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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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zu sprechen, hielten sich die anderen Kinder wie auf Kommando ihre Ohren zu. Ich erzählte meine Geschichte dann doch nicht. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte überhaupt nichts mehr.
    Endlich war die Schule vorbei. In Windeseile packte ich meine Sachen zusammen. Nichts wie raus hier, dachte ich. Dann sah ich Layla. Sie wartete vor der Treppe auf mich. Also, ich hoffte jedenfalls, dass ich der Grund war, dass sie dort stand. Nach diesem furchtbaren Vormittag freute ich mich so sehr, sie zu sehen, und ging automatisch einen Schritt schneller. Mit einem erleichterten Lächeln blieb ich vor ihr stehen. Sie warf mir den fiesesten Blick zu, den ich jemals an ihr gesehen hatte. Es wurde eiskalt auf meiner Haut. Sie sagte, dass wir nicht mehr zusammen wären und dass sie mich auch nie geliebt hätte. Sie hätte das alles nur erfunden, um mich zu ärgern. Dann gab sie mir eine Ohrfeige und schubste mich.
    Ich wollte auf der Stelle tot umfallen. Nicht auch noch Layla, betete ich still zu den Engeln. Bitte nicht! Sie wusste, dass ich wegen meinen Krankheiten nicht hinfallen durfte, trotzdem schubste sie mich. Ich nahm all meinen Mut zusammen und schubste zurück, aber sie schubste doppelt so heftig. Ich knallte gegen die Wand und fing an zu weinen. Nicht, weil es so wehtat. Es tat schon weh, aber nur im Herzen. Anstatt mir zu helfen oder sich zu entschuldigen, lachte sie mich aus. Ich rappelte mich auf und lief so schnell ich konnte die Treppe hinunter. Wegen der schweren Tasche mit der Sauerstoffflasche war das sehr anstrengend. Im Gehen wischte ich mir mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Als ich den Wagen vom Kinderhospiz erreichte, der vor dem großen Bus der Johanniter parkte, ließ ich mich erschöpft auf die Rückbank fallen. Ich sprach kein Wort mit dem Fahrer, schnallte mich aber sofort an, um mich doppelt sicher zu fühlen. Ich verstand nicht, warum Layla so mit meinen Gefühlen spielte. Was hatte ich ihr Schlimmes getan? Ich war doch immer für sie da gewesen, hatte sie immer lieb gehabt.
    Mama wurde fuchsteufelswild, als ich ihr davon erzählte. Sie war schon kurz davor, meine Klassenlehrerin anzurufen, aber ich bat sie darum, dies nicht zu tun. Ich wollte nicht als Verräter dastehen. Niemand mag Verräter. Robin Hood war auch kein Verräter. Mama rief meine Lehrerin trotzdem an, aber ich war ihr nicht böse deswegen. Ich konnte nicht einschlafen und schrieb Lars unzählige Nachrichten. Er versprach mir, mich zu beschützen und falls irgendwer etwas Böses zu mir sagte, dürfte ich antworten: »Wenn du mir was tust, kommt mein großer Bruder aus Berlin und verprügelt dich. Dann hast du die Arschkarte gezogen!« Seine Worte halfen mir, besser einzuschlafen, aber die Angst vor dem morgigen Tag konnten auch sie nicht vertreiben. Was, wenn Manuela wirklich vorhatte, mich zu töten?
    Es blieb erstaunlich ruhig. Nur Dani, Laylas zweitbeste Freundin, raste in der ersten großen Pause mit ihrem Rollstuhl mit voller Absicht gegen mein Schienbein, was ziemlich wehtat. »Na du Baby«, lachte sie laut, dass es alle hören konnten. »Hast du zu Hause gepetzt, ja? Du weißt ja, dass du dafür Kloppe kriegst.« Ich hielt mir schnell die Ohren zu und rannte weg, so wie Lars es mir geraten hatte. Die restliche Zeit verbrachte ich im Klassenzimmer. Ich war so glücklich darüber, keine Prügel kassiert zu haben, dass ich Mama nach der Schule Blumen schenkte. Die Krankenschwester aus dem Hospiz half mir beim Aussuchen. Zu der Blumenverkäuferin sagte ich: »Zehn rote Rosen für die beste Mama der Welt.«

    Die Tage vergingen, aber die Herzstiche blieben. Meine Lunge brannte wie Feuer. Es tat so weh, so furchtbar weh. Ich hing über dem Waschbecken. Mama stand wieder hinter mir. Sie hielt mich fest, weil mir die Kraft dazu fehlte. Sie schickte mich ins Bett, aber ich konnte nicht schlafen. Aus meinen Träumen waren Albträume geworden. Ich ging immer gerne zur Schule, schon immer, aber seitdem die anderen Kinder mich auf dem Kieker hatten, fürchtete ich mich davor. Ich wollte nicht gemobbt werden. Das hatte ich auf meiner alten Schule alles schon erlebt, und die Erinnerungen daran ließen mein Herz gefrieren. Mir wurde kalt unter der warmen Decke, denn ich hatte etwas beobachtet, was mich so verletzte, dass ich mich wieder auf dem Klo einsperrte, um nicht in der Öffentlichkeit zu weinen. Als ich während der ersten großen Pause vom Schulhof zurück ins Klassenzimmer ging, sah ich, dass dort einige Kinder spielten. Vor der

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