Dieses heiß ersehnte Glueck
herumsaßen und ihre Haare pflegten, würden sie nie mit der Arbeit fertig werden. Das mußte Wesley doch einsehen. Gewiß war er nur deswegen so schroff gewesen, weil er sich einbildete, sie behandele seine geliebte Kimberly nicht so zart, wie sie es verdiente.
Ärgerlich drehte Leah sich um und ging zu ihrem Wagen. Warum versuchte sie noch, Wesleys Gedanken und Wünsche zu ergründen, obwohl sie soeben einen Heiratsantrag bekommen hatte? Und warum wollte Justin sie vom Fleck weg heiraten?
Ihr schwirrte der Kopf, als sie sich zum Schlafen niederlegte; und es dauerte nicht lange, bis ihr die Tränen kamen — und sie wußte nicht einmal, warum.
In den nächsten drei Tagen regnete es ununterbrochen. Der Himmel öffnete seine Schleusen und schien die Erde in einer zweiten Sintflut ertränken zu wollen.
Justin lenkte das Gespann. Leah saß neben ihm, und die Räder quälten sich durch tiefen, saugenden Schlamm. Kein Hut und kein Ölzeug schützten vor dieser triefenden Nässe.
Wesley hatte für Kim unter dem Wagendach auf der Ladefläche einen Platz eingerichtet und brachte ihr alle Mahlzeiten dorthin. Zweimal ertappte Leah Justin dabei, wie er Wesley schadenfroh angrinste; und Wesley schien sich beherrschen zu müssen, daß er Justin nicht ein paar Schneidezähne einschlüge.
Am vierten Tag hing eine blasse Sonne über dem Land und spiegelte sich in den Lachen. Abends hatten sie Mühe, einen Lagerplatz zu finden. Die Pfützen waren so groß wie Fischteiche.
Leah mußte durch kniehohen Schlamm waten, um ihren
Wagen erreichen zu können. Sie hatten ihr Lager in einiger Entfernung von den Wagen auf einer Kuppe errichten müssen, und nun schleppte sie Decken und Geschirr dorthin, während sie vorsichtig auf einem Grat zwischen zwei Schlammlöchern balancierte.
Wesley stand bei den Prärieschonern und beobachtete sie unter der breiten Krempe seines Hutes hervor. Seine Lederkluft war noch feucht vom Regen.
Leah kam zurück, nahm ein großes Bündel mit Nahrungsmitteln und wollte damit wieder ins Lager zurück.
»Hier«, sagte Wes und hielt ihr ein Säckchen hin, in dem sich, wie Leah wußte, eine Bratpfanne befand. »Das wirst du auch brauchen.«
Leah sah auf ihr Bündel und kam dann zum Wagen zurück, um das Säckchen auf die Schulter zu nehmen.
»Und das noch«, sagte Wesley und hängte ihr ein Zaumzeug über die andere Schulter.
»Vielleicht sollte ich lieber zweimal gehen«, meinte Leah, während sie besorgt über die Schulter auf die schmale Landbrücke sah, die sie zwischen den grundlosen Pfützen überqueren mußte.
»Du meinst, du könntest nicht alles auf einmal tragen?« fragte Wes mit hochgezogener Braue.
»Ich glaube nicht«, meinte sie zweifelnd, während Wes ihr noch ein zweites Zaumzeug über die Schulter hängte.
»Und das muß auch noch mit«, sagte er und hängte ihr eine Schlaufe um den Hals. Ein langer Sack hing daran, der nun schwer auf ihrem Rücken lastete.
»Ist das alles?« fragte sie aufgebracht. Ihre Beine begannen unter der gewaltigen Bürde einzuknicken.
»Das sollte fürs erste genügen! Oh, nur noch eine Kleinigkeit: Justins Hut!« Er setzte ihr den viel zu großen Hut auf, der ihr über die Ohren rutschte.
»Ich kann kaum noch etwas sehen«, murmelte sie, den Kopf in den Nacken gelegt.
»Das sollte dir doch nichts ausmachen. Leah kann alles.
Leah bringt nichts aus der Ruhe. Nun geh schon! Die Leute im Lager warten auf diese Sachen.« Damit drehte er sie um, zeigte auf den schmalen Weg, der zur Anhöhe hinaufführte, und gab ihr einen kleinen Schubs.
Leah war viel zu sehr damit beschäftigt, sich auf den Pfad zu konzentrieren, von dem sie nicht abweichen durfte, um darüber nachzudenken, was Wesley ihr da antun wollte. Schon nach dem ersten Schritt rutschte ihr der Hut noch tiefer ins Gesicht und raubte ihr fast gänzlich die Sicht. Um diesen Mangel zu beheben, legte sie den Kopf noch weiter nach hinten, und der Sack, der an ihrem Hals hing, schnürte ihr fast die Luft ab.
Trotz dieser Handikaps kam sie zunächst recht gut voran. Dann, als sie schon die Hälfte der Strecke zum Lager bewältigt hatte, kam sie mit dem linken Fuß vom Weg ab, und als sie ihn wieder aus dem tiefen Schlamm herausziehen wollte, begann sie das Gleichgewicht zu verlieren.
Eines der beiden Zaumzeuge rutschte ihr von der Schulter, und das verunsicherte sie noch mehr. Sie versuchte, es mit einem Achselzucken wieder auf die Schulter zu befördern; doch in diesem Moment gab der Schlamm ihren Fuß
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