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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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Moschusduft ihrer Haut, nachdem sie Flicka den ganzen Nachmittag ins Auto rein- und aus dem Auto rausgehievt hatte, ein tiefer, erdiger Duft wie von morschem Holz. Wenn er wirklich hätte sichergehen wollen, dass er seinen Mann stehen würde, hätte er von Caprice verlangen müssen, ein getragenes T-Shirt von Carol überzuziehen.
    »Gehörst du auch zu diesen Mädchen, die nicht küssen? Ich hab mal gelesen, dass ihr nicht gerne küsst.«
    »Das hast du also mal gelesen. « Sie küsste ihn sanft, ohne Zunge. »Ich glaube, du hast zu viele Bücher gelesen, Freundchen.«
    Irgendetwas war mit dem Wort Freundchen . »Du lachst mich ja immer noch aus.«
    »Hast du auch irgendwo gelesen , dass das hier ’ne bierernste Veranstaltung sein muss? Du würdest dich wundern, aber manchmal hab ich ’ne Menge Spaß. Und du bist doch toll. Du bist … lustig.«
    Jackson legte sich aufs Bett, während sie sich aus dem kurzen Bleistiftrock schlängelte und ihre Jacke abstreifte; die Achtsamkeit, mit der sie die Jacke über den Stuhl hängte, hatte etwas beruhigend Häusliches. Das hautenge rote Oberteil entpuppte sich als Body; wie effizient. Carols Unterwäsche war eher schlicht … er war nicht sicher, ob er jetzt eigentlich an Carol denken sollte, wobei er offenbar keine Wahl hatte.
    Rückblickend war das der Zeitpunkt, an dem er das Licht hätte löschen sollen.
    Noch immer in ihrem roten Body, legte sich Caprice zu ihm. Sie hatte hübsche Beine. Carols Oberschenkel fingen gerade an, ein wenig … Holla, das Mädchen ging aber ran. Carol hatte nicht die Gewohnheit … Dieses Knie zwischen seinen Beinen war köstlich … Jackson zuckte zusammen, als sie etwas zu viel Druck auf seinen Hosenschlitz ausübte, doch es gelang ihm, das Zucken zu überspielen. Es war immer noch ein bisschen empfindlich, aber vielleicht war das in Ordnung, denn empfindlich war ja nichts Schlechtes. Sie öffnete ihm den Gürtel und zog den Reißverschluss auf, und er atmete heftig ein beim plötzlichen Zusammenprall mit der kalten Luft, bei der willkommenen Befreiung aus seinen Boxershorts, und er dachte, vielleicht könnte sie ihm ja zuerst einen blasen, komm, Baby, lutsch ihn mir –
    Kaum hatte Caprice ihn entblößt, da schrak sie zurück. »Was ist das denn?«
    »Was meinst du denn, was es ist?«
    Caprice zog ihr Knie zurück. »Was ist denn mit dir passiert, zur Hölle? Ist das ein Geburtsfehler?«
    »Ich bin völlig normal auf die Welt gekommen!« Oder zumindest war es das, was Carol ihm schon seit einem Jahr predigte.
    »Hör mal, tut mir leid, ich kann das nicht.« Caprice stand auf und begann wieder in ihr Kostüm zu schlüpfen.
    »Warum nicht? Ist dir mein Geld nicht gut genug? Du sollst dich nicht in mich verlieben, sondern mit mir ficken.«
    »Ich kann’s einfach nicht, es ist zu … Pass auf, so knapp bei Kasse bin ich nicht. Ich fürchte, das Hotel wirst du übernehmen müssen, aber ich kann’s einrichten, dass dir die Agentur die Kosten für den Begleitservice nicht in Rechnung stellt. Es gibt ein paar andere Seiten, die auf so was … Steht alles im Netz. Die auf … Behinderungen spezialisiert sind. Spezielle Bedürfnisse.«
    Wütend zog Jackson seinen Reißverschluss zu. »Spezielle Bedürfnisse? Ich hab ein bisschen vernarbtes Gewebe, aber ich bin doch kein Idiot!«
    »Nenn es, wie du willst, aber für mich ist das nix.« Als der Reißverschluss ihres Rockes klemmte, schien diese bislang unerschütterliche junge Frau regelrecht in Panik zu geraten, und als es ihr endlich gelang, den Reißverschluss zu bewegen, hatte sie den Ausdruck einer tüchtigen Heldin aus einem Thriller, die es soeben geschafft hat, mit einer Haarnadel das Schloss zu knacken, bevor sich der Serienkiller durchs Fenster stürzt. An der Tür erinnerte sie sich wieder an ihre guten Manieren. »Viel Glück mit dem Buch!«, sagte sie. »Ich … ich werd bestimmt danach Ausschau halten!«
    AM FOLGENDEN MORGEN war Jackson schon im Büro, als Shep eintraf. Shep war zu spät – und zwar nicht zum ersten Mal. Jackson hätte ihn gern gedeckt, aber Pogatchnik lauerte schon in seiner Bürotür. Unter dem scharfen Blick seines Arbeitgebers setzte Shep sich an seinen Platz und zog seine Schaffelljacke aus, und darunter kam ein Muskelshirt mit Hawaiimusterblüten hervor; Jackson beklagte im Stillen die neue Fleischigkeit seines Freundes, normalerweise hätte das ärmellose T-Shirt eine Muskulatur zur Schau gestellt, auf die er immer neidisch gewesen war. Shep

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