Dieser Mann macht mich verrückt
auf und bewies rührende kindliche Courage. »Wäre das nicht okay, April? Wenn er für zwei Wochen hier bleibt?« Sie befreite sich aus der Umarmung. Unsicher ging sie zu ihrem Vater. »Bis September hast du keinen Auftritt. Ich habe gehört, wie du sagtest, du würdest irgendwohin fahren und an neuen Songs arbeiten. Willst du das nicht hier machen? Oder im Cottage? In Aprils Cottage ist es wirklich sehr ruhig. Da könntest du deine neuen Songs schreiben.«
»Aber es ist nicht mein Cottage, Riley«, widersprach April sanft. »Es gehört Dean. So wie dieses Haus.«
Rileys Kinn zitterte. Verzweifelt richtete sie ihren Blick auf Deans Brust, seine Haut schien unter dem T-Shirt zu brennen. In seinem Kinn zuckte ein Muskel.
»Klar, ich weiß, ich bin furchtbar fett und so ...«, flüsterte Riley. »Und ich weiß, du magst mich nicht. Aber ich werde ganz still sein. Und Dad auch.« Nun hob sie ihr Gesicht, und die herzzerreißenden Augen schauten direkt in seine. »Wenn er seine Songs schreibt, achtet er auf niemanden. Ich könnte dir sogar helfen, vielleicht sauber machen und das Geschirr spülen.« Wie versteinert stand Dean da, während Rileys nächste Worte beinahe in Tränen erstickten. »Oder wenn du jemanden brauchst, der dir einen Football hinwirft, damit du trainieren kannst und so ... Das würde ich sehr gern versuchen.«
Dean kniff die Lider zusammen und schien kaum zu atmen.
Ungeduldig klappte Jack sein Handy auf. »Jetzt will ich nichts mehr von diesem Unsinn hören, Riley. Du kommst mit mir.«
»Nein!«
Dean riss sich von Blue los, und seine Stimme glich einem zersplitternden Damm aus Packeis. »Bist du so wahnsinnig beschäftigt, dass du deiner Tochter nicht einmal zwei lausige Wochen opfern kannst?«
Sofort verstummte Rileys Schluchzen. April hob langsam den Kopf. Jack rührte sich nicht.
»Um Himmels willen, gerade ist ihre Mutter gestorben! Sie braucht dich. Oder wirst du ihr auch davonlaufen?« Zu spät merkte Dean, was er gesagt hatte, dann stürmte er aus der Küche. Als er die Tür hinter sich zuwarf, klirrten die Fensterscheiben über der Spüle.
In Jacks Schläfe pulsierte eine Ader. Er räusperte sich und trat von einem Fuß auf den anderen. »Also gut, Riley, eine Woche nehme ich mir Zeit. Eine, nicht zwei.«
»Wirklich?« Ungläubig riss sie die Augen auf. »Muss ich nicht weg? Und du bleibst bei mir?«
»Erst mal fahren wir nach Nashville und packen ein paar Sachen. Und du musst mir versprechen, dass du nicht mehr durchbrennst.«
»Ja, das schwöre ich!«
»Am Montag kommen wir zurück. Du solltest dein Wort halten. Wenn du noch mal so was versuchst, schicke ich dich nach Europa in ein Internat, irgendwohin, wo du nicht so leicht davonrennen kannst. Das meine ich ernst, Riley.«
»Nein, ich laufe nicht mehr weg, großes Ehrenwort!«
Jack schob sein Handy in die Tasche zurück, und Riley ließ ihren Blick durch die Küche schweifen, als würde sie den Raum zum ersten Mal sehen.
Nach kurzem Zögern trat April an Blues Seite. »Schauen Sie mal nach, ob er okay ist«, bat sie leise.
13
Nachdem Blue eine Zeitlang nach Dean gesucht hatte, fand sie ihn im Unkraut hinter dem Stall, wo er die rostige Karosserie eines roten Pick-ups anstarrte. Durch das Loch, in dem sich früher die Beifahrertür befunden hatte, sah sie Federn aus der Polsterung der Sitze ragen. Ein paar Libellen flatterten über morschem Holz, abgenutzten Reifen und undefinierbaren landwirtschaftlichen Geräten auf der Ladefläche.
Als sie dem Pfad folgte, den Dean durch das dichte Unkraut gepflügt hatte, und näher kam, entdeckte sie die Reste eines Vogelnests auf dem Lenkrad. »Klar, wenn du dieses Vehikel bewunderst, fällt‘s dir schwer, deinen Aston nicht damit zu vertauschen. Aber ich bin dagegen.«
Seine Hände, die er in die Hüften gestemmt hatte, sanken herab. Mit leeren Augen schaute er sie an. »Die Situation wird immer besser, was?«
»Ab und zu braucht man ein kleines Drama, um das Adrenalin anzukurbeln.« Blue widerstand dem Impuls, ihn noch einmal zu umarmen. »Soeben hat Jack seiner Tochter versprochen, er würde für eine Woche mit ihr hierbleiben. Aber zuerst werden sie das Wochenende in Nashville verbringen. Mal sehen, ob sie zurückkommen.«
Sein Gesicht verzerrte sich. »Wie zum Teufel ist das passiert? All die Jahre bin ich ihm aus dem Weg gegangen. Und jetzt habe ich‘s in ein paar Sekunden vermasselt.«
»Also, ich fand dich wundervoll. Und das sagt jemand, der liebend gern lauter
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