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Dieser Mann macht mich verrückt

Dieser Mann macht mich verrückt

Titel: Dieser Mann macht mich verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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zerstört hatte, stand vor ihr.
    Drei Jahrzehnte lang hatte sie ihn nicht gesehen. Und doch, sogar im schwachen Licht war ihr sein kantiges, von Exzessen gezeichnetes Gesicht so vertraut wie ihr eigenes die lange Adlernase, die tief liegenden Augen mit der goldbraunen, schwarz geränderten Iris, die dunkle Haut, das prägnante Kinn. Silberfäden durchzogen das Haar, das seinen Kopf früher wie eine Mitternachtswolke umweht hatte. Nun war es kürzer, reichte nur noch bis zum Hemdkragen und wirkte drahtiger, aber immer noch dicht. Dass er die grauen Strähnen nicht färben ließ, verblüffte sie kein bisschen. Er war nicht eitel. Schon immer sehr groß für einen Rocker, erschien er ihr jetzt größer denn je, wegen seines überschlanken Körpers. Die Höhlen unter den hohen Wangenknochen hatten sich vertieft, ebenso wie die Falten rings um die Augen. Jedes einzelne seiner vierundfünfzig Jahre merkte man ihm an.
    »He, kleines Mädchen, ist deine Mutter in der Nähe?«
    Seine Stimme erinnerte sie an ein Reibeisen, mit Whiskey übergössen. Früher war dieser Mann ihre ganze Welt gewesen. Nur um bei ihm zu sein, hatte sie das Meer überflogen, nur eine Stunde, nachdem sie verständigt worden war. London, Tokio, Westberlin. Ganz egal, wo. Wenn er die Bühnen verlassen hatte, streifte sie Nacht für Nacht das enge, schweißnasse Kostüm von seiner Haut, glättete mit ihren Fingern das lange, feuchte Haar, öffnete ihre Lippen, ihre Schenkel, damit er sich wie ein Gott fühlte.
    Aber im Grunde war es nur Rock ‚n‘ Roll gewesen.
    Dann die letzte Begegnung an dem Tag, als sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte ... Danach wickelte er alles Weitere über Mittelsmänner ab, inklusive des Vaterschaftstests nach Deans Geburt. So erbittert hatte sie Jack dafür gehasst.
    Nun riss sie sich zusammen. »Nur ich und die Frösche. Wie geht es dir?«
    »Mein Gehör ist im Eimer. Dagegen lässt sich nichts machen. Ansonsten ...«
    Sie glaubte nur den ersten Teil seiner Erklärung. »Wenn du auf Whiskey, Zigaretten und Teenager verzichtest, wirst du staunen, wie gut du dich fühlst.« Die Drogen musste sie nicht erwähnen. Jack war einige Jahre früher als sie selbst von der Sucht losgekommen.
    Während er zu ihr ging, glitt das Armband aus Leder und Silber an seinem Handgelenk hinab. »Keine Teenager mehr, April. Zigaretten auch nicht. Seit zwei Jahren verkneife ich mir die Qualmerei - ein Höllentrip. Und der Whiskey ...« Er zuckte die Achseln.
    »Vermutlich braucht ihr vergreisten Rocker wenigstens ein Laster.«
    »Oh, da habe ich noch ein paar andere. Und du?«
    »Vor zwei Jahren bekam ich einen Strafzettel, weil ich zu schnell zu meinem Bibelkurs fuhr. Das war alles.«
    »Schwachsinn. Du hast dich verändert. Nicht allzu sehr.«
    So leicht hatte er sie nicht immer durchschaut. Aber jetzt war er älter und wahrscheinlich weiser. Sie schüttelte das Haar aus ihrem Gesicht. »Für Laster interessiere ich mich nicht mehr, weil ich alle Hände voll zu tun habe, denn ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen.«
    »Du siehst fabelhaft aus, April. Wirklich.« Besser als er. In den letzten Jahren hatte er hart gearbeitet, um die Schäden zu reparieren, die er seinem Leichtsinn verdankte. Unzählige Tassen grünen Tee zur Entgiftung, endlose Yoga-Stunden, ein bisschen plastische Chirurgie. »Weißt du noch, wie lächerlich wir vierzigjährige Rocker gefunden haben?«, fragte er und zupfte an einem der kleinen Totenschädel in seinen Ohrläppchen.
    »Damals lachten wir allein schon über die Vorstellung, jemand könnte vierzig werden.«
    Jack schob eine Hand in seine Hosentasche. »Neulich rief jemand von AARP an, diesem Seniorenmagazin. Ich soll für ein Titelfoto posieren. Zum Teufel mit seiner schwarzen Seele.« Sein schiefes Grinsen hatte sich nicht geändert.
    Aber sie wollte keine Erinnerungen mit ihm teilen. »Hast du Riley gesehen?«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Ein süßes Kind. Blue und ich sind ganz begeistert von deiner Tochter.«
    »Wer ist Blue?«
    »Deans Verlobte.«
    Jack zog seine Hand aus der Hosentasche. »Schätzungsweise ist Riley hergekommen, um ihn kennen zu lernen.«
    »Ja. Dean hält sich von ihr fern. Aber sie ist ziemlich hartnäckig.«
    »Ich habe Marli nichts von ihm erzählt. Aber letztes Jahr hatte sie eine Affäre mit meinem ehemaligen Manager. Irgendwie muss sie‘s ihm rausgekitzelt haben. Bis ich deine Nachricht bekam, wusste ich nicht, dass Riley Bescheid weiß.«
    »Für dein Kind sind das

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