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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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    »Wollen wir nachher noch in eine Bar?«, riss mich Lars aus meinen Gedanken. »Eine richtige Bar mit Mädchen und Alkohol?«
    »Ja, klar«, sagte ich wie elektrisiert.
    »Dann machen wir das.«
    »Du verarschst mich, stimmt’s?«
    Lars sagte nichts und grinste nur vor sich hin. Das gehörte nämlich zu seinen Lieblingsbeschäftigungen: mysteriös grinsen und verrückte Abenteuer aushecken.
    »Bitte«, quengelte ich jetzt und zog an seinem Hosenbein. »Sag schon!«
    Lars sprang vom Zaun runter und lüftete das Geheimnis: »Um halb acht holen wir meinen Freund Mario ab, und dann gehen wir zu dritt einen Jungsabend machen.«
    »Wie geil«, schrie ich. »Mit allem Drum und Dran?«
    »Na, logo.«
    »Okay, dann lass uns schnell heimfahren. Ich muss mir noch überlegen, was ich anziehe.«
    »Du bist der Boss«, lachte Lars.
    »Ach, aber eine Sache noch!«, sagte ich und hob warnend meinen Zeigefinger.
    »Wir machen keinen Jungsabend.«
    »Sondern?«
    »Das heißt: Männerabend!«

    Mario ist, wie ich, ganz behindert. Ihn hat es aber noch viel schlimmer erwischt als mich. Er ist nämlich nur mit einem Bein auf die Welt gekommen, und um richtig gehen zu können, muss er eine Prothese tragen. Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Mario ist ein ganz bekanntes Supermodel, der schon auf riesigen bunten Plakaten auf der ganzen Welt zu sehen war. Als Lars mir vor kurzem erzählte, dass Mario gerade nach Paris geflogen sei, um für eine große Kampagne einer sehr bekannten Modemarke fotografiert zu werden, bin ich sofort zu meinem Kleiderschrank gerannt, um zu gucken, ob ich davon auch etwas besaß. Ich konnte aber nichts finden. Nachdem mir Lars von seinem Freund erzählt hatte, konnte ich ihn sofort gut leiden, ohne ihm begegnet zu sein. Mario hat ein Buch über sein Leben geschrieben, das in meinem Zimmer steht. Lars brachte es vor kurzem aus Berlin mit. Ich habe es noch nicht gelesen, weil es sehr viele Seiten hat, aber auf dem Cover ist Marios Gesicht zu sehen und das sieht sehr schön aus. Ich schaue es mir oft an, wenn ich traurig bin. Lars sagte einmal, dass ich in dunklen Momenten das Buch in die Hand nehmen und mir den Text von Mario auf der Rückseite durchlesen solle. Dort steht: »ALLES IST MÖGLICH! Es mag vielleicht eigenartig klingen, aber erst dadurch, dass ich etwas schier Unmögliches geschafft hatte, begriff ich, was das Leben für phantastische Möglichkeiten zu bieten hat. Ich bin kein Opfer. Ich habe einen Traum, und der hat nichts damit zu tun, dass ich eine Beinprothese trage und einen Behindertenausweis besitze. Ich möchte mir nicht anmaßen, anderen Menschen schlaue Ratschläge zu erteilen. So bin ich nicht. Alles, was ich sagen kann, ist: Es ist alles möglich, wenn du an dich glaubst und nie den Mut verlierst.«
    Ich habe auch einen Behindertenausweis, und ich versuche auch, nie den Mut zu verlieren, auch wenn das oft schwer ist. Ich werde Mario heute Abend einiges fragen, überlegte ich. Darauf freute ich mich nämlich schon lange, aber jetzt musste ich erst nach einem passenden Outfit suchen. Ich wollte schließlich hübsch aussehen. Ich entschied mich für meine weißen Turnschuhe, die blaue Jeans, mein blau-grün-kariertes Hemd und die schwarze Lederjacke. Mein Herz pochte vor Aufregung, und zwar volles Kanonenrohr.

    Lars hielt am Seitenstreifen einer blauen Tankstelle und zeigte auf das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in dem Mario wohnte. Wir warteten ein paar Minuten, dann kam er aus der Tür gelaufen. Er humpelte gar nicht, wie ich vermutet hatte, sondern sah ganz gesund aus, wie ein normaler Junge. Bei mir ist das ja auch so. Die meisten meiner Krankheiten sind ja in meinem Körper drinnen und äußerlich nicht sichtbar, außer der großen Narbe auf meinem Brustkorb. Als Mario dann breit grinsend vor mir stand und »Moin« sagte, war ich verwirrt. Ich schaute zu Lars und fragte mit hochgezogenen Augenbrauen: »Ist das wirklich Mario?«
    Lars nickte, und ich sagte: »Okay.«
    »Bist du jetzt enttäuscht?«, lachte Mario.
    »Nein, das nicht«, sagte ich und schaute schüchtern auf den Boden. »Also, du bist viel größer, als ich gedacht habe, und siehst auch viel besser aus. Das wollte ich dir nur sagen.«
    »Danke schön«, freute sich Mario und klatschte mit mir in die Hand. »Das hört man doch immer gerne. Na, dann lass uns mal einsteigen und ’n paar Bierchen zischen, ne!«
    »Aber du musst nach hinten!«, sagte ich zu ihm und klappte schon mal den Sitz nach

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