Dieses heiß ersehnte Glueck
hinaus. Was er über Kim gesagt hatte, war offensichtlich richtig. Kim hatte ihr gegenüber Andeutungen gemacht, die seine Worte bestätigten, daß sie ihn brauchte. Daß Kim alles getan hatte, ihm dieses Gefühl zu vermitteln und daß Wesley es offenbar gern sah, wenn sie in Ohnmacht fiel, um ihn von ihrer Hilflosigkeit zu überzeugen. Er wollte es so haben, und Kim hatte ihm gehorcht. Doch Leah hatte so gehandelt, wie sie es für richtig hielt. Konnte es möglich sein, daß sie auch anderen Menschen das Gefühl gab, nutzlos zu sein?
Wesley sprach zu ihr nicht von Liebe; doch die Liebe konnte nicht weit entfernt sein, wenn es ihn nicht störte, daß sie eine Simmons war. Immer hatte sie sich bemüht, Wes nicht zur Last zu fallen. Als der Kamin einstürzte, hatte sie sich erst einmal hingesetzt und geheult. Und dann war sie mit grimmiger Entschlossenheit darangegangen, ihn selbst zu reparieren, nur weil sie vermeiden wollte, daß Wesley sie für eine hilflose Frau hielt.
Sie drehte sich ihm wieder zu: »Wenn ich für dich in Ohnmacht falle — wirst du mich dann auffangen und in dein Bett tragen?«
Das Gesicht, das er bei ihrer Frage machte, belohnte sie reichlich für ihren Scherz. Ohne ein Wort zu sagen, trat er auf sie zu und hob sie auf seine Arme. »Manchmal kann ich es selbst kaum fassen, wie sehr ich dich liebgewonnen habe, Leah«, flüsterte er. »Ich wünschte mir nur, du würdest nicht so oft mit mir schimpfen.«
Leah hätte ihn zu gern von sich weggeschoben, weil sie ihm in die Augen sehen wollte, als er ihr — zum allerersten mal! — seine Liebe gestand. Statt dessen kuschelte sie sich noch enger an ihn. »Vielleicht werde ich in Zukunft weniger kratzbürstig sein, da ich jetzt weiß, daß du mich liebst.«
Er ging mit ihr zu seinem Pferd und hob sie in den Sattel. »Ich habe dir das doch wirklich oft genug gesagt! Höchste Zeit, daß du es endlich begreifst.«
Das letzte, was Leah sich jetzt wünschte, war ein neuer Streit. »Offenbar hast du es früher so leise gesagt, daß ich es nicht verstehen konnte. Oh, Wes«, sagte sie, als er hinter ihr im Sattel saß, »ich habe meinen Schal vergessen.«
»Ich hole ihn morgen zusammen mit deinem Pferd.«
»Gütiger Himmel, nein! Dieser Schal hat Clay ein Vermögen gekostet. Er hat ihn eigens für mich aus Europa kommen lassen. Ich bin in spätestens einer Minute wieder hier.«
»Moment!« sagte er, sich aus dem Sattel schwingend. »Ich komme mit!«
Leah kicherte. »Du kannst mich wohl keine Sekunde aus den Augen lassen, wie?«
»So ungefähr«, antwortete er ernst.
Sie blieb an der Tür stehen, während Wesley in den Saal ging, um ihren Schal zu holen. Es fiel ihr nicht leicht, ihm blindlings zu vertrauen; aber vielleicht hatte er tatsächlich Gründe, sie nicht länger an diesem Ball teilnehmen zu lassen. Konnte es vielleicht Eifersucht sein? dachte Leah mit einem kleinen Gefühl des Entzückens. Wenn es stimmte, daß er sie liebte, war Eifersucht ein logischer Grund.
Plötzlich fiel ihr ein, daß sie bei Corinne Stark einen Schal gesehen hatte, der dem ihren sehr ähnlich war. Wesley würde ohne ihre Hilfe den richtigen nicht finden.
Im hellerleuchteten Ballsaal tanzten die meisten und waren vergnügt. Nur Kim stand mit niedergeschlagenen Augen an der Wand, ihr Mann John redete auf sie ein.
Während Leah sich suchend im Saal umsah, hörte die Musik auf, und die lachenden Paare gingen auseinander. In jenem verhältnismäßig ruhigen Augenblick geschah es, daß eine Frau, die Leah in ihrem Leben noch nie gesehen hatte, einen Schrei ausstieß und auf Leah zeigte, als diese sich zu ihr umdrehte.
»Das ist das Medaillon meiner Tante«, schrie die Frau Leah ins Gesicht. »Sie haben ihr das Kleinod gestohlen!«
Entsetzt griff sich Leah an die Brust. »Nein«, flüsterte sie. Es war, als würde sich ein Alptraum wiederholen.
Sofort war Wesley bei seiner Frau, legte schützend den Arm um sie und führte sie aus dem Saal. »Leah«, flüsterte er, als sie wieder draußen vor dem Laden stand, »Justin wird dich nach Hause bringen. Ich bleibe hier und versuche, diesen mysteriösen Vorfall aufzuklären. Hast du mich verstanden?«
Leah nickte benommen, während Wesley sie zu Justin in den Sattel hob.
»Paß gut auf sie auf«, sagte Wes. »Ich werde so schnell wie möglich von mir hören lassen; doch jetzt muß dafür gesorgt werden, daß diese Verleumdungen endlich ein Ende haben!« Er ruckte mit dem Kopf in die Höhe, als Kimberly mit John aus dem
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