Dieses heiß ersehnte Glueck
Dinner an diesem Abend sorgfältig zurecht. Sie wählte ein tief ausgeschnittenes waldgrünes Kleid, das zu ihren Augen paßte; doch niemand am Tisch schien das zu würdigen. Sie sahen nur alle stumm auf ihre Teller, wobei Wesley sich hin und wieder verstohlen an das Kinn langte, wo die Haut bläulich-rot anschwoll, und Travis vorsichtig den linken Arm bewegte, als sei er verletzt.
Nachdem Regan ein paar anzügliche Bemerkungen gemacht hatte, einen ihrer Stühle betreffend, der in der Halle zu Bruch gegangen sei, konnte Leah es nicht mehr länger am Tisch ertragen.
Sie stand auf und sagte, zu dem Scheitel von Wesley gewendet: »Ich würde gern ein paar Worte mit dir in der Bibliothek reden.« Als er mit kalten Augen zu ihr hoch sah, gab sie seinen Blick genauso eisig zurück.
Er gab ihr keine Antwort, doch sie hörte, wie er seinen Stuhl zurückschob, als sie aus dem Speisezimmer ging.
Als sie in der Bibliothek allein waren, sprach Leah für sich ein leises Gebet, daß es ihr gelingen möge, ihm zu sagen, was sie ihm sagen wollte. Regans Plan war gut und würde am Ende Leahs Stolz retten; doch in diesem Moment sträubte sich in ihr alles dagegen.
»Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen, Mr. Stanford«, begann sie.
»Oh, komm, du kannst mich ruhig Wesley nennen. Das hast du dir mit deinen Anstrengungen wirklich verdient«, sagte er mit einem höhnischen Unterton.
Leah, die ihm den Rücken zukehrte, spreizte die Finger, als hätte sie Krallen an den Händen, und holte ein paarmal tief Luft, um sich zu beruhigen. »Ich möchte es so rasch wie möglich hinter mich bringen, weil mir deine Nähe genauso unerträglich ist wie das in umgekehrter Beziehung für dich zu gelten scheint.«
»Das ist vermutlich wahr«, gab er mit einem Schnauben zurück. »Zweifellos hast du mehr auf dieses Haus und hübsche Kleider geschielt als auf einen Mann, der dir nur Arbeiten aufbürden würde.«
»Wie ich damals eine Nacht mit dir verbringen konnte, ist mir heute unbegreiflich; doch wir können nun mal nicht an der Tatsache vorbei, daß wir miteinander verheiratet sind. Ich würde gern etwas daran ändern.«
»Ah — Erpressung«, sagte er auf eine Weise, als wäre das eine Genugtuung für ihn.
»Vielleicht«, sagte sie so ruhig, wie ihr das möglich war. »Ich habe einen Plan.« Sie fuhr fort, ehe er sie noch einmal unterbrechen konnte: »Ich glaube, ich weiß, wie wir uns beide verschaffen können, was wir uns wünschen. Du willst deine Kimberly haben, und ich möchte einen Platz, wo ich ein anständiges Leben führen kann.
»Die Stanford-Plantage reicht dir dafür nicht aus?«
Sie ignorierte seine Frage. »Ich entschuldige mich für unsere Heirat, die mein Vater uns aufgezwungen hat. Ich entschuldige mich sogar dafür, daß ich mich ... in jener Nacht dir hingegeben habe. Aber das kann ich nun nicht mehr ändern. Wenn ich dir eine Nichtigkeitserklärung unse-rer Heirat gewährte, würde ich immer noch hier in Virginia leben und mir die hämischen Bemerkungen der Leute über unsere Ehe gefallen lassen müssen. Deshalb schlage ich etwas anderes vor.«
Sie holte tief Luft. »Vor ein paar Wochen kam Kimberly hierher und fragte mich, ob sie uns nach Kentucky begleiten dürfe, da sie dort dem Gerede der Leute zu entgehen hoffte, von dir sitzengelassen worden zu sein. Und weil sie dort vielleicht einen neuen Mann finden könnte.«
Es war keine Freude für sie, mitansehen zu müssen, wie Wesley bei der Vorstellung zusammenzuckte, ein anderer Mann könnte die Frau heiraten, die er liebte.
»Mir scheint nun, fuhr Leah fort, »daß unsere Rollen vertauscht sind. Ich mußte mir anhören, daß du mich haßt und es nicht einmal ertragen konntest, in dem Haus zu schlafen, in dem ich eines Tages wohnen würde. Und ob du es nun glaubst oder nicht: Ich habe genug Stolz, daß ich mich keinem aufdrängen möchte, der mich verabscheut! Was ich dir nun vorschlage, ist folgendes: Wir vier verlassen Virginia, wie geplant; aber sobald wir den Leuten, die uns kennen, aus den Augen sind, werde ich aufhören, so zu tun, als wäre ich deine Frau — unsere Ehe steht ja sowieso nur auf dem Papier —, und werde zu deiner. . . Kusine. Oder vielleicht kann ich mich auch als Kimberly Shaws Kusine ausgeben?, wenn dir jede verwandtschaftliche Beziehung zu mir zuwider ist. Kimberly könnte als deine Verlobte reisen, und sobald wir in Kentucky eintreffen, kann unsere Ehe annulliert oder geschieden werden, so daß wir beide wieder frei sind.«
»Und
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