Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Titel: Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane zu Salm
Vom Netzwerk:
finde aber, dass ich es zu etwas gebracht habe. Ich habe immer mein Geld verdient, wir sind sauber, ordentlich, pünktlich, unsere Tochter auch, sie hat zwei Söhne, die haben wieder Kinder, die es geschafft haben, sie verdienen gutes Gel d un d haben alles. Sogar zwei Autos, etwas, das wir nicht hatten.
    Ich hoffe nicht, dass nach dem Tod noch was kommt. Für mich soll alles vorbei sein. Ich will weg, rin in die Grube und vorbei.
    Irmgard Kosinski, 78 Jahre

Finger weg von zu vielen Frauen!
    Eigentlich bin ich mit geschlossenen Augen durchs Leben gegangen. Ich habe alles so genommen, wie es gekommen ist. Ich habe mir auch nie Gedanken gemacht, was hätte passieren können, wenn oder wenn nicht. Und ich finde, ich habe Glück gehabt mit meinem Leben.
    Wichtig war mir, ein geordnetes Familienleben zu haben. Deshalb war meine Scheidung auch einer der unglücklichsten Momente in meinem Leben. Wir hatten gerade einen schönen zweiwöchigen Urlaub verbracht, als mir meine Frau eröffnete, dass sie sich von mir scheiden lassen wolle, um meinen besten Freund Fred zu heiraten. Trotzdem sind wir, wie man so schön sagt, im Guten auseinandergegangen. Nachdem das Urteil rechtskräftig war, lud ich sie zum Essen ein. Beim Abschied sagte ich, Gabriele, ich gebe eurer Ehe höchstens drei Jahre. Wie man sieht, habe ich Recht behalten. Die Ehe hat zweieinhalb Jahre gedauert. Und das Angenehme war, dass Fred meiner damaligen Exfrau zweiundvierzigtausend DM zahlen musste, mit denen sie dann wieder zu mir zurückkam. Auch nicht zu verachten! Seitdem sind wir neunundzwanzig Jahre verheiratet, im Ganzen fünfzig Jahre.
    Unsere zweite Ehe war besser als die erste. Ich weiß nicht, was meine Frau dazu bewogen hatte, sich von mir zu trennen, ich habe sie nie danach gefragt. Vielleicht hatte sie sich von mir vernachlässigt gefühlt. Mein Hobby ist Bergwandern gewesen, und ich war praktisch jedes Wochenende unterwegs. Zu sagen, komm, jetzt gehen wir mal tanzen oder ins Kino, auf die Idee war ich nie gekommen. Nach unserer zweiten Heirat habe ich mein Hobby aufgegeben. Fred habe ich seit seiner Heirat mit meiner Frau nie mehr wiedergesehen.
    Im Nachhinein denke ich, wenn ich alleine geblieben wäre, wäre ich vor die Hunde gegangen. Zweimal während der Trennungszeit bin ich zum Chef gerufen worden. Aber nicht weil ich als Verwaltungsangestellter im öffentlichen Dienst irgendetwas falsch gemacht hätte. Sondern weil ich mich zwei Tage nicht gemeldet hatte, da ich meinen Rausch ausschlafen musste. Ich hatte mich abends immer mit einer Whiskyflasche vor den Fernseher geknallt. Mehrmals war die gesamte Holstein-Damenhandballmannschaft über Nacht zu Gast bei mir gewesen. Das ist natürlich auf die Dauer auch kein Leben. Ich hätte ja beim zweiten Mal auch eine andere Frau als meine ehemalige heiraten können. Aber da es auch nur mit einer Frau gut gegangen ist, würde ich empfehlen: Finger weg von zu vielen Frauen! Mein Sohn ist auch noch mit seiner ersten Frau zusammen und hat drei Kinder, die alle gut geraten sind.
    Anders als bei meinen Ehen gehöre ich beruflich zu den wenigen Leuten, die vom vierzehnten bis zum dreiundsechzigsten Lebensjahr durchgehend gearbeitet haben. Ich habe gerne gearbeitet. Als ich im öffentlichen Dienst ausschied, gehörte ich zu den drei höchstbezahlten Verwaltungsangestellten in Kiel. Deswegen habe ich heute auch eine hohe Rente.
    Angst zu sterben habe ich nicht. Das wäre ja auch Quatsch. Ein Philosoph hat mal gesagt, dass jeder Mensch vom Augenblick seiner Geburt an jeden Tag, den er älter wird, einen Schritt näher zum Tode ist. Ich finde, man sollte diesen Gedanken den Leuten beibringen, um ihnen die Angst vor dem Tod zu nehmen. Schon Kindern sollte man sagen: Ihr lebt nicht ewig. Der eine stirbt mit fünf, und der andere wird wie Johannes Heesters hundertacht Jahre alt. So wie wohl jeder möchte ich schmerzfrei sterben. Solch ein Tod wäre hier im Hospiz gesichert, denn es wird alles dafür getan, dass man sich wohlfühlt. Als mich der Heimleiter beim Einstellungsgespräch fragte, ob ich auch ein Bier zu meiner Zigarette haben wolle, dachte ich, der würde mich auf den Arm nehmen. Dann werde ich wohl auch mit geschlossenen Augen in den Tod gehen.
    Frank Martens, 83 Jahre

Wo ich nun schon so alt bin, würde ich d ie hundert auch noch gerne erreichen
    Als Kraftfahrer bei der russischen Botschaft bin ich früher oft in den Westen gefahren. Anfangs hätte ich dort vielleicht lieber leben wollen, aber nachher

Weitere Kostenlose Bücher