derweil die Kreaturen, die sie da an ihre Jacken drückten, erschrocken quiekten. Tuyet folgte den Zwillingen, im Gesicht einen Ausdruck von genervter Ratlosigkeit.
    »Breschnew-Bären?« fragte Lone Boy.
    Miss Grace nickte.
    »Ich nenne meinen Skinhead«, verkündete Triny.
    »Und ich nenne meinen Piggy«, erzählte Tracy aller Welt.
    »Sie gehören doch nicht euch«, ermahnte Tuyet die Mädchen. »Ihr könnt nicht taufen, was euch nicht gehört.«
    »Aber sie gehören Ihren Töchtern«, widersprach Miss Grace. »Ich habe die ›Bären‹ heute in West Georgia Commons für sie gekauft.«
    »Die Kinder sind zu klein, um für sie zu sorgen«, wandte Tuyet ein.
    Aber Triny und Tracy hatten die Meerschweinchen in einem Glaskasten im Kinoraum gefunden, und Miss Grace bestand darauf, ihnen nicht nur Skinhead und Piggy, sondern auch das Aquarium und einen Vorrat an Futter zu schenken. Als die Zwillinge einmal begriffen hatten, daß sie die Breschnew-Bären nach dem Willen der Schauspielerin behalten sollten, war es unmöglich, ihnen diesen Wunsch abzuschlagen. Tuyet sah, wie Loan düster bemerkte, hilflos und erschöpft aus.
    »Ich konnte sie nicht mehr dazu bringen, sich ›Schweinchen Dick‹ anzusehen, nachdem sie die Dinger entdeckt hatten«, sagte sie. »Es ist schwer, ein so entschlossenes Pärchen ganz allein zu bändigen, Miss Grace.«
    »Das macht nichts. Es sind robuste kleine Biester.«
    Lone Boy fragte sich einen Moment lang, ob Miss Grace die Zwillinge oder die Breschnew-Bären meinte. Tuyet fügte sich dem Geschenk – was blieb ihr auch anderes übrig? –, aber nachdem die Mädchen nun ihren Daddy gesehen und etwas gegessen hatten, fuhr sie mit ihnen nach Hause, um sie ins Bett zu bringen. Miss Grace würde Loan und die Breschnew-Bären in das gemietete Haus chauffieren, wenn sie ihr Gespräch mit ihm beendet hätte. In einer Stunde spätestens.
    Die Galerien hallten kalt ringsumher, als Miss Grace zu Loan sagte: »Es könnte hilfreich sein, wenn Sie alle Ihren Namen änderten.«
    Lone Boy starrte die Frau verblüfft an.
    »Sie begreifen nicht? Sie haben der Amerikulturation hartnäckiger widerstanden, als Ihnen klar ist. Le Boi Loan ist von der ersten bis zur letzten Silbe ein vietnamesischer Name, und das gleiche gilt für Tuyet, Triny und Tracy. Es ist okay, wenn man an Teilen seines kulturellen Erbes hängt …«
    »Le Thanh Tong war ein grandioser Kaiser, Miss Grace!«
    »… aber man kann nicht in der Vergangenheit leben. Die meisten erfolgreichen FAZ-Absolventen entschließen sich – irgendwann – zur Annahme eines angelsächsischen Vornamens.«
    »Aber in der Hinsicht haben wir doch schon einen Anfang gemacht, Miss Grace. Wie können Sie Triny und Tracy als vietnamesische Namen bezeichnen?«
    »Ach, kommen Sie, Loan. Triny ist eine sehr durchsichtige Amerikanisierung von Trinh, und Tracy ist eine nicht minder durchsichtige Version von Trac.«
    »Aber ich bin als Vietnamese geboren. Wir nehmen doch nur unsere Wurzeln zur Kenntnis.«
    »Ja, aber wenn Sie darauf beharren, Ihre ›Wurzeln‹ auf so raffinierte Weise zu betonen,

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