Dihati Qo – Die, die sind
Fürsten gehören. Sie suchen schon seit längerem in dieser Gegend etwas oder jemanden. Vielleicht ist es ja Johann.«
»Wenn wir zu den Häschern gehörten, würden wir die Tür eintreten und die Antwort aus Euch rausprügeln, wenn nicht sogar Schlimmeres.«
»Hmm, wer weiß. Könnte eine neue Taktik sein.«
»Ich glaube Todesangst einflößen und Exempel statuieren, waren bis jetzt effektiv genug.«
»Na gut, ein Punkt für Euch. Der Johann, den Ihr sucht, ist immer noch ein Narr bunter Wollmützen. Zwei Meilen westlich von hier hat er sein Gehöft. Einst groß und prächtig, jetzt zum größten Teil niedergebrannt. Aber verratet ihm ja nicht, dass Ihr von mir wisst, wo er wohnt.«
»Aber selbstverständlich nicht. Wie war doch gleich Euer Name?«
» Verschwindet! «
Norak musste innerlich lachen. Die gute Seele hatte ihnen geholfen und abermals hatten sie Glück und waren auf der richtigen Fährte. Den Scherz konnte er sich trotzdem nicht verkneifen. Ihn wunderte es, dass er immer noch zu Späßen aufgelegt war. Doch das Lachen verging ihm schnell.
Pferdehufe trommelten auf festgestampften Boden und ein Trupp von neun Reitern preschte ins Dorf. Die Reiter stiegen ab und der Anführer bellte Befehle. »Durchsucht jedes Haus, befragt die Leute. Sie müssen hier irgendwo sein. Wenn ihr nichts findet, brennt alles nieder!«
Sie hatten die Leute in Gefahr gebracht. Nicht nur hier, sondern alle im ganzen Tal. Die Freunde lebten seit Wochen mit der Gefahr. Sie hatten sich damit abgefunden, es war ihre eigene Entscheidung. Doch durch ihr Handeln setzten sie auch das Leben anderer aufs Spiel. Wie ihnen die Reiter deutlich vor Augen führten.
Nunmehr konnten sie nichts für diese Leute tun. Sich dem Kampf stellen, hieße sterben. Die Siedlung verschonte man trotzdem nicht. Den Leuten im Tal konnten sie nicht mehr helfen. Den Leuten außerhalb des Tals schon. Dazu mussten sie Johann finden.
Während die Reiter in die Häuser eindrangen und die Bewohner auf die Straße zerrten, schlichen die Freunde durch eine Gasse Richtung Waldrand. Im Schutz des Waldes entfernten sie sich von der Siedlung, bis sie in sicherem Abstand nach Westen abbogen.
21
Sie umgingen auf ihrem Weg zu Johanns Hof mehrere Spähtrupps. Die Söldner führten Wölfe bei sich, aber keines der Tiere hatte sie gewittert. Die Soldaten konzentrierten sich auf die Durchsuchung der Häuser, nicht auf das Durchkämmen der Umgebung.
Nach den angegebenen zwei Meilen lag das Gehöft vor ihnen. Fackeln waren in einem Karree postiert und beleuchteten den Hof des Guts.
Innerhalb des Vierecks umringten Söldner ein Bauernpaar samt Kind. Das Kind war jung. Sechs, höchstens acht Winter hatte es erlebt. Es weinte und die Bauersfrau versuchte, es zu trösten.
Norak und Eric teilten einen wissenden Blick. Sie hatten den Prinzen vor sich. Also war er noch nicht tot. Die Betonung lag auf ›noch nicht‹.
Die Freunde schlichen näher heran, um zu lauschen. Der Anführer der Soldaten sprach mit dem Mann, den sie für Johann hielten. »… Gespräch belauscht, ja solche Sachen machen wir«, die Stimme troff vor Sarkasmus, »bei dem jemand doch tatsächlich bemerkte, dass Du«, und dabei deutete er auf Johann, »Dich eines Kindes angenommen hast, welches nicht Dein eigenes ist.«
Er ging zu dem Kind und strich ihm über das Haar. Die Frau entriss es seinem Griff. Der Soldat lächelte. »Abgesehen von der Bewunderung für diese selbstlose Tat, einen Waisenjungen bei Dir aufzunehmen, fällt uns doch auf, dass dies ungefähr zu der Zeit geschah, als dieser altersschwache Krüppel von einem König starb. Ach, wie war doch gleich sein Name …«
» Poran! «, donnerte ihm Johann entgegen. »Und wenn er noch leben würde, trautet Ihr Gesindel Euch nicht …« Eine schallende Ohrfeige unterbrach seine Erwiderung. Sein Kopf flog herum und versuchte das Blut der aufgeplatzten Lippe einzuholen.
In einer theatralischen Geste hob der Anführer eine Hand zur Nase und rieb sich den Nasenrücken mit zwei Fingern. Nach dieser, für ihn rüden Unterbrechung, musste er sich sammeln. »Nun, Bauer , wir haben Grund zu der Annahme, dass dieses Balg «, er spuckte das Wort aus und deutete dabei auf das Kind, »der Sohn dieses verstorbenen Königs ist, dessen Namen Du nie wieder aussprechen wirst, oder ich schneide Dir die Zunge häppchenweise heraus!«
Johann blieb standhaft. Er hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen. Er fürchtete sich nicht. Den Kopf hoch, Rücken und
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