Dieser Weg wird kein leichter sein
übrigens einmal gute Dienste leisten. Weil ich zu spät zum ersten Training der B2-Jugend von Hannover 96 kam und ein bisschen bedröppelt in der Gegend herumstand, stellte mich ein Spieler dem damaligen B1-Trainer Mirko Slomka vor. Dieser lud mich doch glatt ein, einmal bei ihm im Training mitzumischen â und engagierte mich vom Fleck weg.
Erst einmal hieà es aber, sich bei Werder Hannover hinten anzustellen. Denn der Ballspielverein, kurz BV, war ein kleiner Klub und zu Beginn spielte ich Verteidiger oder Manndecker. Darüber muss ich heute noch immer schmunzeln. Denn später waren das die Spielpositionen, die versucht haben, mich am Torerfolg zu hindern. Vielleicht kann ich mich ja durch ebendiese Erfahrung besser in die Psyche der Verteidiger versetzen, sodass ich als Stürmer hier und da schon mal den entscheidenden Vorteil herausschinden konnte.
Doch zurück zum BV. Bald merkten meine Trainer, dass ich vorne besser aufgehoben war, und steckten mich in den Sturm. Eigentlich hätte ich noch in der D-Jugend spielen können, aber da mein Cousin Sammy schon in der C-Jugend unterwegs war, wollte ich unbedingt auch dorthin. Und so spielte ich immer schon mit Ãlteren zusammen und musste mich gegen die »alten Hasen« behaupten.
Ich hatte Glück, dass ich gut spielte, denn das brachte mir bei meinen Mannschaftskameraden viel Aufmerksamkeit ein. Und weil ich schon damals ein lustiger Typ war, mochten mich viele gern. So schenkte mir der Zeugwart ein zweites Paar FuÃballschuhe, da ich ja nur ein paar Stollenschuhe besaÃ, die ich immer, bei jedem Spiel, bei jedem Training anzog.
Mit Problemen wegen meiner Hautfarbe hatte ich nur bei meinen Gegenspielern zu kämpfen. Aber auch das war mir damals egal. Denn meine Mannschaft nahm mich in ihr warmes Nest aus Geborgenheit und Respekt auf. Das war entscheidend. Und wenn es einmal ein Frusterlebnis zu verarbeiten gab, half mir Sammy. Er war es auch, der mich später zu Hannover 96 brachte, weil er selbst dorthin gewechselt war.
Doch mein Cousin hat meine Karriere leider nicht mehr miterlebt. Ihn habe ich geliebt, er hat mich geführt, er hat sich für mich eingesetzt, hat alles für mich gegeben. Er lieh mir, ohne zu zögern, sein Auto, damit ich zum Training von Hannover 96 fahren konnte. Ohne ihn würde es den ProfifuÃballer Asamoah vermutlich gar nicht geben. Sammy starb 1998 bei einem Autounfall. Ich werde ihn nicht vergessen.
Nur noch FuÃball
Die Schule beendete ich nach viel Quälerei mit dem Realschulabschluss. Nicht, dass ich mir keine Mühe gegeben hätte, aber mein Leben hatte zu dieser Zeit zu viele Baustellen. Die Anforderungen an mich zu Hause, das Training und die Schule â all das zeigte dann doch seine Wirkung. Hätte ich die Chance gehabt, mehr Deutsch zu lernen, hätte ich vielleicht mehr geschafft. Aber auch so habe ich rückblickend das Beste aus allem gemacht. Und vielleicht mehr geschafft als so mancher meiner Mitschüler, die nicht so eingespannt waren.
Der FuÃball war eben der Mittelpunkt meines Lebens. Ich war 16, spielte inzwischen in der A-Jugend von Hannover 96 und wollte Profi werden. Da machte ich mir keine Gedanken über irgendetwas anderes. Dennoch absolvierte ich nach der Schule wie viele aus meiner Klasse das Berufsgrundjahr. Das Ziel: Ein Jahr lang in einen Beruf schnuppern und dann vielleicht tatsächlich die Ausbildung machen. Ich entschied mich für das Berufsbild Koch. Das hatte mich irgendwie gereizt. Und ich habe tatsächlich kochen gelernt, was sehr ungewöhnlich für einen Jungen aus Ghana ist. Denn das Kochen gehört in Afrika nicht zu bevorzugten Tätigkeiten von Männern. Das erledigen immer noch die Frauen. Dennoch war das doch eine schöne Vorstellung: Der Sternekoch Gerald Asamoah bereitet in seinem Hotel Asa Royal in Ghana kulinarische Leckerbissen aus Europa zu!
Na ja, man soll ja ehrlich sein. Besser, ich koche nicht. Ich könnte zwar einiges streng nach Rezept zubereiten, aber ich bin leider umgeben von exzellenten Köchinnen wie meiner Schwiegermutter, die bei mir zu Hause afrikanisch kocht, und natürlich meiner Frau. Da meckere ich manchmal aus SpaÃ, ich hätte das viel besser gemacht, aber in Wirklichkeit bin heilfroh, dass ich nicht am Herd stehen muss. Immerhin würde ich nicht verhungern, wie vielleicht andere Männer, denn mein Lieblingsessen Kartoffelpuffer mit Apfelmus kann ich auch im Schlaf
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