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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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der Weltfrieden in den Dynamiken der 2000er-Jahre eine wichtige Komponente darstellte, galt das auch für die weitverbreitete Auffassung, die Erfahrung des Ersten Weltkriegs würde sich nicht so schnell wiederholen.
    Im Jahr 1929 markierte ein globaler Börsenkrach den Beginn der Großen Depression. Die folgende schwere Rezession dezimierte die Regierungsressourcen, als die globale Deflation die Realzinsen in die Höhe trieb. Darauf folgte die größte Welle an Zahlungsausfällen in der Geschichte.
    2. Die Schuldenkrise der 1980er-Jahre
Warum war dieses Mal alles anders?
Das damalige Denken: Die Rohstoffpreise sind hoch, die Zinssätze niedrig, die hohen Einnahmen der Erdöl exportierenden Länder werden »recycelt«. In der Regierung sitzen kompetente Technokraten, das Geld wird für renditestarke Infrastrukturinvestitionen verwendet und Schulden werden in Form von Bankkrediten und nicht durch die Anleiheemission aufgenommen wie in der Zwischenkriegszeit der 1920er- und 1930er-Jahre. Vor dem Hintergrund, dass individuelle Banken umfangreiche Kredite vergeben, gibt es Anreize zur Informationsbeschaffung und Überwachung, um sicherzustellen, dass die Gelder gut eingesetzt und die Schulden zurückgezahlt werden.
    Nach vielen Jahren des anhaltenden Preisverfalls erwartete die Welt in den 1970er-Jahren einen starken Anstieg der Rohstoffpreise. Die rohstoffreichen Länder Lateinamerikas schienen dazu bestimmt, hohe Gewinne zu realisieren, da das Weltwachstum die Preisschraube für knappe materielle Ressourcen immer weiter in die Höhe trieb. Die globale Inflation in der entwickelten Welt hatte zu einer anhaltenden Periode anomal niedriger Realzinsen auf den Anleihemärkten der entwickelten Länder geführt. Und schließlich hatte es seit fast einer Generation im Wesentlichen keine neuen Zahlungsausfälle in Lateinamerika mehr gegeben; die letzte Welle stammte aus der Zeit der Großen Depression.
    Viele Regierungsvertreter und politische Ökonomen lobten die Kreditvergabe westlicher Banken an Entwicklungsländer. Über die Banken hieß es, sie übten eine wichtige Mittlerfunktion aus, indem sie die Ölüberschüsse der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) in Richtung der Entwicklungsländer »recycelten«. Westliche Banken waren hier involviert, weil sie dem Vernehmen nach über die notwendige Kredit- und Überwachungsexpertise verfügten, um umfangreiche Kredite an Lateinamerika und andere Entwicklungsländer zu vergeben, wobei sie für ihre Bemühungen satte Gewinne einstrichen.
    Was sich in den 1970er-Jahren zusammenbraute, endete wie so viele frühere überschwängliche Euphorien in Tränen. Steil ansteigende Realzinsen in Kombination mit einem Kollaps der globalen Rohstoffpreise bildeten den Katalysator für Mexikos Schuldenkrise im August 1982 – und kurz danach für Zahlungsausfälle von weit mehr als einem Dutzend Schwellen- und Transformationsländer, darunter Argentinien, Brasilien, Nigeria, die Philippinen und die Türkei. Als sich die reichen Länder Anfang der 1980er-Jahre bemühten, die Inflation zu zähmen, führten die drastischen Zinsanhebungen der Zentralbanken zu einem steilen Anstieg der Durchhaltekosten für Auslandsanleihen der Entwicklungsländer, deren Verzinsung typischerweise an kurzfristige Zinssätze gebunden ist (warum das so sein sollte, besprechen wir im Kapitel über Staatsschulden). Angesichts des Einbruchs der globalen Nachfrage, brachen auch die Rohstoffpreise ein, die zum Teil um mehr als 70 Prozent gegenüber ihrem Höchststand nachgaben.
    3. Die Schuldenkrise der 1990er-Jahre in Asien
Warum war dieses Mal alles anders?
Das damalige Denken: Die Region verfolgt eine konservative Fiskalpolitik, hat stabile Wechselkurse, hohe Wachstums- und Sparquoten und –soweit bekannt – keine Finanzkrisenhistorie.
    Asien war Mitte der 1990er-Jahre der Liebling des Auslandskapitals. In der gesamten Region war (1) die Sparquote der Privathaushalte außerordentlich hoch, auf die sich die Regierungen im Falle einer finanziellen Notlage verlassen konnten, die Regierungen hatten (2) relativ starke Fiskalpositionen, sodass der Großteil der Kreditvergabe an den Privatsektor erfolgte, die Währungen waren (3) quasi an den Dollar gebunden, was den Geldanlagen Sicherheit verlieh, und (4) man glaubte, asiatische Länder seien gegen Finanzkrisen immun.
    Am Ende sind selbst wachstumsstarke Länder mit einer soliden Fiskalpolitik nicht gegen Schocks immun. Eine große Schwäche war die – oft eher implizite als

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