Dieser Mann ist leider tot
oder in einem der vier anderen nicht auch um einen Mord handeln?«
BODINE (ein wenig gereizt): »Weil es einfach keiner ist.«
Gus betrachtet blinzelnd Bodines schiefen Mund und die steinharten Augen. »Woher weißt du das? Was macht dich so sicher?« Er erinnert sich an Kirsten. Er erinnert sich an das Verschwinden dieser langhaarigen Hippie-Sänger Anfang der siebziger Jahre, ganz zu schweigen vom nie geklärten Schicksal Jane Fondas, der Brüder Berrigan und der Redakteure der New York Times, der Chicago Daily News und der Washington Post. Cronkite soll irgendwo in der Karibik im Exil sein, und Tad Kennedy ist ruiniert durch Chappaquidick – war das eine abgekartete Sache? – und durch heftiges Trinken.
BODINE (fortfahrend): »Unsere Leute in Von Braunville bestätigen, daß es sich bei dem Selbstmord um einen Selbstmord handelte. Sie sind äußerst bestürzt. Als sie die Person fanden, lag sie neben einem Moondozer, etwa dreißig Schritt vor der Luftschleuse der Wohnkuppel. Die verstorbene Person war so weit gegangen, ehe sie erstickte.«
EISENHOWER: »Sauerstoff, Sauerstoff überall, und kein einziges Molekül zum Atmen?«
BODINE: »Ja, vermutlich liegt eine gewisse Ironie darin.«
EISENHOWER: »Aber jetzt werden Sie Schritte unternehmen, um den Stimmungsschwankungen und Depressionen des Mondbasispersonals zu begegnen?«
BODINE: »Die meisten unserer Leute leiden nicht unter diesen heftigen Depressionsanfällen, David. Wir haben Sporteinrichtungen, Fernsehen, Filme, ausgezeichnetes Essen, eine wunderbare Mikrofiche-Bibliothek und auch sonst fast alles, was man sich wünschen kann. Wir glauben …«
EISENHOWER: »Gelegenheiten für Sex?«
BODINE (verdutzt): »David, Sie wissen so gut wie ich, daß neun Zehntel unseres Mondbasis-Personals männlich sind und daß die Frauen, die dort leben, monogame Ehefrauen und Mütter sind. Eine solche Frage grenzt an jugendlichen Übermut.«
EISENHOWER: »Was halten Sie dann für den Ursprung dieser Selbstmordwelle, Jim?«
BODINE: »Es handelt sich nicht um eine ›Welle‹. Wir sind, historisch gesehen, sehr kurze Zeit im Weltraum, und auf dem Mond erst seit sieben, acht Jahren. Wir wissen mehr über Raketenantriebe und Orbitalgeschwindigkeiten als über das menschliche Gehirn. Es dürfte nicht völlig überraschen, daß die psychologische Belastung des längerfristigen Lebens in der Beinahe-Schwerelosigkeit auf einer anderen Welt sich unserem vollen Verständnis noch entzieht.«
EISENHOWER: »Werden wir unser Mondbasis-Personal zum Ausgleich für unsere Unwissenheit jetzt häufiger rotieren lassen?«
BODINE: »Die schnellere Personalrotation ist natürlich eine Möglichkeit, aber unser letzter Selbstmörder war eigentlich kein Langzeitmitarbeiter; vielleicht werden wir einfach versuchen, den psychischen Zustand jedes Astronauten, Technikers und Wissenschaftlers genauer zu überwachen. Womöglich werden wir auch versuchen, Von Braunville mit Pflanzen zu verschönern, und jedem Mitarbeiter in der Station erlauben, ein eigenes Haustier zu halten. Solche Strategien haben sich bei Gefängnisinsassen als hilfreich erwiesen, David, und wenngleich unsere Leute natürlich keine Gefangenen sind, leben sie doch unter extrem engen und begrenzten Umständen.«
EISENHOWER: »Das ist faszinierend, Jim, und ich wünschte, wir hätten Zeit, das Thema weiter zu verfolgen. Aber jetzt ist es Zeit für etwas Werbung – und danach werde ich Ihnen berichten, wieso kanadische Polizeivertreter glauben« – Großaufnahme des jungen Eisenhower –, »daß Hunde als Aufspürer illegaler Drogen auf Flughäfen und in Gefängnissen möglicherweise bald der Vergangenheit angehören. Unsere Nachbarn im Norden glauben, daß Gerbils – kleine rattenartige Nagetiere, die dazu abgerichtet werden können, jeweils einen illegalen Geruch aufzuspüren – vielleicht eine noch wirkungsvollere Waffe gegen Schmuggler, Dealer und User abgeben können, als Fiffi es je war. Bleiben Sie bei uns.«
Gus lächelt. Er bedauert den neuen Selbstmord in der Mondbasis, aber die Tatsache, daß die NASA vielleicht Haustiere ins All schießt, um die Jungs da oben zu trösten, und Eisenhowers kleiner Scherz über die Gerbils reizen ihn doch. Jetzt allerdings sollte er lieber etwas essen und dann nach West Georgia Commons hinausfahren, um nach seinen Tieren zu sehen. Beinahe zögernd schaltet er die Today Show aus und schlurft ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
Nachdem er bei ›Hardy’s‹ zwei
Weitere Kostenlose Bücher