Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)
den Arm, weil er viel zu viele Geheimnisse verriet.
»Möchtest du ein bisschen Grün um die Rosen, oder willst du sie lieber pur überreichen?«
Ich antwortete nicht sofort, und Lars sagte einfach: »Ohne Grün.«
»Nein, mit Grün«, rief ich schnell. Lars hat nämlich keine Ahnung, was Frauen gefällt, sonst hätte er ja eine Freundin. Außerdem wollte ich das selbst entscheiden. Schließlich waren das meine Rosen. Für meine Mädels. Er braucht sich gar nicht einmischen, dachte ich und warf ihm einen ernsten Blick zu. Ich bekomme das auch alleine hin. Die Blumenverkäuferin hielt eine Rose in die Luft.
»Darf ich dir einen Tipp geben?«
Ich nickte.
»Den meisten Mädchen gefällt es besser, wenn sie die Rose ohne Geschnörkel bekommen. Einfach so, wie sie ist.«
Sie lächelte so schön, also sagte ich: »Ja, okay.«
»Sechs Rosen für sechs Mädchen. Da hast du aber einen heißen Abend vor dir.«
Ich kicherte und wurde ein bisschen rot, weil ich wieder an die Hupen der Mädels denken musste.
»Du kannst es ihr ruhig verraten«, sagte Lars.
Jetzt sah mich die Blumenverkäuferin gespannt an.
»Wir fahren gleich mit einer Limousine«, grinste ich.
»Sag mal, bist du berühmt und bekannt? Hab ich was verpasst?«
»Meinst du mich?«
Die Stimme kam vom Eingang. Lars und ich drehten uns um.
»Der junge Mann hier kauft sechs rote Rosen für sechs verschiedene Mädchen«, rief die Blumenverkäuferin ihrer Kollegin zu, »und es können ruhig die dicken sein … Er fährt gleich mit einer Limo, und er will mir nicht sagen, was dahinter steckt.«
»Das ist gemein«, lachte ihre Kollegin. »Jetzt machst du mich ganz neugierig.«
Ich war so glücklich, weil alle so lieb und fröhlich waren, aber ich verstand nicht, womit ich das alles verdient hatte. Es war sehr verwirrend. Lars steckte mir Geld zu, damit ich meine Rosen bezahlen konnte. Die beiden Blumenverkäuferinnen winkten mir zu, und ich winkte zurück. Im Auto versuchte ich meine Gedanken zu ordnen.
»Lars, also, ich wollte sagen, dass ich, also, jetzt gebe ich mir Mühe.«
»Mit was?«, fragte Lars und startete den Motor.
»Nicht so ängstlich zu sein«, sagte ich.
»Das sind meine Freundinnen, Daniel. Vor denen musst du keine Angst haben. Die sind alle ganz lieb und freuen sich schon sehr auf dich. Guck mal, wären sie nicht lieb, wären sie nicht meine Freundinnen. Klingt logisch, oder?«
Ich nickte.
»Sei ganz entspannt. Du darfst mit ihnen alles machen, was du willst, aber du musst dich benehmen. Und immer erst fragen, bevor du etwas machst.«
»Okay.«
Was meinte Lars damit?
»Und sei nicht so ein Baby wie gestern, als wir in der WG waren. Du bist doch ein cooler Junge. Wenn wir alleine abhängen, verhältst du dich doch auch ganz normal. Okay, das mit der Pupserei solltest du bei den Mädchen lassen, das mögen die nicht so, aber sonst, sei du selbst. Schön locker bleiben und alles wird gut.«
»Ich kann nichts dafür. Die Pupsis zischen einfach so raus. Ich bin jetzt schon ganz aufgeregt.«
»Wenn du merkst, dass sich einer auf den Weg macht, rennst du einfach schnell aus dem Zimmer«, schlug Lars vor.
Das war eine gute Idee. Ich hoffte, dass ich sie mir merken konnte.
»Sind die Mädels wirklich alle blond?«
»Ja, alle«, grinste Lars. »Darauf habe ich extra geachtet.«
»Wie lange fahren wir noch?«
»Eine Minute. Sind gleich da.«
»Sag mir bitte noch schnell ihre Namen. Ich hab sie schon wieder vergessen.«
»Tamtam, Sarina, Nadine, Mella, Sophia und Susi.«
Zuerst dachte ich an Susi & Strolchi , dann an dicke Dinger, dann an Mama. Ich wollte aber nicht an Mama denken, nicht jetzt, und dachte schnell wieder an dicke Dinger. Lars parkte sein Auto und reichte mir die Rosen.
»Wie sehe ich aus?«, fragte ich.
»Perfekt«, sagte Lars, während er mein Outfit ein letztes Mal von oben bis unten kontrollierte. »Und keine Sorge, du wirst den Spaß deines Lebens haben. Versprochen!«
Er zeigte mir, wo ich klingeln sollte, und ich klingelte. Meine Pumpe lief auf Hochtouren. Tamtam wohnte im zweiten Stock. Erst wollte ich Lars fragen, ob er mich trägt, aber dann versuchte ich es ohne seine Hilfe. Heute wollte ich ein richtiger Kerl sein, kein Junge mit krankem Herz. Als Tamtam die Tür öffnete, trat ich ganz vorsichtig ein. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Stimmen – Mädchenstimmen. Ich zog die Jacke aus und ging auf leisen Zehenspitzen den Flur entlang und linste heimlich durch die offene Zimmertür. Die Mädchen saßen
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