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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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herein und wusch sich die Hände. Lars und ich warteten an der Heizung, bis er wieder fort ging. Dann kniete er sich vor mich.
    »Was hast du?«
    »Weiß nicht«, versuchte ich zu erklären, aber ich wusste nicht wie. Ich fühlte mich so leer und kraftlos und wollte am liebsten sofort meine Augen schließen. Ich hatte große Mühe, sie offen zu halten, weswegen ich ganz oft blinzeln musste. Lars fasste mir an die Stirn.
    »Ist dir kalt?«
    »Bisschen.«
    »Komm, lass uns nach Hause fahren!«
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich das nicht wollte.
    »Nein, lieber nicht. Es ist doch mein Geburtstagsessen, und ich möchte, dass alle Spaß haben. Und Nachtisch hatte auch noch niemand.«
    »Ach, Kleiner. Mach dir keine Gedanken um die anderen. Die sind eh alle zu fett. Die brauchen keinen Nachtisch mehr.«
    Das war witzig, und wir lachten zusammen.
    »Trägst du mich die Treppe hoch?«, fragte ich.
    »Na logo. Spring auf! Ich nehme dich huckepack.«
    »Können wir daraus ein Spiel machen?«, fragte ich. »Will nicht, dass die Mädels sehen, dass es mir nicht gut geht. Kannst du einfach mein Pferd sein?«
    »Ich kann auch wiehern, wenn du magst«, lachte Lars. »Du bist Lucky Luke und ich dein Jolly Jumper.«
    »Los geht’s, Pferdchen, los!«
    Ich hielt mich fest, und Lars galoppierte die Treppe hoch. Bevor er mich an unserem Tisch wieder absetzte, drehte er noch eine Runde durchs Restaurant, was mir etwas peinlich war, aber ich konnte meinen Kopf ganz gut hinter seinem Rücken verstecken. Trotzdem starrten uns alle an.
    »Was denn?«, rief Lars. »Noch nie einen coolen Cowboy gesehen?«
    Damit meinte er mich.
    Wenig später saßen Tamtam und Tara im Taxi und Mama, Papa, Lars und ich im Raumschiff. Niemand sprach ein Wort. Ich glaube, es lag daran, dass ich, als wir noch im Restaurant waren, etwas Gemeines zu Mama gesagt hatte und sie jetzt böse auf mich war. Ich drehte mich um und sah ihren Kopf auf Papas Schulter – ein gutes Zeichen. Es konnte also nicht so schlimm gewesen sein. Ich schloss meine Augen, um meinem Kopf einen Gefallen zu tun und öffnete sie erst wieder, als Lars den Motor abstellte. Mama und Papa stiegen aus und gingen voraus. Sie hielten Händchen.
    »Bist du wieder mein Pferd?«, fragte ich Lars, und er wieherte. Das war geheime Pferdesprache für »Blöde Frage! Natürlich, Bruderherz«. Lars wusste ja, dass es mir nicht gut ging. Ich sah meinen Eltern hinterher und lächelte. Sie haben es gut, dachte ich, weil sie sich gegenseitig lieb haben können, wenn sie sich einsam fühlen. Ich drehte mich zu Lars.
    »Was ist mit Nini?«
    »Was soll mit ihr sein?«, sagte er gedankenversunken. Sein Blick richtete sich zum Himmel, der schwarz wie die Nacht war. Es war ja auch Nacht. Ich schaute nach, was es dort zu sehen gab. Eigentlich nichts. Der Mond leuchtete schwach. Er wurde durch Wolken und einige Nebelschwaden verdeckt. Lars schien der Anblick des Mondes zu gefallen. Ich fand es eher gruselig. Wenn ich allerdings eine feste Freundin hätte, würde ich mit ihr im romantischen Mondschein spazierengehen, unter einer Laterne stehenbleiben, sie ganz lange küssen und sagen: »Baby, ich liebe dich, von hier bis zum Mond, hundertmal um den Mond herum, und wieder zurück.«
    Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke hoch. Lars seufzte. Ich überlegte, was meine feste Freundin antworten könnte, aber erst, nachdem wir uns noch ein zweites Mal lange geküsst hatten. Sie würde bestimmt sagen: »Daniel, ich liebe dich bis in alle Ewigkeit.« In meinem Bauch kribbelte es ein bisschen, weil ich es mir genau vorstellte. Das waren die schönsten Gedanken der Welt.
    »Lars?«
    »Hmm?«
    »Was gewinnt: Ich liebe dich bis in alle Ewigkeit oder Ich liebe dich für immer ?«
    »Gute Frage«, nuschelte er ohne mich anzusehen. »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so. Stelle mir gerade Sachen in meinem Kopf vor und muss es dringend wissen.«
    »Also, für immer und Ewigkeit sind gleichstark. Da gibt es keinen Gewinner. Na ja, eigentlich stimmt das nicht ganz. In deinem speziellen Fall, wenn es sich um die Liebe handelt, würde ich sagen, gibt es nur Gewinner.«
    »Gut«, sagte ich und träumte mich schnell zu meiner festen Freundin unter der Laterne zurück. Sie war noch da, aber sie saß jetzt auf einer Parkbank, hatte die Beine übereinandergeschlagen und sah wunderschön aus. Ich umarmte sie schnell, damit sie nicht aufstehen und weglaufen konnte und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich dich auch, Baby. Für immer. Und egal, was du

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