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Diesseits vom Paradies

Diesseits vom Paradies

Titel: Diesseits vom Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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verwöhnt.
    ALEC Heute Abend wird sie ihren Meister finden.
    CECELIA Wen – Mr. Amory Blaine?
    ALEC nickt.
    CECELIA Noch hat Rosalind den Mann nicht getroffen, dem sie nicht Längen voraus ist. Ehrlich, Alec, sie behandelt [249] die Männer fürchterlich. Sie macht sie schlecht und schneidet sie und hält Verabredungen nicht ein und gähnt ihnen ins Gesicht – und sie kommen wieder und wollen mehr.
    ALEC Sie mögen das.
    CECELIA Sie hassen es. Sie ist – sie ist so eine Art Vampir, glaub ich – selbst die Mädchen tanzen nach ihrer Pfeife – aber sie hasst Mädchen.
    ALEC Persönlichkeit ist in unserer Familie reichlich vorhanden.
    CECELIA resigniert Vermutlich war der Vorrat erschöpft, bevor ich an die Reihe kam.
    ALEC Benimmt sich Rosalind anständig?
    CECELIA Nicht besonders – guter Durchschnitt eben – raucht manchmal, trinkt Punsch, lässt sich oft küssen – o ja! – das weiß jeder – eine Folgeerscheinung des Krieges, weißt du.
    MRS. CONNAGE kommt heraus Rosalind ist fast fertig, jetzt kann ich hinuntergehen und deinen Freund begrüßen.
    ALEC und seine Mutter gehen hinaus.
    ROSALIND von draußen Oh, Mutter…
    CECELIA Mutter ist nach unten gegangen.
    Und nun kommt ROSALIND herein. ROSALIND ist – ganz und gar ROSALIND . Sie ist eines jener Mädchen, die nicht die geringste Anstrengung unternehmen müssen, damit Männer sich in sie verlieben. Zwei Sorten von Männern tun es selten: Geistig träge Typen fürchten sich zumeist vor ihrer Klugheit und Intellektuelle vor ihrer Schönheit. Alle anderen verfallen ihr unweigerlich.
    [250] Wenn ROSALIND verwöhnt ist, dann ist dieser Prozess jetzt allerdings abgeschlossen, und in der Tat lässt ihr Charakter einiges zu wünschen übrig: Was sie will, das will sie, und zwar auf der Stelle, und wenn sie es nicht bekommt, macht sie ihrer Umgebung ohne Umschweife die Hölle heiß – doch im tieferen Sinne ist sie nicht verwöhnt. Ihre unverdorbene Begeisterungsfähigkeit, ihr Wille, sich weiterzuentwickeln und zu lernen, ihr unendliches Vertrauen in die Unerschöpflichkeit von Liebesaffären, ihr Mut und ihre tiefe Aufrichtigkeit – in diesen Dingen ist sie nicht verwöhnt.
    Es gibt lange Perioden, in denen sie ihre ganze Familie von Herzen verabscheut. Sie ist ziemlich prinzipienlos; ihre Philosophie heißt carpe diem für sich selbst und laisser faire für die anderen. Sie liebt schockierende Geschichten; sie hat diesen Zug ins Derbe, den man zumeist bei Menschen findet, die feinsinnig und stark zugleich sind. Sie will, dass die Leute sie mögen, aber wenn sie es nicht tun, macht es ihr kein Kopfzerbrechen und verändert sie nicht im Geringsten.
    Sie ist auf keinen Fall ein vorbildlicher Charakter.
    Die Erziehung aller schönen Frauen besteht vornehmlich darin, Männer verstehen zu lernen. ROSALIND war vom Mann als Individuum bisher ausnahmslos enttäuscht, in das männliche Geschlecht jedoch setzte sie großes Vertrauen. Frauen verabscheute sie. In ihnen sah sie Eigenschaften verkörpert, die sie an sich selbst kannte und verachtete – Neigung zu Boshaftigkeit, Selbstgefälligkeit, Feigheit und kleinlicher Unaufrichtigkeit. Einmal erklärte sie im Kreise von Freundinnen ihrer Mutter, die einzige Daseinsberechtigung der Frauen liege in der Notwendigkeit, ein störendes Element für die Männer zu sein. Sie war eine ungewöhnlich [251] gute Tänzerin, zeichnete geschickt, aber flüchtig, und verfügte über eine erstaunliche Wortgewandtheit, deren sie sich nur in Liebesbriefen bediente.
    Doch alle Kritik an ROSALIND verstummt vor ihrer Schönheit. Ihr prachtvolles blondes Haar, dessen Farbschattierung nachzuahmen die Haartönungsindustrie am Leben erhält. Ihr ewig zum Küssen verlockender Mund, klein, ein wenig sinnlich und äußerst aufregend. Graue Augen und eine makellose Haut mit zwei blassen Leberflecken. Sie war schlank und sportlich, ohne unterentwickelt zu sein, und sie durch den Raum gehen oder eine Straße entlangschlendern zu sehen war ebenso eine Freude, wie sie beim Golfspielen oder Radschlagen zu beobachten.
    Eine letzte Auszeichnung – ihrer lebhaften, impulsiven Persönlichkeit fehlte die aufgesetzte Theatralik, die AMORY bei ISABELLE bemerkt hatte. MONSIGNORE DARCY wäre bei der Frage, ob sie eine Persönlichkeit oder ein Charakter sei, in ziemliche Verlegenheit geraten. Sie war vielleicht jene köstliche unbeschreibliche Mischung, wie sie nur einmal im Jahrhundert vorkommt.
    An jenem Abend, da sie in der Gesellschaft debütiert, ist

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