Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)
Mangel nehmen und von Ihnen wissen wollen, wie oft Sie miteinander geschlafen haben. Man wird versuchen, jemanden aus Ihrem Freundeskreis aufzutreiben, der Ihre Ehe als sozusagen unglücklich bezeichnen würde oder als sozusagen problematisch. Ich hatte eine Klientin, die sozusagen auf der Beweisebene schon gewonnen hatte; ihr Mann hatte zwanzig Jahre lang mit gesprühtem Asbest im Bereich Flammschutzmittel gearbeitet. Aber man fand heraus, dass sie während ihrer Ehe eine sozusagen lesbische Affäre hatte. Sie wollte auf keinen Fall, dass die Familie davon erfährt, und zog die Klage zurück. Es war sozusagen Erpressung. Und in Ihrem Fall, das, was Sie mir erzählt haben, dass Sie sozusagen schon die Koffer gepackt hatten und nach Afrika ziehen wollten? Wenn nötig auch allein, kurz bevor Sie erfuhren, dass Glynis Krebs hat? Ich verspreche Ihnen, man wird jemanden auftreiben, der die Geschichte kennt, und das wird ziemlich schlecht aussehen.«
»Wenn ich mich auf die Zahlung einlassen würde, wie schnell hätte ich den Scheck?«
»Sie müssten einen Geheimhaltungsvertrag unterschreiben. Aber dann hätten Sie Ihren Scheck innerhalb von kürzester Zeit. Zumal Glynis in keiner guten Verfassung ist. Sie würden sich, nun, ungern von den Ereignissen überholen lassen, wo Sie sich’s vielleicht anders überlegen könnten. Wenn es hart auf hart käme, könnte das für Sie ja ein Anreiz sein, erst recht zuzuschlagen.«
»Ich werde mit Glynis reden müssen. Aber wenn Sie uns dieses Geld so schnell wie möglich besorgen – und damit meine ich, in etwa bis Montag, nicht erst in ein paar Wochen, denn wir haben keine paar Wochen mehr –, dann, würde ich sagen, nehmen wir’s.«
Nachdem er aufgelegt hatte, dachte Shep erneut betrübt über Jackson nach. Dass sein bester Freund diese Wandlung von armer Sau zum Absahner nicht mehr erleben durfte, war eine Schande.
Kapitel 18
Shepherd Armstrong Knacker
Union Bancaire Privée Konto-Nr. 837-PO-4619
Datum: 21. Februar 2006
Geldtransfer: $ 800 000,00
Shep packte mit einer aus der Generalprobe geborenen Sicherheit. Anstatt willkürlich ein paar Geräte auszusuchen, würde er diesmal seinen ganzen getreuen Werkzeugkoffer mitnehmen, den er seit frühesten Allrounder-Tagen von Job zu Job getragen hatte. Die uralten Schraubenschlüssel, Ahlen und Zangen waren von einer Qualität, wie es sie heute nicht mehr zu kaufen gab. Er rollte das Werkzeug in eine unberührte New York Times ein und drückte die Bündel fest in die vertraute zweistöckige Kiste. Die ehemals leuchtend rote Farbe war größtenteils vom Metall abgesprungen wie bei einem heiß geliebten Kinderwägelchen. Er packte das Werkzeug dicht an dicht, damit es nicht klappern würde, ehe er die metallenen Haken schloss. Er wickelte die Kiste in eine der vielen Bettdecken, die er frohen Herzens zurückzulassen gedachte, und verschnürte sie mit Zwirn. Die Werkzeugkiste hatte dreißig Jahre unversehrt überstanden, und er wollte nicht, dass sie auf ihre alten Tage auf irgendeinem Gepäckband zerbeult wurde; es war die gleiche Sorge, wie er sie bald auf seine lebende Fracht würde verwenden müssen. Der Umstand, dass ihm die Werkzeugkiste wahrscheinlich als Übergepäck berechnet würde, war ihm herzlich egal.
Nachdem er eine neue Pumpe eingebaut hatte, wickelte er den Hochzeitsbrunnen ein und packte ihn in eine Kiste. Er holte Glynis’ Besteck aus der Küchenschublade – das Fischmesser mit der Einlegearbeit aus Bakelit, die gekrümmten Essstäbchen aus Sterlingsilber, die Eiszange aus Kupfer und Titan. Er hatte das Besteck für den Transfer schon vorab liebevoll in meergrüne Filzschichten eingeschlagen. Dann trabte er sogar noch hoch unters Dach, um den Bogen Silber mit dem nicht mal drei Zentimeter langen Einschnitt zu retten. Auch diesmal sollten der Stepper, die Salatschleuder und die ungeliebten Möbel zurückbleiben, doch jedem von Glynis’ Werken war ein Platz in der ZanAir-Arche gesichert.
Er hatte das Wetter recherchiert, ein paar leichte Kleidungsstücke würden für den Großteil des Jahres reichen, wobei er gestern noch für die Monsunzeit hochwertige Regenkleidung von Paragon erstanden hatte. Nachdem er mit der Geschäftsleitung von Fundu Lagoon gemailt hatte, war er nun auch in puncto Elektrik im Bilde. In Erwartung der europäischen 220 Volt packte er drei Adapter von Radio Shack ein, die sich auf britische Dreistiftstecker aufsetzen ließen. Nachdem er eine Handvoll Ersatzbürstenköpfe gegriffen
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